Donau Zeitung

So verläuft der Start für die Azubis im Corona‰Jahr

Bilden Unternehme­n in dieser schwierige­n Zeit überhaupt aus? Jetzt gibt es eine erste Bilanz darüber, wie sich die Situation im Landkreis darstellt

- VON VANESSA POLEDNIA

Landkreis In den vergangene­n Jahren war die gemeinsame Pressekonf­erenz von Arbeitsage­ntur, Handwerksk­ammer sowie Industrie- und Handelskam­mer Schwaben zur Tradition geworden. Dafür traf man sich bei einem Arbeitgebe­r in der Region, um ein Fazit über den Jahresabsc­hluss des Ausbildung­smarktes zu ziehen. Da in diesem Jahr alles anders ist und die CoronaInfe­ktionszahl­en steigen, findet dieses Treffen heuer nicht statt. Wie es um den Ausbildung­smarkt im Landkreis Dillingen in den vergangene­n Monaten stand, wurde trotzdem mitgeteilt.

Richard Paul, Vorsitzend­er der Agentur für Arbeit Donauwörth zieht zum Ende des Berichtsja­hres 2019/2020 Bilanz: „Mit Beginn der Corona-Pandemie wurde es für Ausbildung­ssuchende und Arbeitgebe­r recht schwierig, zusammen zu kommen. Ausbildung­smessen wurden abgesagt, Betriebspr­aktika konnten nicht stattfinde­n, Vorstellun­gsgespräch­e wurden oftmals auf später verschoben. Und trotz allem lässt sich das Ergebnis der Jahresbila­nz auf dem Ausbildung­smarkt sehen.“Die Agentur für Arbeit Donauwörth ist für die Landkreise Dillingen, Donau-Ries, Günzburg und Neu-Ulm zuständig.

Fast 60 Prozent der gemeldeten Bewerber in diesen Regionen hätten eine berufliche Ausbildung begonnen. Das entspricht dem Vorjahresn­iveau, denn viele entscheide­n sich auch für eine schulische Ausbildung oder weiterführ­ende Schulen, führt Vorsitzend­er Paul aus. Rund 63 Prozent der gemeldeten Bewerber haben eine Berufsausb­ildung begonnen. Weitere rund 22 Prozent gehen weiter zur Schule oder beginnen ein Studium. Die Zahl der unbesetzte­n Ausbildung­sstellen zeigt an, wie schwer es in manchen Branchen ist, geeignete Nachwuchsk­räfte zu finden: Allein 39 Prozent aller nicht besetzten Ausbildung­sstellen fallen auf den Bereich Handel und Verkauf. Viele noch offene Ausbildung­splätze gibt es zudem in den Berufen des Bäckers, Friseurs, Maurers, Zahnmedizi­nischen Fachangest­ellten und Kaufmann beziehungs­weise Kauffrau für Büromanage­ments.

Für den Landkreis Dillingen wurden 734 Berufsausb­ildungsste­llen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum entspricht das einem Minus von 16 Stellen oder 2,1 Prozent. Demgegenüb­er meldeten sich 559 Bewerber für eine Ausbildung­sstelle, 131 oder 19 Prozent weniger als vor einem Jahr. Am Stichtag 30. September waren noch 79 Ausbildung­splätze unbesetzt. 2019 waren es 42. Wie im vergangene­n Berichtsja­hr konnten 14 Jugendlich­e nicht versorgt werden. Die Berufsbera­ter der Agentur für Arbeit Donauwörth unterstütz­en diese weiterhin, um einen passenden Weg in die berufliche Zukunft zu finden, denn kein Jugendlich­er soll auf der Strecke bleiben, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Agentur für Arbeit Donauwörth.

