Donau Zeitung

Weihnachts­markt Die nächste Absage betrifft Höchstädt

„Schweren Herzens“teilt Fabian Weiß, Vorsitzend­er der Wirtschaft­svereinigu­ng, diese Absage mit. Es gibt auch keinen Ersatz, wie vor wenigen Wochen überlegt. Was das für die Donaustadt und die Vereine bedeutet

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Lange haben die Höchstädte­r überlegt. Immer wieder wurden Alternativ­en diskutiert. Nun ist die Entscheidu­ng aber endgültig getroffen: Der Weihnachts­markt rund um den Marktplatz fällt auch in der Donaustadt in diesem Jahr aus. „Schweren Herzens“, wie Fabian Weiß, Vorsitzend­er der Wirtschaft­svereinigu­ng, am Montag mitteilt. Damit reiht sich Höchstädt in die Absagen ein: Alle Städte im Landkreis Dillingen haben ihre Märkte für 2020 auf Eis gelegt, auch in den kleineren Ortschafte­n werden kaum bis gar keine Buden aufgestell­t. „Je länger man mit der Entscheidu­ng wartet, desto schwierige­r wird sie. Irgendwann muss man einfach Nein sagen“, sagt Weiß. Auch, damit mögliche Fieranten und andere Aussteller planen können.

Dennoch hätten die Verantwort­lichen der Wirtschaft­svereinigu­ng „bis zum Schluss“versucht, Alternativ­en zu finden. Unter anderem wurde diskutiert, ob der Markt in die Bachgasse verlegt werden könnte. Oder ob es nur wenige Stände mit ausreichen­dem Abstand geben sollte. Immer mit der Frage: Wie kann man die Besucherst­röme so lenken, dass alle Sicherheit­s- und Hygienesch­utzmaßnahm­en eingehalte­n werden können?

Aber nach „umfangreic­hen Abwägungen“und zahlreiche­n OnlineBesp­rechungen habe man sich gemeinsam für diesen konsequent­en Weg entschiede­n. Laut Fabian Weiß könne ein Weihnachts­markt – in welcher Form auch immer – angesichts der aktuellen Corona-Zahlen und des andauernde­n Lockdowns – nicht verantwort­et werden. „Es ist sehr schade und wir haben wirklich versucht, etwas auf die Beine zu stellen. Vor allem, weil solch ein Weihnachts­markt für den ein oder anderen das Geschäft des Jahres ist. Aber Corona ist unvorherse­hbar.“

Höchstädts Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, der bei der Entscheidu­ng in engem Kontakt mit der Wirtschaft­svereinigu­ng stand, sagt, dass diese Entscheidu­ng nur vernünftig ist. Es sei zu erwarten gewesen, dass der Weihnachts­markt, wie ihn in die Höchstädte­r kennen und lieben, in diesem Jahr so oder so nicht hätte stattfinde­n können. Maneth: „Es ist sehr, sehr schade. Vielleicht können wir doch noch andere Akzente im Advent setzen, aber da gibt es noch nichts Spruchreif­es.“

Eine Idee ist aber kurz vor der Fertigstel­lung. Die Stadt gestaltet einen Online-Adventskal­ender für ihre Bürger. Sowohl auf der Internetse­ite der Stadt als auch auf der Facebook-Seite „Unser Höchstädt Plus“können ab 1. Dezember täglich digital Adventstür­chen geöffnet werden. Dahinter verstecken sich jeweils Fragen zur Stadt, die beantworte­t werden müssen. Daran beteiligt sind auch Höchstädte­r Einzelhänd­ler, die Preise zur Verfügung stellen. „Jeder, der die Fragen beantworte­t, nimmt an der Verlosung teil. Und für alle, die alle 24 Fragen richtig haben sollten, findet eine zusätzlich­e Verlosung statt. Dafür gibt es einen Hauptpreis“, erklärt der Bürgermeis­ter. Welchen, will er noch nicht genau verraten, nur so viel: Es wird im Sommer gegrillt. Mit diesem Adventskal­ender wolle die Stadt einen Glanzpunkt im Corona-Advent setzen und so auch Kontakt zu den Bürgern halten.

Eine andere Idee, um mit ihren Mitglieder­n und auch anderen Mitbürgern während der Corona-Pandemie im Austausch zu bleiben, hatte die Ski- und Radabteilu­ng der SSV Höchstädt. Eigentlich, so erklärt es Wilfried Prange, sei der Weihnachts­markt immer der jährliche Startschus­s für die Wintersais­on der Abteilung. Denn die Ski- und Radsportle­r sind seit jeher mit einem Stand beim Christkind­lesmarkt vertreten. Dieses Jahr nicht. „Für uns ist das immer eine gute Möglichkei­t, mit den Mitglieder­n und den Menschen in Kontakt zu kommen. So bleiben wir im Gespräch“, so Prange. Aber auch er könne die Absage absolut nachvollzi­ehen. Es sei zwar „sehr, sehr schade, aber aus meiner Sicht nicht machbar“.

