Donau Zeitung

Vielen Friseuren ist die Testpflich­t lästig

Wer sich die Haare vom Profi schneiden lassen will, braucht seit knapp zwei Wochen einen negativen Corona-Test. Einigen Salons im Landkreis springen deshalb wohl die Kunden ab. Doch es gibt Aussicht auf Besserung

- VON JONATHAN MAYER UND LISA GILZ

Landkreis Als Anfang März die Friseure im Landkreis wieder zu Schere, Kamm und Rasierer greifen durften, war der Ansturm groß. Nicht wenige Studios arbeiteten sechs Tage die Woche, teilweise zwölf Stunden täglich. Doch jetzt bleiben vielerorts die Kunden aus. Erst zum Testzentru­m, dann zum Friseur? Das ist vielen wohl zu umständlic­h.

Seit knapp zwei Wochen, sagt Corinna Rehm, ist es ruhiger in ihrem Salon. Die Inhaberin von „Corinna’s Haarmanufa­ctur“in Zöschlings­weiler habe ihre Mitarbeite­rin und die zwei Auszubilde­nden einen Tag pro Woche deshalb sogar in Kurzarbeit schicken müssen. Denn es gibt einfach zu wenig zu tun. „Viele Kunden sagen, sie wollen den Test nicht machen. Deshalb kommen sie nicht. An manchen Tagen ist das Telefon tot“, sagt sie. Und dafür habe sie auch in gewissem Maße Verständni­s. „Aber wir machen die Regeln nicht. Wir halten uns nur an sie.“

Aktuell gilt im Landkreis Dillingen für den Friseurbes­uch: Wer einen Termin will und noch nicht vollständi­g geimpft ist, muss einen negativen Corona-Schnelltes­t vorlegen. Der kann entweder in einem Testzentru­m oder im Vier-AugenPrinz­ip direkt beim Friseur gemacht werden. Rehm erklärt, wie das bei ihr im Studio abläuft: „Wir sagen allen Kunden, sie sollen eine halbe Stunde vorher kommen. Dann machen sie vor der Tür den Abstrich und wir schauen zu.“Bis das Ergebnis nach gut 15 Minuten feststeht, bleiben die Kunden im Auto sitzen.

wenn der Test negativ ausfällt, dürfen sie in den Laden.

In Rehms Geschäft sei bislang kein Test positiv ausgefalle­n, sagt die Inhaberin. Ob sie sich dadurch sicherer fühlt? „Nein“, sagt sie und verweist auf das Hygienekon­zept, das es schon vor der Testpflich­t gab.

Ähnliches ist auch bei Uschi Uhl in Lauingen zu hören: „Ich habe mich eigentlich im Laden immer sicher gefühlt“, erklärt sie. Immerhin gab es schon vor der Testpflich­t Abstandsre­geln, FFP2-MaskenPfli­cht, Regeln zur Desinfekti­on der Oberfläche­n und Handschuhe. „Die Hygienemaß­nahmen haben ja funktionie­rt. Und wenn die Kunden Symptome haben, kommen sie auch nicht“, sagt sie. Eines betont Uhl aber deutlich: „Wir sind froh, dass wir überhaupt aufhaben können.“Auch wenn es derzeit ruhiger sei als noch vor ein paar Wochen – was sich auch Uhl durch die Testpflich­t erklärt –, alles sei besser, als das Geschäft wieder zuschließe­n zu müssen. Und sie sagt: „Die Kunden, die kommen und den Test gemacht haben, finden das gar nicht so schlimm.“Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, könnte auch im Friseurstu­dio Uhl wieder Kurzarbeit kommen, sagt die Chefin. Sie hoffe angesichts der Inzidenzza­hlen aber auf eine positive Entwicklun­g.

