Orden und Ordnung
Der Normalbürger hat ja keine Ahnung vom Ordenwesen. Er fragt sich nur immer wieder, ob man jedem Orden einen Gefallen erweist, der um einen Hals gehängt oder an eine Seidenbluse gesteckt wird? Er, der als Sozialarbeiter, Rettungssanitäter oder Feuerwehrmann unterwegs ist, kennt den Orden leibhaftig nur aus dem Fasching. Überreicht vom heimischen Prinzenpaar, hängt das Leichtmetall dann jahrzehntelang im Hobbykeller oder auf der Gästetoilette als Staubfänger einsam vor sich hin.
Was aber, wenn eines Tages die Staatskanzlei zur Ordensverleihung lädt? Nicht zu Blech und Plunder, sondern zu Edelmetall. Wohin danach mit dem edlen Stück? Darf es neben den Karnevalsorden? Oder in den Herrgottswinkel neben den Fotos von Opa und Oma? Sollen sie sehen, was man geschafft hat?
Aber warum ausgerechnet jetzt der Auftrieb?
Weil Lothar Matthäus bekanntlich 60 geworden ist. Und so ein runder Geburtstag eines Lothar Matthäus’ kann einen Landesvater in Nöte bringen. Was verleiht der
Ministerpräsident einem der größten Söhne Bayerns, zumal einem, der schon alles hat, dem ein SöderVorgänger dereinst sogar schon einmal den bayerischen Verdienstorden überreicht hat. Aber Söder hatte Glück. Er konnte die Geschenkidee aufwärmen, weil Matthäus bei seinen vielen Umzügen der erste Orden abhandengekommen war. So mahnte der Ministerpräsident per Video-Botschaft zu mehr Sorgfalt. „Ein drittes Mal geht dann nicht mehr“– was freilich mehr Söders als Matthäus’ Problem wäre.
Robert Lewandowski ist erst 32. Trotzdem hat auch er dieser Tage einen Orden erhalten. Polens Präsident Andrzej Duda hat den Weltfußballer des FC Bayern im Warschauer Präsidentenpalast mit dem Komturkreuz des Ordens Polonia Restituta geehrt. Das ist eine der höchsten zivilen Auszeichnungen Polens.
„Man kann durchaus sagen, dass Sie unser Volksheld sind – nicht nur im sportlichen Sinne dieses Wortes“beschied Duda bei der Verleihung dem bescheiden auftretenden Fußballer. Lewandowski erhalte die Auszeichnung für seine „herausragenden sportlichen Leistungen“und die internationale Image-Förderung Polens, hieß es in dem Beschluss des polnischen Präsidenten.
Lewandowski, Kapitän von Polens Nationalmannschaft, ist in der Bundesliga weiter auf Rekordjagd. Mit 35 Saisontoren rückt er der Rekordmarke von 40 Treffern von Gerd Müller immer näher. Sollte er allerdings bei einem seiner nächsten Umzüge das Komturkreuz verschlampen, darf er nicht erwarten, ein zweites Mal damit bedacht zu werden.