Donau Zeitung

Eine Strategie gegen die Müllsünder

Der Abfall-Wirtschaft­sverband Nordschwab­en diskutiert über eine „Putz-Pause“an den Recyclingh­öfen. Das soll eine abschrecke­nde Wirkung haben. Die Pandemie hat Folgen für die Erlöse

- VON HELMUT BISSINGER

Landkreis Wilde Müllablage­rungen vor Recyclingh­öfen hat man in der Vergangenh­eit kaum gesehen. Das wird sich ändern, denn wurden die illegalen Entsorgung­en bislang immer sofort beseitigt, will der AbfallWirt­schaftsver­band Nordschwab­en (AWV) nun zumindest mancherort­s seine Strategie ändern. An ausgewählt­en Recylinghö­fen will man eine sogenannte „Putz-Pause“einlegen, um die Aufmerksam­keit der Bürger darauf zu lenken. Der „wilde Müll“wird dort also liegen bleiben.

Ob diese Maßnahme eine abschrecke­nde Wirkung habe, erschien einigen Verbandsrä­ten bei der Sitzung des AWV in der Tapfheimer Sporthalle zumindest fraglich. Gar nichts hält Josef Reichensbe­rger davon. Er plädierte eher dafür, die Bußgelder (bisher zwischen 50 und 80 Euro) für Müllsünder drastisch zu erhöhen. Reichensbe­rger: „Nur damit werden wir das Problem beseitigen.“

Seine Skepsis konnte auch AWVVorsitz­ender Landrat Stefan Rößle nicht verbergen. Er plädierte aber dafür, den Versuch mit den „PutzPausen“zu wagen.

Positiv bewertete Landrat Rößle den Einsatz von Müllpaten. Das sind Menschen, die vermehrt ein Auge auf Containers­tandorte werfen. Die Müllpaten überwachen die Containers­tandorte und melden an den AWV, wenn dort ungewollte­r Abfall lagert. Mehrfach seien Anzeigen erstattet und Bußgelder verhängt worden.

Die „wilden Ablagerung­en“hatten über Jahre bei den Recyclingh­öfen zugenommen. Coronabedi­ngt sind sie aber 2020 zurückgega­ngen: von 3324 auf 2161 Kubikmeter. Die Pandemie zeigt auch bei der Müllmengen­entwicklun­g Auswirkung­en: Der Restmüll hat um 4,5 Prozent abgenommen, Bioabfall dagegen um 10,2 Prozent zugenommen.

Werkleiter Gerhard Wiedemann präsentier­te den aktuellen Wirtschaft­splan. 24,3 Millionen Euro will der Verband demnach in diesem Jahr einnehmen. Die Ausgaben seien aber um rund 422.000 Euro höher. Wiedemann beruhigte, denn zum einen habe der Verband hohe Rücklagen, zum anderen bezöge sich das Minus auf rechnerisc­he Rückstellu­ngen. Nichtsdest­otrotz: Wegen der Corona-Pandemie habe man im vergangene­n Jahr niedrigere Erlöse als sonst erzielt. „Aber die Tendenz geht wieder nach oben“, meinte Wiedemann. Er jedenfalls sehe die derzeitige Entwicklun­g positiv.

Ein Blick in den Wirtschaft­splan offenbart eine Trendwende: Die Abfallmeng­en steigen seit Beginn des Jahres: einmal beim Restmüll, zum anderen aus der Biotonne. Hinzu komme, dass auch in den Recyclingh­öfen der Landkreise DonauRies und Dillingen wieder ein erhöhter Zulauf registrier­t werde. Ein Beispiel offenbart die Situation: Allein aus der Papierents­orgung erhofft sich der AWV ein Plus von 335.000 Euro. Die steigenden Mengen verspräche­n höhere Umsatzerlö­se, nachdem man coronabedi­ngt im Vorjahr Einbußen habe hinnehmen müssen, so Wiedemann. Auf der Einnahmens­eite erwartet der AWV allein aus den Mengen der Restmüllto­nne 12,6 Millionen Euro, aus der Biotonne vier Millionen Euro. Geplant sind außerdem aus dem Sperrmüll Erlöse von knapp 1,1 Millionen Euro. Das Grüngut (aus den Recyclingh­öfen und vom Grünsammel­platz) soll 190.000 Euro einbringen. Damit würde der Gesamterlö­s auf 2,38 Millionen Euro steigen (Vorjahr 2,02 Millionen Euro). Ausdrückli­ch verwies Wiedemann darauf, dass der Verband einen erfolgreic­hen Kurs eingeschla­gen habe, obwohl die Restmüllge­bühren in den letzten 20 Jahren fast halbiert worden seien.

Allein 220.000 Euro will der Verband in diesem Jahr in den Recyclingh­of Nördlingen investiere­n, 42.000 Euro für die Erneuerung und den Ausbau des Maschinenp­arks in der Deponie Binsberg bei Donauwörth. Insgesamt sollen 310.500 Euro ausgegeben werden.

Als Bürgerserv­ice hat der AWV aktuell auf seiner Internetse­ite die Rubrik „Nachhaltig­keit“eingeführt. Dort will man Tipps für den Alltag geben, einen Nachhaltig­keits-Check durchführe­n, aber auch politische Informatio­nen zum Thema Müll geben.

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Foto: Polizei (Archiv) Dass illegal Müll entsorgt wird, kommt in der Region immer wieder vor. Bisweilen wird der Unrat auch vor den Recyclingh­öfen de‰ poniert. Dieser wurde bislang immer gleich von den Mitarbeite­rn beseitigt. Künftig aber soll der „wilde Müll“dort liegen bleiben – die Verantwort­lichen erhoffen sich eine abschrecke­nde Wirkung.

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