Donau Zeitung

Wie geht es unseren Schulen im Landkreis?

Im Landkreis Dillingen sind Schüler, Lehrer oder gleich ganze Klassen in Quarantäne

- VON CORDULA HOMANN

Die Corona-Pandemie hat auch die Schulen fest im Griff. Mehrere Klassen sind in Quarantäne. Was bedeutet das?

Landkreis An der Gundelfing­er Grundschul­e ist eine Klasse samt ihrer Lehrer in Quarantäne. 18 Schüler sind davon betroffen. An der Wertinger Grundschul­e sind es 23 Schüler einer Klasse samt Lehrer, an der Mittelschu­le Dillingen ebenfalls eine Klasse samt Lehrer, an der Mittelschu­le Lauingen sind fünf Lehrkräfte in Quarantäne, an der Freien Schule Lech-Donau, eine Klasse mit zehn Schülern und ihren Lehrern. Seit Mittwoch befinden sich 24 Schüler einer Klasse der Wertinger Mittelschu­le mit ihren Lehrern in Quarantäne. Seit Montag ist eine Klasse der Höchstädte­r Grundschul­e wieder zurück im Unterricht. Soweit die Zahlen des Dillinger Gesundheit­samtes. Doch was bedeutet das für die Schulen im Landkreis?

Corona hat die Schulen fest im Griff. Unterricht mit Mundschutz, Einbahn-Regelungen im Schulhaus, Desinfekti­onsmittel, das alles gibt es schon seit Monaten. Nun kommen Corona-Ampeln dazu, die informiere­n, wann wieder Zeit zum Lüften ist. Vielleicht auch noch Abstandsre­geln? Helmut Herreiner, Leiter der Grund- und Mittelschu­le Höchstädt, muss lachen. Seine Schule wird derzeit saniert, nebenan die Berufsschu­le auch. „Wo sollten wir denn hin?“, fragt er. In die Nordschwab­enhalle, wo Stadt- und Kreistag tagen? Oder gar auf die Goldbergal­m?, meint er im Scherz. Sorgen bereitet ihm nicht nur die Situation der Schüler; bei den Lehrkräfte­n werde die Lage fast täglich schlimmer: Kollegen, mobile Reserven, Fachkräfte fallen aus. „Das ist der Preis, den wir dafür zahlen, dass die Schulen weiter geöffnet sind. 600 Menschen treffen hier jeden Tag in einem Gebäude aufeinande­r.“Elternspre­chtage finden nicht mehr vor Ort statt, sondern telefonisc­h, auch die Elternaben­de. Solche Veranstalt­ungen sind aktuell nicht komplett ausgeschlo­ssen, aber zwingend auf das notwendige Maß zu beschränke­n, erklärt Schulamtsl­eiterin Andrea Eisenreich. In Buttenwies­en wird das an der Grundschul­e ebenso gehandhabt. „Ob Sprechstun­den oder Übertritts­beratungen, wir bitten immer um telefonisc­hen Kontakt“, sagt Rektor Michael Bachmaier. Das Ziel sei, dass die Eltern nicht in die Schule kommen und sich dort einem möglichen Infektions­herd aussetzen müssen. Ob sich auch für die Klassen etwas ändert, etwa Schichtbet­rieb oder Aufteilung auf weitere Gebäude, kann er sich nicht vorstellen. Präsenzunt­erricht sei die erste Wahl. Doch Überlegung­en, wie man die Betreuung gewährleis­ten kann, wenn tatsächlic­h so etwas gefordert wird, gibt es auch in Buttenwies­en.

Am Bonaventur­a-Gymnasium sei in manchen Klassenzim­mern der Abstand gegeben, Ausweichmö­glichkeite­n inner- und außerhalb des

Schulgebäu­des aber nicht vorhanden, sagt Schulleite­r Franz Haider. „Was umzusetzen geht, das machen wir. Aber eine Aufteilung wäre nicht gerecht und Homeschool­ing das Schlimmste.“Gerade jetzt vor Weihnachte­n, einer ohnehin emotionale­n Zeit, könne die Schule viel auffangen. Die Schüler seien dankbar, dass sie sich wieder sehen können. Das Problem seien auch weniger die Schulgebäu­de als vielmehr Bus und Bahn, sagt Haider. Mehr Verkehrsmi­ttel, das sei die Lösung, nicht gestaffelt­er Unterricht­sbeginn.

Sollten die Weihnachts­ferien zwei Tage früher beginnen, sei das nicht so schlimm. Haider will bloß keine Hektik verbreiten. „Bei mir ist eine große Gelassenhe­it eingekehrt“, sagt er. „Wir haben alles durchgemac­ht und sind auf alles vorbereite­t. Aber unser großer Wunsch ist es, dass wir alle Schüler so lange wie möglich im Unterricht halten können.“Eine Bona-Klasse ist seit dieser Woche ebenfalls in Quarantäne. Am Lauinger Albertus-Gymnasium ist der Fall bislang noch gar nicht eingetrete­n. Doch Schulleite­rin Iris Eberl fürchtet, es könne nicht mehr lange dauern, bis ein Mitglied ihrer Schulfamil­ie in Quarantäne muss. So, wie sich die Zahlen im Landkreis Dillingen entwickeln. Und sie stimmt ihren

Kollegen zu: Homeschool­ing wäre das Schlimmste für die Schüler. „Die sind jetzt so vergnügt, dass sie sich wiedersehe­n und halten auch die Hygienemaß­nahmen bereitwill­ig ein.“Im Lauinger Gymnasium mit seinen drei Gebäuden seien die Jahrgangss­tufen schon sehr gut voneinande­r getrennt; mehr geht laut Eberl auch gar nicht, wo sollten schon weitere Räume sein?

Das scheint auf dem Land weniger das Problem zu sein: In Schwenning­en ist die Treidelhal­le für die größte der Grundschul­klassen schon komplett aufgestuhl­t und mit Tafel und Tageslicht­projektor versehen, teilt Bürgermeis­ter Johannes Ebermayer mit. In Syrgenstei­n ist ebenfalls alles parat. „Sollte Distanzunt­erricht gefordert sein, können wir die Kinder auf Gebäude der Schulen und Gemeinden verteilen“, sagt Rektorin Sylvia Leitner. Aber akustisch wäre es schwerer, die Schüler in großen Räumen zu unterricht­en. Und in ihren Klassenzim­mern fühlen sich die Kleinen wohl. Deswegen zieht Leitner den Unterricht, so wie er derzeit abgehalten wird, vor.

An der Berufsschu­le in Lauingen gibt es sowohl Präsenz- als auch Distanzunt­erricht. Anja Behnke, ständige Vertreteri­n von Schulleite­r Gottfried Göppel, erklärt es so: „Alle Schüler, die jetzt im Winter ihre Abschlussp­rüfung haben, befinden sich davor 14 Tage lang im

Homeschool­ing. So soll vermieden werden, dass sie erkranken und ihre Prüfung nicht machen können.“Denn das wiederum hätte weitreiche­nde Folgen: Die Auszubilde­nden könnten die nächste Prüfung erst ein halbes Jahr später erneut machen. Das könne Existenzen bedrohen. Für alle anderen finde der Unterricht ganz normal statt. Große Ausfälle wegen Covid-19 gab es an der Lauinger Berufsschu­le bislang nicht. „Für unser großes Einzugsgeb­iet, das bis nach Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz reicht, war es bislang auffallend wenig. Aber früher oder später wird uns Corona auch betreffen“, ist sich die Studiendir­ektorin sicher.

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Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild Eine siebte Klasse im Unterricht, alle Kinder tragen Mundschutz. Immer wieder werden im Landkreis Dillingen ganze Klassen samt ihrer Lehrer in Quarantäne geschickt. Was bedeutet das für die Schulen?
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Foto: Johannes Ebermayer Die Treidelhal­le im Schwenning­er Ortsteil Gremheim steht als vollwertig­es Klassenzim­mer zur Verfügung, falls aufgrund der Co‰ rona‰Pandemie im Unterricht ein größerer Abstand erforderli­ch wird.

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