Dicke Luft wegen Schlachtabfällen in Unterthürheim
Mehrmals im Monat muss die Polizei zu einem Betrieb in dem Buttenwiesener Ortsteil ausrücken. Der Streit hat sich mittlerweile hochgeschaukelt
Butten wiesen Unterthür heim In Unterthürheim gibte seinen Ort, zudem die Polizei mittlerweile mehrmals im Monat ausrücken muss. So berichtet es Polizeihauptkommissar in Martina Guß. Es geht um einen Betrieb, der mit Schlachtabfällen arbeitet, die mit Lastwagen angeliefert werden. Das Betriebsgelände steht relativ nahe an Wohnbebauungen.
Zwei Nachbarn aus unterschiedlichen, nahe liegenden Häusern sind nun in einem Dauerkonflikt mit dem Inhaber der Firma. Hauptstreitpunkt ist der Geruch. „Es stinkt eben manchmal “, sagtGuß. Die Auffassungen überdi eG eruchs belästigung gingen dabei oft auseinander. Für die Beamten sei grundsätzlich schwer zu beurteilen, o beine Störungd er Persönlichkeitsr echte der Anwohner vorliege oder nicht–die Geruchs intensität könne ja enorm variieren, je nach Temperatur und Windstärke. Überprüfen können die Beamten eigentlich nur, ob der Firmeninhaber die Auflagen des Landratsamtes erfüllt.
Außerdem stören sich die besagten Anwohner an den Lastwagen, die regelmäßig zum Ort des Geschehens fahren. Die Nachbarin berichtet zudem von Fleischresten, die sich regelmäßig in ihrem Vorgarten fänden – ihrer Beobachtung nach vermutlich von Katzen angeschleppt. Ein anderer Anwohner schildert im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er keine Gäste mehr auf der Terrasse empfangen wolle, da die Geruchsbelästigung so schlimm sei.
Die Situation ist mittlerweile verfahren. Zwischen den Anwohnern und dem Firmeninhaber werden harte Worte ausgetauscht. Da auch juristische Schritte möglich sind, werden in diesem Artikel die Namen der Beteiligten nicht genannt.
Buttenwiesens Bürgermeister Hans Kaltner ist sich der Sachlage sehr bewusst. Die Situation sei „sehr schwierig“, und auf Dauer auch nicht tragbar. Leider sei ein gemeinsames Treffen, bei dem sich alle hätten aussprechen können, in der Vergangenheit nicht zustande gekommen. Ein entsprechender Terminvorschlag beim Landratsamt sei von einem der Anwohner nicht wahrgenommen worden. Jetzt sieht er keine Chance mehr auf eine erfolgreiche Schlichtung. „Der Punkt für Vermittlungsversuche mit Aussicht auf Erfolg ist von den Beteiligten mittlerweile überschritten worden“, sagt Kaltner. Der Streit habe sich zu stark hochgeschaukelt.
Den Betrieb in Unterthürheim gibt es seit 2003, er ist allerdings vor allem in den vergangenen zehn Jahren gewachsen. Mittlerweile werden dort hunderte Tonnen Überreste aus der Fleischwirtschaft angeliefert. Der Betrieb wurde an dieser Stelle einst unter anderem mit der Begründung genehmigt, dass es sich um ein „Dorfgebiet“handele, in dem Bewohner grundsätzlich mehr Geruch hinnehmen müssten als andernorts.
Nur tatenlos zugesehen haben die Behörden aber offenbar nicht. Von Landratsamt, Landesamt für Umwelt, aber auch der Regierung von Schwaben seien zahlreiche Ortstermine durchgeführt worden, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Landratsamtes. Die Firma führte demnach eine Reihe von Verbesserungsmaßnahmen durch, wie beispielsweise das Asphaltieren der Hoffläche. „Allerdings brachte dies keine spürbare Entlastung der Situation“, sagt die Abteilungsleiterin für Bau und Umwelt, Christa Marx. Nachdem Geruchsbelästigungen auch vom Mitarbeiter des Landratsamtes sowie aus Polizeiberichten dokumentiert worden seien, habe das Landratsamt im vergangenen Jahr Anordnungen gegenüber der Firma erlassen. Die Firma musste ihre Betriebsabläufe so verändern, dass die Geruchsbelastung in der Umgebung bestmöglich verringert wird.
So musste laut Marx am Betriebsgebäude ein geschlossener Raum für die Lkw-Anlieferung installiert werden. Bis zu dessen Inbetriebnahme durften keine Lastwagen mehr beund entladen werden, die nicht direkt an das Umschlaggebäude heranfahren konnten. Auch der Transport von Schlachtabfällen in offenen Behältern im Freien wurde dem Firmeninhaber verboten. Er muss außerdem alle drei Tore am Betriebsgebäude grundsätzlich geschlossen halten und darf sie nur öffnen, um Fahrzeuge hinaus oder hinein zu lassen.
Die Einhaltung der Auflagen werde durch Mitarbeiter des Landratsamtes sowie Wertinger Polizisten überprüft.
„Verstöße gegen die verfügten Auflagen wurden dabei in den letzten Monaten nicht dokumentiert“, heißt es vom Landratsamt. Diese Kontrollen werden allerdings von einem Anwohner kritisiert – sie fänden etwa nicht zu den „Stoßzeiten“statt, an denen die Geruchsbelästigung besonders hoch sei.
Eigentlich liegt eine Lösung des Clinchs zwischen dem Firmenbetreiber und seinen Nachbarn ganz nahe. Das hofft zumindest Bürgermeister Hans Kaltner. Die Gemeinde habe alles ihr Mögliche getan, damit der Betreiber des Schlachtabfall-Betriebs in ein Gewerbegebiet ganz am Rand des Ortsteils Pfaffenhofen ziehen kann. Ein Grundstück hat er bereits vor Jahren erworben und parkt dort schon seine Lkw-Anhänger. Alle behördlichen Hürden für den Bau seien erfüllt, sagt Kaltner, im Laufe des kommenden Jahres werde außerdem der Kanalanschluss erfolgen.
Im Ort grassiert allerdings mittlerweile das Gerücht, dass der Unternehmer überhaupt nicht mehr wegziehen will. Das stimme nicht, sagt dieser jedoch im Gespräch mit unserer Zeitung. Er werde in Pfaffenhofen bauen – doch das ginge eben nicht von heute auf morgen. Die Bereitstellung des Kanalanschlusses der Gemeinde sei der eine Grund. Vor allem aber habe die Corona-Pandemie die Pläne verzögert. Ein Bauprojekt dieser Größenordnung sei derzeit schwieriger umzusetzen, bei zahlreichen Baumaterialien gebe es Lieferengpässe. Doch auch der Inhaber sagt: Er will mit seinem Betrieb raus aus dem Dorf.