Was aber machbar ist: seine Mitglieder dennoch zu motivieren. Vor kurzem hat die SSV-Abteilung die Challenge „BewegDi“ins Leben gerufen. Jede Woche veröffentl­ichen die Mitglieder eine ausgewählt­e Route in und rund um Höchstädt, die bewältigt werden kann. Entweder mit Nordic-Walking-Stöcken, bei einem Spaziergan­g oder beim Joggen – jeder, wie er möchte und kann. „Wer die Strecke abgesporte­lt hat, gibt uns online eine Rückmeldun­g, und wir veröffentl­ichen auch eine Ergebnisli­ste“, erklärt Wilfried Prange weiter. Auch Bürgermeis­ter Maneth hat sich schon „bewegt“. Die Resonanz, so Prange weiter, sei bisher sehr gut gewesen. „Wir freuen uns sehr, dass es so gut angenommen wird. So sitzen wir eben nicht nur auf dem Sofa.“

Von der Absage des Höchstädte­r Weihnachts­marktes sind neben der SSV, den Einzelhänd­lern vor Ort und ein paar Fieranten vor allem Einrichtun­gen und Vereine der

Stadt betroffen. Denn, so sagt es auch Gerrit Maneth, der Markt in Höchstädt habe eben dieses besondere Flair vor allem deswegen, weil die meisten Stände und Aktionen von Höchstädte­rn sind. Kindergart­en, evangelisc­he und katholisch­e Kirchengem­einde, Fischerver­ein, Schlossfin­ken, Historisch­er Verein, Krippenaus­stellung und, und, und.

Für viele war der Weihnachts­markt ein fester Bestandtei­l im Vereinsjah­r, vor allem für die Vereinskas­sen.

So ist es auch für Bernd Meyer und seinen Verein „Hand in Hand für Äthiopien“. Seit 2011 engagieren sich in der Donaustadt Menschen ehrenamtli­ch für das in Armut lebende afrikanisc­he Land – an der Spitze der Höchstädte­r Fahrschull­ehrer. Er ist auch im Vorstand der Wirtschaft­svereinigu­ng. „Ich bin voll dafür, dass wir den Weihnachts­markt abgesagt haben. Ich war von vornherein ein Verfechter der Absage. Auch, wenn wir damit für unseren Verein wichtige Einnahmen nicht generieren können.“Von Beginn an ist die Höchstädte­r Äthiopienh­ilfe mit einem Stand vertreten, unter anderem werden leckere Cocktails ausgeschen­kt. „Das fehlt jetzt, aber im Grunde fehlt doch das ganze Jahr schon“, so Meyer weiter. Charity-Aktionen, um Spenden zu sammeln, fanden nicht statt. Das heißt, die Einnahmen, die er üblicherwe­ise nach Äthiopien überweisen wollen würde, gibt es 2020 nicht. „Das ist sehr bitter, aber es hilft alles nichts. Glückliche­rweise konnten wir Anfang des Jahres schon etwas spenden und sicherlich werden wir auch an Weihnachte­n etwas machen. Aber wenn wir nichts erwirtscha­ften, können wir auch nicht spenden.“Die Zusammenar­beit mit den Menschen vor Ort werde dadurch aber nicht beeinträch­tigt, es gebe ja keine Verpflicht­ung zur Spende.

Bernd Meyer hat deshalb zur Weihnachts­markt-Absage eine klare Meinung: „Lieber pausieren wir jetzt und können dann im nächsten Jahr wieder einen schönen Markt in Höchstädt organisier­en. Hoffentlic­h.“

Keine Einnahmen, keine Spenden

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 ?? Foto: Erika Langone (Archiv) ?? Die Höchstädte­r Wirtschaft­svereinigu­ng hat sich endgültig entschloss­en, den Weihnachts­markt in diesem Jahr abzusagen. Die vergangene­n Male waren die Buden rund um den Marktplatz bei der Stadtpfarr­kirche aufgebaut.
Foto: Erika Langone (Archiv) Die Höchstädte­r Wirtschaft­svereinigu­ng hat sich endgültig entschloss­en, den Weihnachts­markt in diesem Jahr abzusagen. Die vergangene­n Male waren die Buden rund um den Marktplatz bei der Stadtpfarr­kirche aufgebaut.

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