Meisterfreude und Abstiegsschmerz
Fans wie der Ziertheimer Patrick Huber und Erich Wieland aus Riesend erlebten in den vergangenen Jahren ein Wechselbad der Gefühle mit ihrem Lieblingsklub VfB Stuttgart
Wenn am Wochenende die Profivereine in der 1., 2. und 3. Bundesliga dem runden Leder nachjagen, dann fiebern wieder viele Fußball-Fans aus dem Landkreis mit ihren Lieblingsklubs mit. Die große Mehrzahl der Anhänger mit dem FC Bayern München, dem FC Augsburg, dem 1. FC Heidenheim oder dem TSV 1860 München. In einer Serie stellen wir vor allem Fans vor, deren Herzen für Mannschaften schlagen, die in den verschiedensten Ecken der Republik zu Hause sind. Heute schildern zwei Anhänger des VfB Stuttgart, warum sie genau diesem Verein die Daumen drücken.
Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt – Fans des VfB Stuttgart erlebten in den vergangenen Jahren stets ein Wechselbad der Gefühle. Allein zwischen 2016 und 2020 stieg der fünfmalige deutsche Meister zweimal aus der 1. Bundesliga ab, um dann aber sofort wieder in die Beletage des deutschen Fußballs zurückzukehren. Trotz Meisterfreude und Abstiegsschmerz bleibt der Ziertheimer Patrick Huber bekennender VfBFan. Zurzeit hat der 26-Jährige innerhalb der Familie gut Lachen. Denn die Lieblingsvereine seines Bruders Markus (1. FC Kaiserslautern) und seines Vaters Albert (Hamburger SV) fristen derzeit nur in Liga zwei und drei ihr sportliches Dasein.
Seine Liebe zum VfB entdeckte der aktive Schiedsrichter der Gruppe Donau im Jahr 2000, als er im damaligen Gottlieb-Daimler-Stadion (heute Mercedes-Benz-Arena) mit seiner Familie dem Bundesligaspiel gegen den FC Bayern München beiwohnte. Die Schwaben gewannen durch Tore von Pablo Thiam und Krassimir Balakow bei einem Gegentreffer von Carsten Jancker mit 2:1. Trainer der damaligen Stuttgarter Mannschaft war übrigens Ralf Rangnick. „Dieser hatte mit Balakow und Zvonimir Soldo zwei überragende Führungsspieler zur Verfügung“, schwärmt Patrick Huber. Balakow gehörte zuvor dem bekannten „magischen Dreieck“des
VfB gemeinsam mit Fredy Bobic und Giovane Elber an. Das war in der Saison 1996/97. Patrick Huber war gerade einmal zwei Jahre alt, sodass er das „magische Dreieck“nur vom Hörensagen kannte. Zehn Jahre später war der Ziertheimer als Zwölfjähriger ganz aus dem Häuschen, als am letzten Spieltag sein VfB durch ein 2:1 gegen Energie Cottbus unter Trainer Armin Veh die bisher letzte deutsche Meisterschaft an den Cannstatter Wasen holte. Patrick Huber schwärmte damals von den „jungen Wilden“wie Mario Gomes, Sami Khedira, Thomas Hitzlsperger oder Serdar Tasci.
Über die Abstiege in den Jahren 2016 und 2018 möchte Patrick Huber nicht gerne sprechen. Vielmehr über den gelungenen Start in der laufenden Saison mit bisher elf Punkten. „Wir stehen ganz ordentlich da“, sagt er mit einem Blick auf die Tabelle und vor dem Duell am morgigen Samstag gegen Rekordmeister FC Bayern München. Wie im Meisterjahr 1997 verfüge der VfB unter Cheftrainer Pellegrino Matarazzo über einige Talente wie beispielsweise Wataru Endo, Orel Mangala, Nicolás Gonzalez oder Silas Wamangituka. Mit einem Altersdurchschnitt von 23,8 Jahren stelle der VfB das jüngste Team in der Bundesliga. Wenn am Ende Platz 15 für Stuttgart herausspringen würde, wäre Fan Patrick Huber zufrieden. Und selbst ein erneuter Abstieg, von dem aber alles andere als auszugehen ist, würde den Ziertheimer wohl nicht untreu werden lassen: „Trotz der zahlreichen Achterbahnfahrten bin und bleibe ich Fan des Brustrings laut dem Motto furchtlos und treu“, sagt Patrick Huber lachend und hofft, dass er bald wieder ins Stadion fahren kann. Zum letzten
Mal war er übrigens am 9. März dieses Jahres in der Stuttgarter Arena, als sich der VfB von Armina Bielefeld im Spitzenspiel der 2. Bundesliga 1:1 trennte. Danach wurde die Saison wegen Corona unterbrochen, später mit Geisterspielen fortgesetzt.
Von Spielen ohne Publikum hält Erich Wieland nicht viel. Der 29-Jährige wünscht sich wie Patrick Huber, dass die Fans bald wieder in die Stadien dürfen. Dann wird auch er wieder zwischendurch gen Stuttgart fahren. „Zwischen vier und fünf Heimspiele des VfB schaue ich mir durchschnittlich pro Saison schon an“, zählt Wieland auf. Aufgewachsen ist der in der Fertigungsplanung tätige Fan in Balingen, das nur knappe 30 Kilometer von Stuttgart entfernt liegt. „Dort hatte jeder Bub im Kindergarten oder in der Schule ein VfB-Trikot oder eine weiß-rote Brotzeitbox mit VfB-Logo drauf“, erzählt Wieland, der im Alter von sieben Jahren mit seiner Familie von Balingen nach Riedsend umgezogen ist. Sich im bayerischen Schwaben einen anderen Lieblingsverein zu suchen, das kam für Erich Wieland nie in Frage. Als Vorsitzender des VfL Zusamaltheim (seit 2014) drückt er in erster Linie natürlich seinen A-Klassenkickern die Daumen, wenn es um die Bundesliga geht, dann steht für ihn ganz klar der VfB Stuttgart an erster Stelle.
FanTipp: Patrick Huber wünscht sich zwar einen Sieg des VfB gegen Bayern München, doch er schätzt die Situation rea listisch ein und glaubt, dass der FC Bayern 3:1 gewinnen wird. Erich Wieland ist etwas zuversichtlicher und tippt auf ein 1:1. „Was Werder Bremen letzte Woche in München gelang, sollte auch für den VfB machbar sein“, so seine Einschätzung.