Donau Zeitung

Den Wolf muss man nicht mögen

- VON BERTHOLD VEH bv@donau‰zeitung.de

Am Wolf kommt diese Woche niemand vorbei. Dass Meister Isegrim, wie er in der Fabel genannt wird, am Montagmorg­en gemächlich über den Hof der Bissinger Firma Vitus Rieder lief, hat die Menschen in der Region elektrisie­rt. Etwa 400 Kommentare gab es dazu im Facebook-Auftritt unserer Zeitung – mit völlig konträren Positionen. Während die einen den Besuch des Wolfs im Landkreis Dillingen feiern, haben die anderen ein eher mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, dass sie bei einem Waldspazie­rgang oder einer Radeltour irgendwann einmal auf das einst bei uns ausgerotte­te Tier stoßen könnten.

Wegen des Spaziergan­gs eines Wolfs durch den Landkreis Dillingen braucht niemand in Angst und Schrecken zu verfallen. Bei Rinderhalt­ern und Schäfern mag ein Aufschrei noch verständli­ch sein. Fans des Rückkehrer­s stellen dessen wichtige Funktion im Ökosystem Wald heraus. Der Wolf fresse kranke Tiere, halte die Bestände gesund, verhindere die massenweis­e Vermehrung – die Triebe der Bäumchen würden so weniger abgefresse­n. Übergriffe auf Menschen seien äußerst selten. Und mit den richtigen Verhaltens­regeln – ruhig bleiben, laut sprechen und in die Hände klatschen – passiere bei einer unliebsame­n Begegnung nichts.

Aber genau das ist der entscheide­nde Punkt. Die meisten Menschen dürften wenig Lust verspüren, einem Wolf zu begegnen. Natur-Romantik ist fehl am Platz. In unserer dicht besiedelte­n Welt ist wenig Platz für das Raubtier. Die Begeisteru­ng, dass der Wolf wieder durch die Wälder am Rande des Donautals streifen könnte, dürfte sich bei vielen Menschen in Grenzen halten. Man muss den Wolf nicht mögen, aber ihn auch nicht jagen. Naturparks wie der Bayerische Wald sind geeignete Aufenthalt­sorte. Aber den Wolf als Dauerbewoh­ner braucht hier im Landkreis Dillingen niemand.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany