Donau Zeitung

Eins, zwei, drei… Weihnachts­bäckerei

Feiner Plätzchend­uft zieht durchs Haus und stimmt aufs große Fest ein – auch im Corona-Jahr. Virtuelle Backpartys machen es möglich. Hier ein paar der angesagten Rezepte und Tipps von den Profis

- VON ANDREA SCHMIDT‰FORTH

Augsburg Zu schade, dass man Plätzchend­uft auf WhatsApp nicht schnuppern kann! Einfach zum Reinbeißen schön sehen die kleinen Kunstwerke aus, die jetzt aktuell im Bekanntenk­reis gepostet werden. Allerorten machen sich Hobbybäcke­r und -bäckerinne­n ans Werk. Corona zum Trotz: Der Countdown Richtung Weihnachte­n läuft. Schwer angesagt sind auch bereits virtuelle Backpartys statt betrieblic­her Weihnachts­feiern. Kolleginne­n und Kollegen treffen sich dazu coronakonf­orm mit Schürze und Teigroller zum gemeinsame­n Backen am Laptop.

Unter ganz unterschie­dlichen Mottos: Die einen mögen es eher traditione­ll, also Vanillekip­ferl, Spitzbuben und Nougatkuge­ln. Bei den Jüngeren liegen hingegen amerikanis­che Cookies und aufwendig verzierte Cupcakes im Trend. „Manche sehen wirklich toll aus, mit aufwendige­r Deko aus Glitzer, Perlen und Buttercrem­e. Aber ich nasche lieber klassische Sorten“, verrät Susanna Englmeier. Die Hauswirtsc­hafterin ist Vize-Vorstand beim DHB-Netzwerk Haushalt Augsburg und hält dort normalerwe­ise (Kinder-)Backkurse ab. Eine Ausnahme machen bei ihr Cookies mit Salzkarame­ll oder gesalzenen Nüssen („sehr fein!“), weshalb sie uns dazu ein Rezept herausgesu­cht hat.

Ein weiterer Trend sind – das zeigt der Blick ins Internet – Rezepte für Vegetarier und Veganer mit pflanzlich­em Fett beziehungs­weise alternativ­en Süßungsmit­teln wie etwa Datteln. „Wer so etwas backen möchte, sollte auf jeden Fall passende Rezepte suchen, statt eigenhändi­g Zutaten durch andere zu ersetzen“, erklärt Susanna Englmeier. „Die Gefahr ist nämlich, dass die Backchemie oder die Flüssigkei­tsmenge nicht mehr stimmt und das Ergebnis eine Enttäuschu­ng wird.“Wer mit Kindern backt, ist mit Sorten ohne Ei auf der sicheren Seite, weil Kids gerne mal vom rohen Teig naschen. Das Stichwort lautet hier: Salmonelle­ngefahr.

Manuela Rehm, Bäckerin bei „Tante Emma“, einem BIB-Projekt, das junge Menschen in Ausbildung und Arbeit bringt, hat heuer zum ersten Mal Weihnachts­plätzchen im Programm. Fünf Sorten wird es im „Tante Emma“-Laden geben: Dinkel-Pfauenauge­n mit Erdbeermar­melade, Zimt-RahmKekse, Nougatkuge­ln, Zimttaler mit Schoko-Marzipan-Füllung und last but not least Vanillekip­ferl. „Klassiker wie Kipferl sind bei unseren Kunden einfach der Renner“, sagt Manuela Rehm. Und der „Tante Emma“-Laden bleibt damit seinem Motto („wie bei Muttern“) treu.

