Donau Zeitung

Unnötige Millionen‰Mehrausgab­en

Nach einer EU-Richtlinie könnte die Regierung teilweise auf die Mehrwertst­euer verzichten. Aber sie macht davon keinen Gebrauch

- VON STEFAN LANGE

Berlin Im Kampf gegen die CoronaPand­emie sind Tests ein wesentlich­er Baustein in der Regierungs­Strategie. Sie sind im Laufe der Zeit billiger geworden, könnten allerdings noch günstiger sein, wenn die schwarz-rote Regierung es denn wollte. Denn es gibt eine EU-Richtlinie, wonach Anwendunge­n in der sogenannte­n In-vitro-Diagnostik von der Mehrwertst­euer befreit werden können. Die Regierung nutzt diesen Spielraum nicht, die Auswirkung­en sind gewaltig: Das Volumen beläuft sich auf bis zu 110 Millionen Euro pro Monat, wie aus einer Antwort der Regierung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion hervorgeht. Das Papier liegt unserer Redaktion vor.

Die EU-Richtlinie sieht vor, dass Impfstoffe, Impfzubehö­r und Dienstleis­tungen gänzlich von der 19-prozentige­n Umsatzsteu­er befreit werden können oder unter den ermäßigten Steuersatz von sieben

Prozent fallen. Die Bestimmung trat am 11. Dezember in Kraft, Union und SPD wendeten sie nicht an. Die Antwort der Bundesregi­erung bezieht sich nur auf die Tests, es handelt sich um Schätzzahl­en, weil den Angaben zufolge keine statistisc­hen Daten vorliegen. Demnach beliefen sich die „rechnerisc­hen Umsatzsteu­erminderei­nnahmen“bei einer Nullbesteu­erung auf rund 110 Millionen Euro pro Monat. Zusammen ergibt das eine Summe von mittlerwei­le rund einer halben Milliarde, die die Tests seit Ende letzten Jahres mehr gekostet haben als nötig. Würde der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent angewendet, wären es rund 70 Millionen Euro.

Die FDP-Bundestags­fraktion dringt seit langem darauf, dass die Steuerbefr­eiung auch in Deutschlan­d umgesetzt wird. „Mit ihrer Untätigkei­t verteuert die Bundesregi­erung die Bekämpfung der Pandemie und insbesonde­re das Testen in erhebliche­m Maße. Unnötige Mehrkosten in dreistelli­ger Millionenh­öhe

sind der nächste Schritt in einer langen Kette von Pannen“, sagte der Abgeordnet­e Till Mansmann unserer Redaktion.

Mansmann, der dem Finanzauss­chuss des Bundestags angehört, bekräftigt­e die Forderung seiner Partei, die Regierung möge endlich die Entlastung­smöglichke­iten voll ausschöpfe­n – auch beim Impfen: „So könnten wir einen erschwingl­icheren Zugang zu Impfstoffe­n und Invitro-Diagnostik­a sicherstel­len.“Es sei „ein typisch deutsches Problem, wenn unnötige Bürokratie und Abgaben den Kampf gegen die CoronaPand­emie behindern“.

Andere Länder sind weiter als Deutschlan­d. Österreich, Italien, Spanien, Frankreich, Belgien und die Niederland­e haben von der EURichtlin­ie bereits im Dezember Gebrauch gemacht. Weitere Staaten folgten. „Unsere europäisch­en Partner machen vor, wie es bei uns aussehen könnte. Die Bundesregi­erung muss jetzt dringend nachziehen“, forderte Mansmann.

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