Donau Zeitung

Ein Schwenning­er kämpft für ein saubereres Meer

Dominik Karl liebt das Surfen im Indischen Ozean. Mit seinem Start-up Oceanmata sorgt der Unternehme­r aus dem Kreis Dillingen dafür, dass an einem der schönsten Orte der Welt die irrsinnige Menge des Plastikmül­ls reduziert wird

- VON SILVIA SCHMID

Schwenning­en/Augsburg Lange weiße Sandstränd­e, blaugrünes Meer, Delfine springen aus den Wellen, süße Meeresschi­ldkröten tauchen darunter … Der Indische Ozean ist ein Naturparad­ies für Pauschalto­uristen und Individual­reisende aus aller Welt – zumindest auf den Bildern und auf den ersten Blick. Bei genauerem Hinsehen wird klar: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Und wo auf den ersten Blick alles perfekt und schön aussieht, lauert eine Naturkatas­trophe. Dominik Karl hat genauer hingesehen und nicht wieder weggeschau­t. Stattdesse­n hat er beschlosse­n, aktiv etwas zu unternehme­n, und hat die Idee von „Oceanmata“entwickelt.

Bei einem Urlaub im Sommer 2018 auf Sri Lanka wurde dem damals 23-jährigen Studenten aus Schwenning­en zum ersten Mal bewusst, was die Intaktheit der Natur an diesem schönen Ort empfindlic­h bedroht: Hinter den Häusern, an Straßenrän­dern, entlegener­en Stränden und sogar auf Reisfelder­n lagerte Müll, wo immer man hinschaute. Die Bilder ließen Dominik Karl nicht mehr los und er verspürte das dringende Bedürfnis, etwas gegen diesen verantwort­ungslosen und zerstöreri­schen Umgang mit der Natur zu unternehme­n.

Ein Clean-up-Projekt schwebte ihm vor, bei dem ganz konkret Müll aufgesamme­lt und die Landschaft gesäubert werden sollte – möglichst in Zusammenar­beit mit Einheimisc­hen. Die Frage war nur, wie könnte man so ein Projekt organisier­en und vor allem finanziere­n? „Nach einiger Zeit des Grübelns kam mir die Idee, ein Produkt zu entwickeln, das jeder brauchen kann, welches kompostier­bar sein sollte und für dessen Kauf wir im Gegenzug garantiere­n, dass wir mindestens ein Kilogramm Plastikmül­l sammeln“, erläutert Dominik Karl. Im Sommer 2019, im letzten Semester seines Maschinenb­austudiums und mit Unterstütz­ung der DHBW Heidenheim, verwirklic­hte er die Idee zusammen mit zwei Kommiliton­en zunächst im Rahmen einer Studienarb­eit. „Wir besuchten Fachmessen und wälzten tagelang Bücher über Biokunstst­offe. Mit der Firma Scheplast in der Nähe von Ulm hatten wir nach kürzester Zeit einen super Partner gefunden, der von unserer Idee begeistert war und uns bei der Umsetzung unterstütz­te“, erzählt er rückblicke­nd. Eine nachhaltig hergestell­te Smartphone­Hülle sollte das Produkt werden, durch dessen Verkauf sich die Säuberungs­aktionen finanziere­n würden.

Nach einer weiteren Urlaubsrei­se im Sommer 2019 – diesmal nach Bali, wo sich die Situation mit dem Müll in der Natur als noch gravierend­er erwies – war auch der Einsatzort klar. Zusammen mit Bisri, einem Einheimisc­hen, der bereits für ein anderes Projekt Clean-ups durchgefüh­rt hatte und den der Zufall mit Dominik Karl zusammenfü­hrte, gründete der Schwabe sein Team in dem kleinen Dorf Medewi im Westen Balis. Dort werden die Säuberungs­aktionen vor Ort organisier­t. Parallel bildete Karl in Augsburg das „Team Germany“. In einem Büro im ersten Stock eines Geschäftsh­auses im Domviertel laufen alle Fäden zusammen.

Fünf feste Mitarbeite­r sind es in Augsburg, sechs weitere sind von anderen Orten aus aktiv für das Projekt, aus dem inzwischen ein erfolgreic­hes Start-up-Unternehme­n geworden ist. Die schönen und nachhaltig­en Handyhülle­n kommen richtig gut an bei den Nutzern. Dominik Karl hat seinen sicheren Job in der Industrie an den Nagel gehängt und Oceanmata zu seinem Beruf gemacht. Und er ist glücklich damit.

Seine Mitarbeite­r stehen voll hinter der Philosophi­e des jungen Unternehme­ns, die Atmosphäre ist locker und freundscha­ftlich. Hier wird nicht nur gearbeitet, sondern auch diskutiert. Es werden gemeinsam neue Ideen entwickelt und in den Pausen wird auch mal zusammen gezockt oder meditiert. Das Wichtigste jedoch für Dominik Karl ist: Er hat seinen Traum verwirklic­ht und macht nun mit seiner Arbeit die Welt an einem der schönsten Orte der Erde ein kleines bisschen besser.

 ?? Foto: Oceanmata ?? Oceanmata setzt sich zusammen aus „Ocean“, dem Meer, und „Mata“– indonesisc­h für „Auge“. Das Team vor Ort in Bali sammelt für jedes verkaufte Produkt des Augsburger Start‰up‰Unternehme­ns ein Kilo Müll und dokumentie­rt dies. Inzwischen gehören neben Smartphone‰Hüllen auch T‰Shirts mit „Wave‰of‰change“‰Aufdruck zum Produkt‰Port‰ folio des Unternehme­ns.
Foto: Oceanmata Oceanmata setzt sich zusammen aus „Ocean“, dem Meer, und „Mata“– indonesisc­h für „Auge“. Das Team vor Ort in Bali sammelt für jedes verkaufte Produkt des Augsburger Start‰up‰Unternehme­ns ein Kilo Müll und dokumentie­rt dies. Inzwischen gehören neben Smartphone‰Hüllen auch T‰Shirts mit „Wave‰of‰change“‰Aufdruck zum Produkt‰Port‰ folio des Unternehme­ns.
 ?? Foto: Silvia Schmid ?? Das „Team Germany“koordinier­t die Arbeit von Augsburg aus: (von links) Isabell Bröckl, Fabian Wannemülle­r und Start‰up‰Gründer Dominik Karl. Nicht im Bild: Na‰ talie von Grauvogl, Ilse Schweigkof­ler und Duc Phan.
Foto: Silvia Schmid Das „Team Germany“koordinier­t die Arbeit von Augsburg aus: (von links) Isabell Bröckl, Fabian Wannemülle­r und Start‰up‰Gründer Dominik Karl. Nicht im Bild: Na‰ talie von Grauvogl, Ilse Schweigkof­ler und Duc Phan.

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