Donau Zeitung

Ski und Rodeln – zurzeit alles andere als gut

Zurzeit alles andere als gut

- VON CHRISTIAN SCHUSTER

Selbst wenn es ausreichen­d schneit und dann die Sonne über herrlicher Winterland­schaft strahlt: Skier und Snowboards dürfen für eine genussvoll­e Abfahrt so schnell noch nicht angeschnal­lt werden. Vom geselligen Miteinande­r auf der Hütte oder an der Ski-Bar ganz zu schweigen. Wegen der Corona-Pandemie bleiben die Liftanlage­n in Bayern zumindest bis zum 20. Dezember geschlosse­n. So will es die Regierung im Freistaat. Und Winterspor­tler, die nach Österreich ausweichen, müssten anschließe­nd in Quarantäne. Auch keine Alternativ­e also. Wir fragten Skiclubs aus dem Landkreis Dillingen, was sie von den Einschränk­ungen halten und wie sie damit umgehen.

Philip Braun ist Ski-Abteilungs­leiter beim TSV Bissingen, Vater eines kleinen Kindes, hat ältere Menschen in seinem persönlich­en Umfeld und meint deshalb: „Im Großen und Ganzen verstehe ich, dass die Einschränk­ungen notwendig sind, und begrüße sie.“Trotz aller Vorfreude

auf die Wintersais­on möchte er in seiner Rolle als Abteilungs­leiter allen Mitglieder ein sicheres Angebot zur Verfügung stellen. Das würde in diesem Jahr zunächst nicht funktionie­ren. „Wir haben bereits nahezu alle Fahrten, welche wir wie jedes Jahr geplant hatten, abgesagt“, sagt Braun: „Der Schutz der Gesundheit steht vor dem Vergnügen.“

Auch das Verletzung­srisiko ist für Philip Braun ein Thema: „In Zeiten, in denen jeder Pflegekraf­t wegen Corona mehr abverlangt wird, ist man sicher in den Krankenhäu­sern froh, dass nicht auch noch verletzte Sportler hinzukomme­n. Somit können sich die Pflegekräf­te auf die Bekämpfung der Pandemie konzentrie­ren.“Dass die Fortbildun­g der Übungsleit­er nicht stattfinde­n könne, sei zu verschmerz­en. Diese werde eben nächstes Jahr nachgeholt. Verständni­s äußert Braun für die Sorgen der Liftbetrei­ber und Hoteliers in den Feriengebi­eten: „Da steht mehr auf dem Spiel als nur das Vergnügen Winterspor­t. Hier geht es um Existenzen. Ich hoffe, dass der Staat in die Bresche springt und den angeschlag­enen Unternehme­n finanziell unter die Arme greift. Schließlic­h wollen wir nach Corona wieder wie gewohnt Ausflüge veranstalt­en und die winterlich­en Freuden der Alpen genießen“, so der Spartenlei­ter.

Der erst 23 Jahre alte Ski-Abteilungs­leiter des SV Altenberg, Sebastian

Mayer, befürchtet eine langfristi­ge Schließung der Skigebiete: „Je länger das dauert, desto schwierige­r wird es, alles wieder zum Laufen zu bringen.“Er hofft, im neuen Jahr wieder Angebote für seine Mitglieder machen zu können. Momentan stehe in seiner Abteilung alles still, aber für Mitte Januar ist der jährliche Skikurs geplant. Doch selbst wenn die Lifte dann laufen, könnte es Probleme geben: „Ohne Busreise müsste jeder Skikurstei­lnehmer selber zum Skigebiet anreisen“, so Sebastian Mayer. Grundsätzl­ich ist er der Ansicht: „Wenn sich alle an die Abstandsre­geln halten, bleibt das Risiko auf der Piste überschaub­ar.“

Für den Vorsitzend­en des Skiclub Dillingen, Franz Weishaupt, kommt der Lift-Lockdown nicht überrasche­nd, die Skifahrer konnten sich innerlich drauf vorbereite­n. Seit August plant der SCD – mit rund 1000 Mitglieder­n der größte Landkreis-Skiverein – die neue Saison. Im in Kürze erscheinen­den Programmhe­ft kann mithilfe eines Barcodes die aktuelle Situation der Veranstalt­ungen abgefragt werden.

„Wir bieten den Mitglieder­n zumindest eine Perspektiv­e. Allerdings werden die für den Dezember geplanten Skikurse abgesagt“, sagt Weishaupt. Im Skiclub wurden bis vor zwei Wochen noch Skigymnast­ik und Spinning angeboten. Das falle jetzt flach, da die Hallen für Sport gesperrt sind. „Sollte allerdings grünes Licht von der Regierung

kommen, gehen wir wieder an den Start“, so der Vorsitzend­e.

Kurt Ritter ist staatlich geprüfter Skilehrer und Leiter der Skischule Fun-Sports mit Sitz in Lauingen und Wertingen. Außerdem Direktor des Dillinger Sailer-Gymnasiums – und hat auch deshalb die Jugend im Blick: „Es ist schade für Kinder, die besonders unter der Pandemie leiden.“Und keinen Winterspor­t an der frischen Luft treiben dürfen. Die Motivation bei seiner Skischule war groß, zumal mit dem Skilehrerv­erband ein umfangreic­hes Hygienekon­zept erarbeitet worden ist. In der Hoffnung auf einen späteren Beginn der Wintersais­on zeigte er Verständni­s für die aktuellen Verbote: „Wir müssen Kontakte reduzieren, ansonsten ist die Pandemie nicht in den Griff zu bekommen. Ziel ist, dass die Corona-Zahlen sinken.“Derweil gelte es, die Zeit des Lockdowns zu überbrücke­n. „Wir bieten über digitale Medien Tipps für Touren und Langlaufst­recken an“, erklärt Kurt Ritter: „Aber diese durchzufüh­ren, ist ja im Moment nicht erlaubt.“

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 ?? Foto: Christoph Kölle ?? Dieses Schild gilt ganzjährig. Wegen des Corona‰Lockdowns würde aktuell aber selbst eine Liftkarte den Winterspor­tlern nichts bringen.
Foto: Christoph Kölle Dieses Schild gilt ganzjährig. Wegen des Corona‰Lockdowns würde aktuell aber selbst eine Liftkarte den Winterspor­tlern nichts bringen.

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