So läuft das Carsharing in Wertingen
Das Konzept, sich mit anderen ein Auto zu teilen, ist in der Zusamstadt seit einem Jahr etabliert. Zeit für eine Zwischenbilanz, die stark von Corona beeinflusst ist
Wertingen Seit einem Jahr gibt es in Wertingen Carsharing. Drei Autos stehen vor dem Schloss zur Ausleihe bereit. Ein Opel Corsa (Benzin), ein Neunsitzer Opel Vivaro (Diesel) und ein Renault Zoe (Elektro). Alle drei Modelle sind mit einem Navigationsgerät, einer Freisprechanlage und einer Tankkarte ausgestattet. Die Nutzung ist denkbar einfach.
28 Kunden nutzen das zeitgemäße, umweltschonende Angebot der Stadt Wertingen und der Stadtwerke Augsburg. Einer davon ist Alfred Schneid, Stadtrat und stellvertretender Landrat. Er bevorzugt das E-Mobil für seine Dienstfahrten. Grundsätzlich findet er Carsharing eine „großartige, umweltschonende Sache“und ist von dem Projekt sehr begeistert. Wie Schneid nutzen auch gerne Vereine und Jugendgruppen den Dienst. Für sie ist der Kleinbus eigentlich ideal geeignet – allerdings ist die Nutzung wegen der aktuellen Lage „schwierig“, sagt Schneid.
Das Projekt Carsharing sei sehr gut und erfolgreich angelaufen, berichtet Bürgermeister Willy Lehmeier. „Allerdings ist die Auslastung der Autos mit Beginn der Pandemie deutlich zurückgegangen.“Die aktuelle Situation sei dafür verantwortlich, dass die Ausleihzahlen im Frühling und im Sommer gesunken sind. Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, „sollen die Menschen zu Hause bleiben, das hat auch weniger Mobilität zur Folge“, sagt Lehmeier. „Homeoffice, Kurzarbeit, reduzierte Kontaktaufnahme wirken sich auch auf die Ausleihzahlen beim Carsharing aus“, so der Bürgermeister.
Angst vor einer Übertragung des Virus im Leihwagen brauche man nicht zu haben, denn die Autos würden regelmäßig gründlich gereinigt, betont er und zeigt sich grundsätzlich überzeugt von dem modernen Modell der bedarfsorientierten und gemeinsamen Nutzung eines Autos.
Wertingen wachse im Schnitt um zwei Prozent jährlich, dies bedeute gleichzeitig fünf Prozent mehr Verkehr. „Dem müssen wir entgegenwirken, ein Umdenken ist gefragt“, sagt Lehmeier. „Wir brauchen neue Wege, um mobil zu bleiben.“
Gerade im ländlichen Bereich ist die Mobilität ein wichtiges Thema. Gibt es keine ausreichende Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, bleibt oft nur das Auto als Fortbewegungsmittel. Deshalb halten sich vielen Haushalte Zweitund Drittfahrzeuge. „Das sind überwiegend Stehfahrzeuge, sie stehen die meiste Zeit in der Garage“, sagt Lehmeier. Er sieht im umweltschonenden Carsharing eine Antwort auf wichtige Alltagsfragen – „Wie komme ich zum Arzt, zur Bank oder zum Bahnhof?“Zusätzlich lasse sich Geld für die Anschaffung und die laufenden Kosten eines Privatwagens sparen, so der Bürgermeister.
Auch Alfred Schneid will den Ausleihdienst in Zukunft als Ersatz für seinen Zweitwagen nutzen. „Wenn unser Zweitwagen den Geist aufgibt, nutzen wir stattdessen das Carsharing. Ein Vorteil – wir müssen uns dann nicht mehr um die Wartung kümmern“, betont er.
Lehmeier freut sich über eine wieder steigende Auslastung im September. Doch wie sich die neuen Beschränkungen auswirken werden, „darüber können wir nur spekulieren,“gibt er zu bedenken.
Wer sich für das Carsharing interessiert, so geht es: Mit einer einmaligen Aufnahmegebühr, einer monatlichen Grundgebühr und einem Sicherheitspaket ist die Kundenkarte im Bürgerbüro Wertingen oder online über die Homepage der SWA erhältlich. Aufgrund der Pandemie ist der Bürgerservice nur mit vorheriger Terminvereinbarung möglich. Nach Vorlage von Ausweis und Führerschein kann das entsprechende Fahrzeug über Smartphone, das Internet und Telefon gebucht werden.
Das Auto öffnet sich mit der Kundenkarte. Mit einem Code gelangt man zum Autoschlüssel im Handschuhfach, und die Fahrt kann beginnen. Im Innern des Autos befindet sich eine Tankkarte. Wartung und Säuberung gehören zum Service dazu.