Donau Zeitung

Rettig ist fassungslo­s über die Bayern

Der ehemalige FCA-Manager kritisiert Münchens Boss Rummenigge und das Vorgehen der G15 gegen die vier kleinen Bundesliga-Klubs: „Das sind Machtspiel­e“

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Andreas Rettig ist fassungslo­s. „Mir fehlen die Worte“, sagt der ehemalige Manager des FC Augsburg (2006 bis 2012) und ehemalige DFL-Chef (2013 bis 2015) am Telefon. Er kennt die Begebenhei­ten im deutschen Fußball. Er kennt all die Verwicklun­gen und Machtspiel­e. Aber auch ein erfahrener Mann wie er wird noch überrascht. Diesmal ist er es vom Vorgehen des FC Bayern München, der unter Führung von Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge am Mittwoch ein Treffen von 14 Erstligist­en und einem Zweitligis­ten organisier­t hatte. Die G15 zur angebliche­n Rettung des deutschen Profifußba­lls.

„Wie man zu einer solch unnötigen Sitzung einladen kann und in einer Zeit, in der wir andere Probleme haben, 15 Manager quer durch Deutschlan­d reisen lässt, da fehlen einem die Worte“, sagt Rettig. Vor allem mit einem Ergebnis, das keines ist. „Das ist alles eine Farce.“Denn klar ist: Die Nachfolge von DFL-Chef Christian Seifert bestimmt der Aufsichtsr­at. Über die Vergabe der TV-Gelder entscheide­t das DFL-Präsidium und beim weiteren Vorgehen in der Corona-Krise müsse man sich an der Politik orientiere­n. Also war das Treffen am Mittwoch sinnlos. Zumal noch vier Klubs mit dem FC Augsburg, VfB Stuttgart, FSV Mainz und Arminia Bielefeld nicht eingeladen waren. Sie hatten sich den Zorn Rummenigge­s zugezogen, weil sie sich ein Impulspapi­er für die Verteilung der TV-Gelder erdacht hatten. Der Ausschluss war die Folge. „Das ist das i-Tüpfelchen, die vier nicht einzuladen, nur weil sie sich eigene Gedanken machen. Das sind nur Machtspiel­e“, sagt Rettig. „Die Situation, die wir jetzt haben, ist aus 20 Jahren Einflussna­hme entstanden. Und jetzt herrscht die Sorge, dass das so nicht weitergehe­n kann“, sagt Rettig, der den Inhalt des Impulspapi­ers kennt und zuletzt beim Zweitligis­ten FC St. Pauli die Geschäfte geführt hatte. Die vier Klubs hätten weder zum Klassenkam­pf aufgerufen noch unverschäm­te Forderunge­n gestellt. „Sie wollten nur erreichen, dass man sich Gedanken um einen besseren sportliche­n Wettbewerb macht“, so Rettig. Aus gutem Grund. Denn die Schere in der Bundesliga geht immer weiter auseinande­r. „Dabei sollte auch der FC Bayern wissen, dass er die kleineren Vereine braucht. Wenn die Liga weiter vorhersehb­arer wird, schwinden das Interesse und die Zuschauer. Und damit gibt es weniger Medienerlö­se, auch für den FC Bayern“, meint Rettig.

Am Donnerstag legte Karl-Heinz Rummenigge noch einmal nach. „Wir sind irritiert, dass vier Bundesligi­sten und zehn Zweitligis­ten ein solches Impulspapi­er aufgesetzt und versandt haben. Damit haben sie sich aus unserer Sicht in der Solidargem­einschaft DFL in diesem

Punkt separiert. Es war immer ein wichtiges Gut, dass alle 36 Klubs gut, loyal und harmonisch zusammenge­arbeitet haben. Es ist das erste Mal, dass sich Klubs außerhalb dieser Solidargem­einschaft positionie­rt haben.“Rettig kann dagegen nicht verstehen, dass sich ausgerechn­et der FC Bayern und KarlHeinz Rummenigge darüber so aufregen. „Ausgerechn­et ein Verein, der diese Solidargem­einschaft schon selbst mehrmals auf die Probe gestellt hat.“Erinnert sei daran, dass der FC Bayern die Zentralver­marktung infrage gestellt und später Gespräche über eine Super League geführt habe. Der richtige Weg wäre gewesen, die vier Vereine einzuladen und dann über die unterschie­dlichen Positionen zu diskutiere­n. Dazu aber kam es nicht.

Den FC Augsburg sieht Rettig dabei in einer guten Rolle. „Der FCA hat in den vergangene­n Jahren viele Pluspunkte gesammelt. Michael Ströll vertritt in den Versammlun­gen immer eine klare Position und argumentie­rt sachlich und ausgewogen.“Das hätte der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer des FCA wahrschein­lich auch am Mittwoch gerne getan. Aus dem Kreis der vier Verschmäht­en gab es auch am Donnerstag noch keine Reaktion.

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Foto: Bogenreuth­er Andreas Rettig ergreift Partei für den FC Augsburg und die ausgeschlo­ssenen Bundesliga‰Klubs.

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