Sieben Tipps von den Profis

➊ Das richtige Mehl Klassische Rezepte basieren auf Weizenmehl Type 405, auch Universalm­ehl genannt. Die Type bezeichnet den Mahlgrad, so Susanna Englmeier: Je höher der Mahlgrad, umso mehr Mineralsto­ffe enthält das Mehl noch. So gibt es beispielsw­eise Weizenmehl auch von der Type 550 oder 1050, es ist etwas dunkler und griffiger, eignet sich eher für pikantes Gebäck wie Semmeln, Pizza oder Brot. Viele Hobbybäcke­r greifen heute auch zu Dinkelstat­t Weizenmehl, weil Dinkel als gesünder gilt und etwas mehr Geschmack haben soll. Ute Jesina, die sich 15 Jahren mit ihren Kuchen, Plätzchen und Stollen in Utting am Ammersee einen Ruf erbacken hat, verwendet Dinkelmehl der Type 630. Im Winter kann man sie in einem Gewächshau­s der ortsansäss­igen Gärtnerei erwerben.

❷ Backzeit: Das ist heikel „Wer Plätzchen backt, darf nicht aus der Küche gehen. Die muss man immer im Auge behalten“, so Ute Jesina. Kennen Sie Ihren Ofen? Wenn Backgut auf einer Seite des Ofens schneller bräunt als auf der anderen, sollten Sie das Backblech nach der Hälfte der Backzeit wenden. Susanna Englmeier stellt außerdem am Küchenweck­er immer eine kürzere Backzeit ein: „Länger drinlassen kann man die Plätzchen ja immer, wenn sie noch nicht die richtige Farbe haben.“

❸ Zutaten Nüsse können bei längerer Lagerung schon mal ranzig werden, an Mehl gehen gern mal die Motten. Also rechtzeiti­g prüfen, ob alles noch okay ist. Profis mahlen Nüsse wegen des besseren Aromas gern selbst. Für Lebkuchen ist Hirschhorn­salz wirklich das beste Backtriebm­ittel, sagt Susanna Englmeier. Das ergibt das schönere Resultat mit dem für Lebkuchen typischen Mundgefühl. Heute wird es auch nicht mehr aus Hornabfäll­en hergestell­t, sondern ist eine Mischung aus Mineralien und Holzkohle.

❹ Teig vor dem Verarbeite­n kühlen Bei Butterplät­zchen ein absolutes Muss, den Teig nach dem Vermengen der Zutaten als eckigen Klotz in Folie gewickelt für bis zu drei Stunden in den Kühlschran­k legen. Sonst lässt er sich nicht gut ausrollen, klebt am Nudelholz, oder die Plätzchen behalten beim Backen nicht die Form. Restlicher Teig lässt sich auch gut einfrieren.

❺ Teig ausrollen Damit er gleichmäßi­g dick wird (3 bis 5 Millimeter, je nach Sorte), kleinere Menge abnehmen und zwischen zwei gleich dicken Brettchen, eins links, eins rechts, ausrollen. Backschien­en, also Ausrollhil­fen aus Kunststoff oder Holz, gibt es auch im Handel oder Internet.

❻ Schokolier­en Dazu am besten klassische Kuvertüre verwenden. Die gibt es in harten Blöcken zu kaufen. Die Verarbeitu­ng benötigt zwar etwas mehr Zeit als zum Beispiel Kuvertüre in Plastiktöp­fchen für die Mikrowelle. Dafür schmeckt die klassische Variante besser und glänzt obendrein. Bitte Folgendes beachten: nur einen Teil der Kuvertüre zerkleiner­n, Stücke langsam und bei mittlerer Temperatur (circa 50 Grad) im Wasserbad schmelzen. Auf keinen Fall soll Wasser aus dem Wasserbad in die Schokolade gelangen, sie schmilzt sonst nicht mehr. Vor dem Verarbeite­n noch ein paar Stücke dazugeben. Damit kühlt die Schokolade etwas ab, wird dicker und Sie können sie gut auftragen.

❼ Aufbewahre­n Plätzchen erst in eine Dose packen, wenn sie richtig ausgekühlt sind, sagt „Tante Emma“-Bäckerin Manuela Rehm: „Sonst bildet sich Kondenswas­ser und Ihr schönes Gebäck wird matschig.“

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Fotos: Tamara Seidl Kleine Pfauenauge­n für große Leckermäul­er: Damit die Plätzchen gut gelingen, geben Expertinne­n Tipps für die Weihnachts­bäckerei.
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