Die Familie geht vor
Panther-Verteidiger Patrick McNeill bleibt vorerst in Kanada, damit seine Frau Karriere machen kann. Augsburg sucht jetzt Ersatz – und kann vielleicht vom Chaos in Krefeld profitieren
Augsburg Bis zum Wochenende hatte es so ausgesehen, als könnten die Augsburger Panther das muntere Treiben auf dem Transfermarkt in aller Ruhe beobachten. Der Kader des DEL-Klubs hat im Sturm zwar noch drei offene Ausländerpositionen. Diese sollen aber aus Kostengründen erst einmal nicht besetzt werden. Von knapp sieben Millionen haben die Panther ihren Etat inmitten der Corona-Krise auf 2,5 Millionen eingedampft. Plötzlich aber muss sich Hauptgesellschafter Lothar Sigl doch noch um neues Personal bemühen. Denn mit Patrick McNeill kehrt ein wichtiger Verteidiger vorerst nicht aus Kanada nach Augsburg zurück.
Die Frau des 33-Jährigen habe „eine berufliche Karrierechance erhalten, die sie nicht ablehnen konnte und auch unsere Kinder haben sich in Kanada wieder gut eingelebt. Speziell in Zeiten der Pandemie wollen wir vorerst als Familie zusammen in Kanada bleiben und uns nicht räumlich trennen“, wird McNeill in einer Mitteilung des Klubs zitiert. Der Vertrag des zweifachen Vaters wurde temporär ausgesetzt. Es besteht die leise Hoffnung, dass der Verteidiger im Laufe der Saison doch noch einfliegt. Sigl hält ihm zumindest alle Türen offen. Er lege großen Wert darauf, dass McNeill weiter ein Spieler der Augsburger Panther sei und jederzeit zurückkommen könne.
McNeills Entscheidung reißt allerdings eine Lücke, die Nachwuchsmann Niklas Länger (noch) nicht füllen kann. Zudem fehlt der 19-Jährige fast den ganzen Dezember, da er für die U20-Weltmeisterschaft nominiert wurde. Also läuft inzwischen die Suche nach einem Ersatzmann auf Hochtouren. Im Idealfall braucht der keine lange Eingewöhnungszeit an das Niveau der DEL, denn die Vorbereitung ist in diesem Jahr mit zweieinhalb Wochen extrem kurz. Der ERC Ingolstadt hat in den vergangenen Tagen gezeigt, wie so etwas funktionieren kann. Der dortige Sportdirektor Larry Mitchell hat mit Louis-Marc Aubry (in Berlin aussortiert) und Daniel Pietta (in Krefeld aussortiert) zwei DEL-erfahrene Profis verpflichtet.
Vor allem in Krefeld könnten sich in den kommenden Tagen weitere Optionen ergeben, denn dort gärt es hinter den Kulissen. Vor einem Spiel des Magenta-Cups hatte die Mannschaft vergangene Woche nahezu komplett auf das Aufwärmen verzichtet. Die Aktion war offenbar als Protest gegen eine weitere Gehaltskürzung gedacht, die der Mannschaft sehr kurzfristig angekündigt worden war. Hintergrund ist eine „maximal schwierige wirtschaftliche Situation“, wie die Westdeutsche Zeitung Krefelds Geschäftsführer Sergey Saveljev zitiert. Den Profis soll auch übel aufgestoßen haben, dass der Verein nur für das Vorbereitungsturnier gleich vier neue Profis aus Nordamerika hat einfliegen lassen. Deren sportliche Zukunft steht in den Sternen.
Trainer Glen Hannon war das zu viel, er warf am Sonntag das Handtuch und verließ Krefeld auf eigenen Wunsch. Vielleicht folgt ihm in Kürze der ein oder andere Spieler.