Ganz anders ist die Situation bei Sylvia Stapfer in Dillingen: „Ich bin sehr glücklich darüber, wie es gerade läuft“, sagt die Chefin vom „Studio Haircut“. Am ersten Tag der Testpflich­t hätten zwar einige Kunden den Termin abgesagt. Und auch jetzt gebe es vereinzelt Absagen wegen des Tests. „Die meisten Leute gehen aber zum Friseur, auch wenn sie sich testen müssen.“Das habe vielleicht aber auch damit zu tun, dass die große Mehrheit ihrer Gäste Stammkunde­n sei. Dementspre­chend sei die Verbundenh­eit größer. „Und alles ist besser, als zu zu machen. Das wissen Gott sei Dank auch unsere Kunden.“Doch auch Stapfer sagt, dass es die Testpflich­t für sie persönlich nicht unbedingt gebraucht hätte. Angst vor einer InErst fektion habe sie bei ihrer Arbeit bisher nicht gehabt.

Der verantwort­liche Innungsmei­ster für Nordschwab­en, Willy Uhl, bestätigt, dass die Notbremse sich in den Büchern vieler Salons bemerkbar macht und in der gesamten Branche die Anzahl an Friseurter­minen zurückgega­ngen ist. „Aber das war zu erwarten“, sagt Uhl.

Auch in seinem eigenen Salon in Nördlingen erlebt er nichts anderes. Abgesehen von einem Rückgang an Terminen habe es in den vergangene­n zwei Wochen bei ihm kurzfristi­ge Absagen gegeben, wenn ein Test zum Beispiel positiv ausgefalle­n sei. Trotzdem bleibt der Innungsmei­ster optimistis­ch: „Wir dürfen weiter aufmachen und die jetzige Situation ist eben eine Übergangsz­eit.“Positiv sei auch, dass immer mehr Menschen geimpft werden. In Kombinatio­n mit der Regel sollten es Friseure so bald leichter haben. Uhl hofft, dass in den nächsten vier bis sechs Wochen wieder etwas Normalität einkehrt.

Michaela Tertinek hat ihren Salon „Haarfachwe­rk“erst Mitte Dezember in Wertingen gegründet. Wenig später kam bereits der Lockdown. „So richtig los ging es also erst im März“, erzählt sie. Bei niedrigen Inzidenzwe­rten sei die Zahl der Kunden gut gewesen, seit Einführung der Testpflich­t seien es allerdings wieder weniger geworden – auch wenn das Geschäft insgesamt ganz gut laufe. „Viele sagen sich, sie warten lieber noch eine Woche mit dem Friseurbes­uch, vielleicht gibt es die Pflicht dann nicht mehr“, erklärt sie sich das Problem. Früher seien die Leute alle vier bis sechs Wochen zum Haareschne­iden gegangen, in der Pandemie gehen sie Tertinek zufolge nur noch alle sechs bis acht Wochen. Die Testpflich­t tue da ihr Übriges.

Doch möglicherw­eise ist es mit der bald sogar schon wieder vorbei. Laut der zwölften Bayerische­n Infektions­schutzmaßn­ahmenveror­dnung wird die Testpflich­t zurückgeno­mmen, sobald die Sieben-TageInzide­nz fünf Tage in Folge unter 100 lag – allerdings gilt das dann erst ab dem übernächst­en Tag. Im Landkreis Dillingen könnte das angesichts der derzeitige­n Entwicklun­gen ab Mittwoch kommender Woche der Fall sein. Falls es dazu kommt, wird dies durch das Landratsam­t bekannt gegeben. Die Friseure im Landkreis hoffen jedenfalls darauf.

 ?? Foto: Berthold Veh ?? Vielen Friseuren wie Corinna Rehm in Zöschlings­weiler (hier mit Kundin Viktoria Wörner) ist die Corona‰Testpflich­t lästig. Einige Kunden verzichten lieber auf den Friseurbes­uch, als sich testen zu lassen.
Foto: Berthold Veh Vielen Friseuren wie Corinna Rehm in Zöschlings­weiler (hier mit Kundin Viktoria Wörner) ist die Corona‰Testpflich­t lästig. Einige Kunden verzichten lieber auf den Friseurbes­uch, als sich testen zu lassen.

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