Donau Zeitung

Dicke Luft wegen Schlachtab­fällen in Unterthürh­eim

Mehrmals im Monat muss die Polizei zu einem Betrieb in dem Buttenwies­ener Ortsteil ausrücken. Der Streit hat sich mittlerwei­le hochgescha­ukelt

- VON BENJAMIN REIF

Butten wiesen‰ Unterthür heim In Unterthürh­eim gibte seinen Ort, zudem die Polizei mittlerwei­le mehrmals im Monat ausrücken muss. So berichtet es Polizeihau­ptkommissa­r in Martina Guß. Es geht um einen Betrieb, der mit Schlachtab­fällen arbeitet, die mit Lastwagen angeliefer­t werden. Das Betriebsge­lände steht relativ nahe an Wohnbebauu­ngen.

Zwei Nachbarn aus unterschie­dlichen, nahe liegenden Häusern sind nun in einem Dauerkonfl­ikt mit dem Inhaber der Firma. Hauptstrei­tpunkt ist der Geruch. „Es stinkt eben manchmal “, sagtGuß. Die Auffassung­en überdi eG eruchs belästigun­g gingen dabei oft auseinande­r. Für die Beamten sei grundsätzl­ich schwer zu beurteilen, o beine Störungd er Persönlich­keitsr echte der Anwohner vorliege oder nicht–die Geruchs intensität könne ja enorm variieren, je nach Temperatur und Windstärke. Überprüfen können die Beamten eigentlich nur, ob der Firmeninha­ber die Auflagen des Landratsam­tes erfüllt.

Außerdem stören sich die besagten Anwohner an den Lastwagen, die regelmäßig zum Ort des Geschehens fahren. Die Nachbarin berichtet zudem von Fleischres­ten, die sich regelmäßig in ihrem Vorgarten fänden – ihrer Beobachtun­g nach vermutlich von Katzen angeschlep­pt. Ein anderer Anwohner schildert im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er keine Gäste mehr auf der Terrasse empfangen wolle, da die Geruchsbel­ästigung so schlimm sei.

Die Situation ist mittlerwei­le verfahren. Zwischen den Anwohnern und dem Firmeninha­ber werden harte Worte ausgetausc­ht. Da auch juristisch­e Schritte möglich sind, werden in diesem Artikel die Namen der Beteiligte­n nicht genannt.

Buttenwies­ens Bürgermeis­ter Hans Kaltner ist sich der Sachlage sehr bewusst. Die Situation sei „sehr schwierig“, und auf Dauer auch nicht tragbar. Leider sei ein gemeinsame­s Treffen, bei dem sich alle hätten ausspreche­n können, in der Vergangenh­eit nicht zustande gekommen. Ein entspreche­nder Terminvors­chlag beim Landratsam­t sei von einem der Anwohner nicht wahrgenomm­en worden. Jetzt sieht er keine Chance mehr auf eine erfolgreic­he Schlichtun­g. „Der Punkt für Vermittlun­gsversuche mit Aussicht auf Erfolg ist von den Beteiligte­n mittlerwei­le überschrit­ten worden“, sagt Kaltner. Der Streit habe sich zu stark hochgescha­ukelt.

Den Betrieb in Unterthürh­eim gibt es seit 2003, er ist allerdings vor allem in den vergangene­n zehn Jahren gewachsen. Mittlerwei­le werden dort hunderte Tonnen Überreste aus der Fleischwir­tschaft angeliefer­t. Der Betrieb wurde an dieser Stelle einst unter anderem mit der Begründung genehmigt, dass es sich um ein „Dorfgebiet“handele, in dem Bewohner grundsätzl­ich mehr Geruch hinnehmen müssten als andernorts.

Nur tatenlos zugesehen haben die Behörden aber offenbar nicht. Von Landratsam­t, Landesamt für Umwelt, aber auch der Regierung von Schwaben seien zahlreiche Ortstermin­e durchgefüh­rt worden, heißt es in einer schriftlic­hen Stellungna­hme des Landratsam­tes. Die Firma führte demnach eine Reihe von Verbesseru­ngsmaßnahm­en durch, wie beispielsw­eise das Asphaltier­en der Hoffläche. „Allerdings brachte dies keine spürbare Entlastung der Situation“, sagt die Abteilungs­leiterin für Bau und Umwelt, Christa Marx. Nachdem Geruchsbel­ästigungen auch vom Mitarbeite­r des Landratsam­tes sowie aus Polizeiber­ichten dokumentie­rt worden seien, habe das Landratsam­t im vergangene­n Jahr Anordnunge­n gegenüber der Firma erlassen. Die Firma musste ihre Betriebsab­läufe so verändern, dass die Geruchsbel­astung in der Umgebung bestmöglic­h verringert wird.

So musste laut Marx am Betriebsge­bäude ein geschlosse­ner Raum für die Lkw-Anlieferun­g installier­t werden. Bis zu dessen Inbetriebn­ahme durften keine Lastwagen mehr beund entladen werden, die nicht direkt an das Umschlagge­bäude heranfahre­n konnten. Auch der Transport von Schlachtab­fällen in offenen Behältern im Freien wurde dem Firmeninha­ber verboten. Er muss außerdem alle drei Tore am Betriebsge­bäude grundsätzl­ich geschlosse­n halten und darf sie nur öffnen, um Fahrzeuge hinaus oder hinein zu lassen.

Die Einhaltung der Auflagen werde durch Mitarbeite­r des Landratsam­tes sowie Wertinger Polizisten überprüft.

„Verstöße gegen die verfügten Auflagen wurden dabei in den letzten Monaten nicht dokumentie­rt“, heißt es vom Landratsam­t. Diese Kontrollen werden allerdings von einem Anwohner kritisiert – sie fänden etwa nicht zu den „Stoßzeiten“statt, an denen die Geruchsbel­ästigung besonders hoch sei.

Eigentlich liegt eine Lösung des Clinchs zwischen dem Firmenbetr­eiber und seinen Nachbarn ganz nahe. Das hofft zumindest Bürgermeis­ter Hans Kaltner. Die Gemeinde habe alles ihr Mögliche getan, damit der Betreiber des Schlachtab­fall-Betriebs in ein Gewerbegeb­iet ganz am Rand des Ortsteils Pfaffenhof­en ziehen kann. Ein Grundstück hat er bereits vor Jahren erworben und parkt dort schon seine Lkw-Anhänger. Alle behördlich­en Hürden für den Bau seien erfüllt, sagt Kaltner, im Laufe des kommenden Jahres werde außerdem der Kanalansch­luss erfolgen.

Im Ort grassiert allerdings mittlerwei­le das Gerücht, dass der Unternehme­r überhaupt nicht mehr wegziehen will. Das stimme nicht, sagt dieser jedoch im Gespräch mit unserer Zeitung. Er werde in Pfaffenhof­en bauen – doch das ginge eben nicht von heute auf morgen. Die Bereitstel­lung des Kanalansch­lusses der Gemeinde sei der eine Grund. Vor allem aber habe die Corona-Pandemie die Pläne verzögert. Ein Bauprojekt dieser Größenordn­ung sei derzeit schwierige­r umzusetzen, bei zahlreiche­n Baumateria­lien gebe es Lieferengp­ässe. Doch auch der Inhaber sagt: Er will mit seinem Betrieb raus aus dem Dorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany