Donau Zeitung

So sieht der „Kamelbucke­l“für Höchstädt aus

Um die Innenstadt schnellstm­öglich zu entlasten, hat der Stadtrat mehrere kurzfristi­ge Maßnahmen beschlosse­n. Eine davon beinhaltet den kompletten Umbau der Anschlusss­telle im Osten. Das soll er bewirken

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt Es braucht viel Vorstellun­gskraft, vielleicht sogar ein wenig Fantasie. Der sogenannte „Kamelbucke­l“, für den sich der Stadtrat Höchstädt vergangene Woche entschiede­n hat, ist ein echter Hingucker und macht seinem Namen alle Ehre. Ganz offiziell wird die neue Straßenfüh­rung, die im Osten der kleinen Donaustadt geplant ist, „teilplangl­eicher Anschluss“genannt.

Für was das gut sein soll? „Die Maßnahme dient der Verbesseru­ng der Verkehrssi­tuation in der Stadt Höchstädt“, erklärt Georg Winter auf Nachfrage. Eine Maßnahme des XXL-Gesamtkonz­eptes, das der Höchstädte­r Landtagsab­geordnete in Zusammenar­beit mit dem Staatliche­n Bauamt Krumbach für seine Heimatstad­t ausgearbei­tet hat. Wie berichtet, sollen einzelne Projekte noch vor dem möglichen Bau einer B16-Umfahrung im Norden der Stadt zur Entlastung der Innenstadt dienen. Im ersten Schritt wird dafür die Anton-Wagner-Straße zwischen Bahnlinie und Firma Grünbeck ausgebaut – und parallel die Anschlusss­telle Ost. 2024 soll diese gebaut werden und im besten Fall zeitgleich mit der neuen Straße in Betrieb gehen. Rund fünfeinhal­b Millionen Euro soll der „Kamelbucke­l“kosten, rund 1,07 Hektar Fläche werden dafür verbaut.

Bürgermeis­ter Gerrit Maneth, der die Maßnahmen seinem Gremium und den vielen interessie­rten Bürgern vorstellte, sagte: „Ich gebe zu, dass ich mich erst an den Buckel gewöhnen musste. Aber das scheint mir sinnvoller.“Denn die neue Anschlusss­telle wird sich komplett verändern, Verkehrste­ilnehmer aus Richtung Donauwörth müssen sich auf eine komplett neue Straßenfüh­rung einstellen. Und auch die Höchstädte­r Bürger selbst, die in ihre Stadt einfahren wollen, müssen sich umgewöhnen – so der mehrheitli­che, wenn auch stark diskutiert­e Beschluss des Gremiums. Denn neben dieser Variante stand auch die Option eines Kreisverke­hrs im Osten zur Diskussion. Die Vorteile: weniger Kosten, weniger Flächenver­brauch. Aber: Der BuckelUmba­u, so erläuterte es Bürgermeis­ter Maneth, biete die größere Entlastung und auch das dortige Gewerbe könne sich weiterentw­ickeln. So sei bekannt, dass die Firma Nosta sich wünsche, eine Röhre oder einen Durchstich für mehr Gewerbeflä­che zu realisiere­n. Dies sei mit dem „Kamelbucke­l“möglich, weil laut Roswitha Schömig (Bauamt Krumbach) der Verkehr von der Bahnbrücke kommend „länger oben bleiben“kann. Auch diese Anbindung des östlichen Gewerbegeb­ietes werde ohne Kosten für die Stadt ermöglicht und so könne ein durchgängi­ger Verkehrsfl­uss Richtung Lückenschl­uss oder Richtung Donauwörth entstehen. Und somit wiederum eine bessere Entlastung­swirkung als etwa bei einem Kreisverke­hr, erklären Landtagsab­geordneter Winter und Schömig auf Nachfrage. Die Achse des Hauptverke­hrs rücke von der Bebauung, Sonderheim­er Straße, ab, dadurch verbessere sich auch die Lärmsituat­ion. Einzig der hohe Flächenver­brauch und die Mehrkosten im Vergleich zum Kreisverke­hr schlagen auf der Negativ-Seite auf.

Zwei Punkte, die vor allem die Freien Wähler im Gremium massiv störten. Eva Graf-Friedel rechnete immer wieder laut vor und sagte: „Für mich wäre es der Kreisel. Da hat der Verkehr mehr Leichtigke­it. Und es geht hier um Steuergeld­er.“Simon Schaller (Junges Höchstädt) pflichtete ihr bei und zählte auf, dass mit einem Kreisel mehr Gewerbeflä­che übrig bleibe, es die sicherere Variante sei, weil keine Abbiegespu­r benötigt werde, und die Verkehrsfü­hrung für die Höchstädte­r selbst bei einem „Kamelbucke­l“unmöglich sei. „Und das Thema Lärm sollten wir auch nicht unterschät­zen. Wir kommen mit dem Buckel ja viel höher raus“, so Schaller. Jakob Kehrle befürchtet­e vor allem eines bei der Sitzung: Dass mit diesem Umbau im Osten und der damit verbundene­n Verkehrsfü­hrung entlang der Bahn die Nord-Umfahrung in Vergessenh­eit gerade. Mehr noch: sie gar nicht mehr gebraucht werde. Und das dürfe nicht passieren, so Kehrle.

Bürgermeis­ter Maneth erklärte, dass er alle Einwände verstehen könne, er aber auch garantiere­n könne, dass jeder Quadratmet­er Fläche – wenn es geht – zurückgeha­lten werde. Und: „Uns muss klar sein, dass wir das gesamte Konzept riskieren, wenn wir eine Maßnahme ablehnen.“Rainer Wanek (Pro Höchstädt) sagte, dass er es „sensatione­ll“

finde, was in kürzester Zeit von MdL Winter federführe­nd auf die Beine gestellt worden sei, „aber die Latte ist damit weit nach oben gehängt“, so Wanek weiter. Auch er spielte dabei auf die Nord-Umfahrung an und sagte, dass er hoffe, dass diese mit dem gleichen Enthusiasm­us weiter vorangetri­eben werde. Jan Waschke (SPD) zollte Landtagsab­geordneten Winter großen Respekt und Dank dafür, dass solch ein Gesamtpake­t zur Verfügung steht. Aber er übte auch Kritik: „Was 30 Jahre nicht gelungen ist, schafft man jetzt plötzlich in einem

Repro: Simone Bronnhuber

Dreivierte­ljahr und wird dem Stadtrat so hingeworfe­n. Ganz nach dem Motto: Friss oder stirb.“

Armin Hopfenzitz, Dritter Bürger und Umland, konnte bei der Sitzung die Emotionen einiger seiner Kollegen nicht ganz nachvollzi­ehen, wie er sagte, und: „Alle wollen eine Entlastung. Wenn es gut läuft, dann bekommen wir die schon in eineinhalb Jahren.“Und auch Günter Ballis (FDP) zeigte sich zuversicht­lich: „Wenn ein Winter und ein Lange dahinter stehen, dann kann man diesen Leuten doch schon vertrauen, denke ich.“CSU-Stadtrat Thomas Schmitt fasste zusammen: Tempo 30 gescheiter­t, Fahrradsch­utzstreife­n gescheiter­t und LastwagenD­urchfahrts­verbot gescheiter­t. „Also was können wir noch tun, um die Innenstadt schnellstm­öglich zu entlasten? Nun hat die Stadt ein Hilfsangeb­ot zum Nulltarif und wir brauchen neben der B16 Nord eine weitere Entlastung“, so Schmitt. Und Parteikoll­ege Manuel Knoll ergänzte: „Die Vorteile sind drückend überlegen.“

Mit fünf Gegenstimm­en hat sich der Stadtrat schließlic­h für den „Kamelbucke­l“entschiede­n. Auch, so betonte es Graf-Friedel, weil man „natürlich das Gesamtproj­ekt nicht gefährden wolle“. Oder wie es Bürgermeis­ter Gerrit Maneth abschließe­nd formuliert­e: „Wir brauchen eine Lösung. Und was ist schon ideal?“Bericht folgt

Auch ein Kreisel stand zur Diskussion

Das sagt Georg Winter dazu

 ??  ?? So sieht der „Kamelbucke­l“im Osten der Stadt Höchstädt aus. Rund 5,5 Millionen Euro soll der Umbau, den das Staatliche Bauamt Krumbach übernimmt, kosten. Der Bau soll 2024 umgesetzt werden. Kernumbau: Die Achse des Hauptverke­hrs rückt von der Bebauung ab und es soll ein durchgängi­ger Verkehrsfl­uss aus Richtung Donauwörth erfolgen.
So sieht der „Kamelbucke­l“im Osten der Stadt Höchstädt aus. Rund 5,5 Millionen Euro soll der Umbau, den das Staatliche Bauamt Krumbach übernimmt, kosten. Der Bau soll 2024 umgesetzt werden. Kernumbau: Die Achse des Hauptverke­hrs rückt von der Bebauung ab und es soll ein durchgängi­ger Verkehrsfl­uss aus Richtung Donauwörth erfolgen.

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