Es braucht mehr Aufklärung
Ganz egal, wie man zum Thema Schwangerschaftsabbruch steht, eins ist klar: Die aktuelle Lage macht es den betroffenen Frauen schwer, sich ausreichend zu informieren. In Deutschland gibt es knapp 19 000 Frauenärzte. Von diesen führen aber nur ungefähr fünf Prozent Abbrüche durch. Und es werden immer weniger Ärzte. Von diesen wieder steht nur ein geringer Bruchteil in einer öffentlich einsehbaren Liste der Bundesärztekammer. Manche Ärzte haben moralische Gründe oder fürchten gesellschaftliche und rechtliche Konsequenzen. Das bedeutet: Auf immer weniger Praxen verteilt sich die gleiche Anzahl an Hilfe suchenden Frauen. Der Anteil an Abbrüchen ist in den vergangenen Jahren gleich geblieben. Frauen aus dem Landkreis Dillingen müssen schon jetzt teils über eine Stunde fahren, um einen Arzt zu finden, der einen Abbruch durchführt. Gerade in Zeiten von Corona wird die Suche nicht leichter. In Bayern gibt es wohl 92 Ärzte, die den Eingriff anbieten. Insgesamt seien viele allerdings schon über das Renteneintrittsalter hinaus und damit in der Risikogruppe – praktizieren also aktuell nicht oder nur in dringenden Fällen und gehen bald komplett in den Ruhestand.
Frauen entscheiden sich aus verschiedenen Gründen für eine Abtreibung. Es können medizinische sein. Das Leben von Frau oder Kind kann bedroht sein. Vielleicht ist die Frau aber auch nach einer Vergewaltigung schwanger geworden und will das Kind deswegen nicht. Der wohl häufigste Grund für einen Abbruch sind ungewollte Schwangerschaften. Damit es gar nicht erst so weit kommt, braucht es eine bessere sexuelle Aufklärung. Grundsätzlich geht es um eine notwendige Diskussion über ein Tabuthema. Das keines mehr sein sollte.