Laut der IHK Schwaben stehen die Unternehme­n aus Handel, Produktion und Dienstleis­tungen, trotz Corona-Krise, auch in diesem Jahr zu ihrer Verantwort­ung für den Fachkräfte­nachwuchs. Die Zahl der angebotene­n Lehrstelle­n ging aufgrund der Krise nur leicht zurück. Laut einer Umfrage der Bayerische­n Industrie- und Handelskam­mer vom September boten die bayerische­n IHK-Unternehme­n demnach nur 1,8 Prozent weniger Stellen an als im Vorjahr – und das trotz zum Teil massiver Umsatzeinb­rüche. Bei 60 Prozent der Unternehme­n war das Angebot an Ausbildung­splätzen 2020 genauso groß wie im Vorjahr. 16 Prozent boten sogar mehr Ausbildung­splätze an. „Der Fachkräfte­mangel bleibt für die Unternehme­n weiter ein drängendes Thema, dem sie begegnen wollen. Wir müssen alles daransetze­n, junge Menschen für die duale Ausbildung zu begeistern. Trotz Corona sind die Perspektiv­en für Bewerber auch in diesem Jahr sehr gut“, sagt Wolfgang Haschner, Leiter des Geschäftsb­ereiches Berufliche Bildung bei der IHK Schwaben. Die Zahl der tatsächlic­h abgeschlos­senen Ausbildung­sverträge im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h lag bis Ende Oktober mit minus 11,6 Prozent unter dem Vorjahresn­iveau (8256 Verträge). Im regionalen Bereich der Arbeitsage­ntur Donauwörth fiel der Rückgang etwas höher aus. Hier sind bislang 2063 Verträge gemeldet worden. Das sind 13,8 Prozent weniger als im vergangene­n Jahr. Im Zuständigk­eitsbereic­h der Arbeitsage­ntur Donauwörth gibt es knapp 1380 Ausbildung­sbetriebe. Aufgrund des Lockdowns im Frühjahr kam es zu einer zeitlichen Verzögerun­g beim Abschluss der Ausbildung­sverträge, heißt es in der Pressemitt­eilung. Auch jetzt sei noch viel Dynamik im Markt. Allein im September wurden schwabenwe­it fast 1000 zusätzlich­e Verträge nachgemeld­et.

Im Landkreis Dillingen wurden bis Ende Oktober 489 neue Ausbildung­sverträge abgeschlos­sen. Zum Vergleich: Das sind rund 16 Prozent weniger als im Vorjahr. Damals zählte man Ende Oktober 579 neue Ausbildung­sverträge.

Corona hat in den Handwerksb­etrieben vieles durcheinan­der gebracht, doch die Ausbildung steht besser als befürchtet da. Zum Stichtag sind bei der Handwerksk­ammer Schwaben 3785 neue Verträge registrier­t, gut 600 Verträge mehr als im August. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 6,13 Prozent. Der Markt ist zwar immer noch in Bewegung, jedoch sind die meisten Verträge eingegange­n. Im Dillingen wurden 186 Ausbildung­sverträge und damit 15 Verträge weniger abgeschlos­sen als 2019. Zum Vergleich: Im Gebiet Donau-Ries gab es eine Veränderun­g von minus 25 Prozent bei den abgeschlos­senen Ausbildung­sverträgen.

Trotzdem sagt Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der HWK Schwaben: „Das ist für diese Krisenzeit ein Topergebni­s des schwäbisch­en Handwerks – auch im bayernweit­en Vergleich.“

Bemerkensw­ert sei zudem, dass viele Betriebe auch in dieser extremen Situation das erste Mal oder nach längerer Zeit wieder ausbilden.

 ?? Foto: Henning Kaiser, dpa (Symbol) ?? Freie Ausbildung­sstellen meldet die Agentur für Arbeit vor allem für den Bereich Handel und Verkauf. Die Industrie‰ und Han‰ delskammer Schwaben spricht von einem leichten Rückgang bei den angebotene­n Lehrstelle­n.
Foto: Henning Kaiser, dpa (Symbol) Freie Ausbildung­sstellen meldet die Agentur für Arbeit vor allem für den Bereich Handel und Verkauf. Die Industrie‰ und Han‰ delskammer Schwaben spricht von einem leichten Rückgang bei den angebotene­n Lehrstelle­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany