Fall Kalinka: Der Täter ist tot
Scheidegger Arzt nach Haft gestorben
Paris Die Vorwürfe gegen ihn hatten jahrzehntelang französische und deutsche Medien sowie die Justiz in beiden Ländern beschäftigt und sogar gegeneinander aufgebracht. Nun wurde bekannt, dass der deutsche Arzt Dieter Krombach am 12. September in Winsen (Luhe) im Alter von 85 Jahren gestorben ist. Seit seiner vorzeitigen Entlassung aus medizinischen Gründen aus einem französischen Gefängnis im Februar hatte er bei seiner Tochter gelebt.
Krombach war 2012 in Frankreich wegen Körperverletzung mit Todesfolge an seiner Stieftochter Kalinka Bamberski zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. 1982 war die 14-jährige Französin eines Morgens tot in seinem Haus in Scheidegg (Kreis Lindau) aufgefunden worden, wo sie mit ihrer Mutter, die in zweiter Ehe mit Krombach verheiratet war, und ihrem Bruder die Sommerferien verbrachte. Nachdem Ermittlungen in Deutschland zu den dubiosen Umständen ihres Todes eingestellt worden waren, strengte Kalinkas leiblicher Vater, André Bamberski, mehrere Verfahren an. Er verdächtigte Krombach, seine Tochter in der Nacht vergewaltigt und ihr Betäubungsmittel injiziert zu haben, die den plötzlichen Tod des gesunden Mädchens zur Folge hatten.
Trotz eines 1995 in Frankreich verhängten Urteils in Abwesenheit lieferte Deutschland Krombach nicht aus. Obwohl sich die Vorwürfe junger Frauen gegen ihn häuften, er habe sie nach Injektionen vergewaltigt oder sexuell bedrängt, blieb er unbehelligt. Für die Betäubung und anschließende Vergewaltigung einer 16-jährigen Patientin in seiner Praxis erhielt er eine zweijährige Bewährungsstrafe. Ins Gefängnis musste er nach einem späteren Urteil für mehrere Monate, weil er ohne Zulassung als Arzt weitergearbeitet hatte.
2009 ließ Bamberski Krombach entführen und nach Frankreich verschleppen. Ein neuer Prozess dort mündete in ein rechtskräftiges Urteil. Bamberski erhielt eine Bewährungsstrafe von einem Jahr.