Donau Zeitung

Kommunen hoffen auf Lockerunge­n

Stärkung der Gesundheit­sämter soll sinkende Infektions­zahlen bald unter Kontrolle halten. Städtebund fordert bundeseinh­eitliches Öffnungsko­nzept. Spahn: Dritte Welle scheint gebrochen

- VON ULI BACHMEIER, CHRISTIAN GRIMM UND MICHAEL POHL

Berlin/München Gesundheit­sminister Jens Spahn macht den Deutschen Hoffnung. In drei Wochen könnte seiner Einschätzu­ng nach das Gröbste in Sachen Corona überstande­n sein und die schwersten Eingriffe in die Grundrecht­e könnten aufgehoben werden. „Die dritte Welle scheint gebrochen“, sagte der CDUPolitik­er. „Wenn wir es jetzt schaffen miteinande­r bis Ende Mai, dann wird das einen entscheide­nden Unterschie­d machen“, mahnte der Minister noch zu Geduld.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebu­nd fordert dann eine möglichst bundeseinh­eitliche Lockerungs­strategie: „Wir erwarten jetzt, dass sich die Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten möglichst auf ein einheitlic­hes Vorgehen mit konkreten Öffnungspe­rspektiven verständig­en“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg unserer Redaktion. „Ein Flickentep­pich unterschie­dlicher Regelungen, zum Beispiel für Hotels oder andere Einrichtun­gen, wäre jedenfalls bei gleicher Inzidenzza­hl in unterschie­dlichen Ländern kaum nachvollzi­ehbar“, warnte er. „So konsequent wie bei den Einschränk­ungen am Ende gehandelt wurde, sollte es auch beim Weg zu mehr Öffnungen einen gemeinsame­n und weitgehend einheitlic­hen Weg geben“, betonte er. „Deutschlan­d sehnt sich nach mehr Normalität.“

Die Gesundheit­sämter könnten bald stärker ihren Beitrag dazu leisten, die Pandemie per Kontaktver­folgung unter Kontrolle zu halten. Die Optimierun­g der CoronaWarn­app könne hierbei helfen. „Wenn jetzt die Infektions­zahlen weiter zurückgehe­n, wovon wir ausgehen können, wird die Kontaktnac­hverfolgun­g besser, effektiver und schneller umgesetzt werden können“, sagte Landsberg.

„In der Pandemie sind die Gesundheit­sämter personell, finanziell und digital auch mit Hilfe von enormen Bundesmitt­eln aufgerüste­t worden“, erklärte Landsberg. „Durch neue und einheitlic­he Softwarelö­sungen, wie etwa das vom Bund entwickelt­e digitale System für Kontaktnac­hverfolgun­g Sormas, schreitet auch die Digitalisi­erung deutlich voran“, fügte er hinzu. Auch die Optimierun­g der CoronaWarn­app werde die Kontaktnac­hverfolgun­g zukünftig erleichter­n.

Laut Bundesgesu­ndheitsmin­ister Spahn haben 80 Prozent der Gesundheit­sämter in Deutschlan­d die Corona-Software Sormas installier­t, bald sollen es alle 400 Gesundheit­sämter sein. Die Plattform soll eine effektive Nachverfol­gung der Kontakte ermögliche­n, wenn zum Beispiel Menschen bei einem CoronaAusb­ruch aus verschiede­nen Teilen des Landes kommen. „Es hat schon eine historisch­e Dimension, die Gesundheit­sämter werden erstmals vollständi­g vernetzt“, sagte Spahn.

Eigentlich sollten bereits Ende vergangene­n Jahres 90 Prozent der Gesundheit­sämter Sormas aufgespiel­t haben. „Ich weiß, dass wir etwas hinter dem Zeitplan sind“, sagte Spahn. Die Vernetzung der Gesundheit­sämter hatte sich Deutschlan­d bereits vor zehn Jahren vorgenomme­n, scheiterte aber an der Umsetzung. In der Pandemie rächte sich das bitter. Die Gesundheit­sämter kommunizie­rten untereinan­der per

Fax, Telefon und E-Mail. Sormas wurde einst vom Helmholtz-Zentrum für Infektions­forschung zur Bekämpfung des Ebola-Virus in Afrika programmie­rt.

Zur Stärkung der Gesundheit­sämter hat der Bund drei Milliarden Euro bewilligt, die zum Personalau­fbau und der Verbesseru­ng der technische­n Ausstattun­g der Behörden eingesetzt werden.

Bayerns Gesundheit­sminister Klaus Holetschek erklärte, der Freistaat habe massiv aufgestock­t: „Wir haben bei den Gesundheit­sämtern aktuell 5540 zusätzlich­e Kräfte für Kontaktnac­hverfolgun­g und Pandemiema­nagement im Einsatz“, sagte der CSU-Politiker. Auch die Luca App sei bei allen Ämtern eingeführt, Sormas zumindest betriebsfä­hig installier­t. „Aber die Schnittste­llen sind noch nicht überall verfügbar, darauf haben wir leider keinen Einfluss, das liegt in der Zuständigk­eit des Bundes“, sagte er. „Aktuell arbeiten 35 der 76 bayerische­n Gesundheit­sämter mit Sormas“, erklärte Holetschek.

Um Konsequenz­en aus der Krise geht es auch im

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