Bank setzt auf Bienen
Bei allen Hauptfilialen hat das Geldinstitut im Landkreis Dillingen Bienenstöcke aufstellen lassen. Kunden wundern sich. Imker blicken auch kritisch auf die Aktion
Mehrere Sparkassen haben bei ihren Geschäftsstellen einen Bienenstock aufgestellt. Was hinter der Idee der Bank steckt, und was Imker dazu sagen.
Landkreis #Zukunftsichern steht mit roten Buchstaben auf der Rückseite des hellbraunen Kastens geschrieben, der seit wenigen Wochen vor der Sparkasse Wertingen steht. Es ist der einzige Hinweis, den interessierte Menschen bekommen. Schnell erkennen sie allerdings, wer hier vor kurzem eingezogen ist: ein Bienenvolk. Quirlig summen und fliegen die emsigen Tiere rund um den Bienenstock. Ein Einzelprojekt der Wertinger Bankfiliale? – Keineswegs. Ein Projekt in Absprache mit den örtlichen Imkern? – Nein. Die wundern sich vielmehr.
Als regionale Sparkasse habe man sich Gedanken über Nachhaltigkeit und die Zukunft gemacht, erklärt Martin Jenewein auf Anfrage unserer Zeitung. Er ist einer der Vorstände der Sparkasse DillingenNördlingen. Seit den 60er Jahren habe sich die Anzahl der Bienen mehr als halbiert. Dabei seien diese laut Jenewein ein wichtiger Baustein unseres Ökosystems. Und so hätten die Verantwortlichen des Bankinstituts entschieden, an den Hauptgeschäftsstellen in Dillingen, Lauingen, Höchstädt, Gundelfingen, Wertingen und Nördlingen die Thematik „sichtbar zu machen“. Auf den ersten Moment zu sehen sind die Bienenstöcke allerdings nur in Gundelfingen und Wertingen, wo sie direkt im Eingangsbereich der Filiale aufgestellt sind. In Dillingen, Lauingen und Höchstädt wurden sie im Dachbereich angebracht, in Nördlingen am Stadtrand, weil sich kein geeigneter Platz in der Nähe des Gebäudes fand.
Aufsehen hat der Bienenstock in Wertingen bereits mehrfach erregt. Eine Mutter mit ihren kleinen Kindern verfolgte laut Jenewein bereits interessiert das Aufstellen des Bie
was den Sparkassenvorstand freut: „Von unserer Seite ist es ausdrücklich erwünscht, dass Kinder wie Erwachsene hingehen, horchen und die Bienen beobachten.“Immer wieder hätten auch schon Menschen am Schalter nachgefragt, was es damit auf sich habe. „Wir haben sehr viel positive Resonanz bekommen“, sagt Jenewein. Eine kritische Stimme sei allerdings auch dabei gewesen.
Ob die Aktion wirklich Sinn macht, ist für Andreas Grimminger zumindest fraglich. Der 34-jährige Zusamaltheimer ist Vorsitzender des Imkervereins Wertingen. Von den gut 100 Mitgliedern des Vereins haben ungefähr 95 selbst Bienen, im Schnitt jeweils fünf Völker. Somit existieren laut Grimminger auf jeden Fall 500 bis 600 Bienenvölker in und um Wertingen. „Heute gibt es mehr Imker, dafür haben die einzelnen weniger Völker“, erzählt er. Jedes Jahr bildet der Verein Jungimker aus, versucht bereits über Ferienprogramme und Aktionen in Schulen und Kindergärten die Jüngsten auf den Wert der Bienen aufmerksam zu machen. Honigbienen, sagt er, gebe es bei uns heute ebenso viele wie vor 30 Jahren. Einzig die Vielfalt fehle. „Heute geht die Zucht auf Leistung“, erklärt er den Unterschied, „man will immer mehr Honig.“Früher habe man die Bienen und Imker mehr sich selbst überlassen.
Andreas Grimminger hatte im Alter von zwölf Jahren sein erstes Bienenvolk. „Wenn man einmal damit anfängt, lässt einen das nicht mehr los.“So kann er durchaus verstehen, dass Menschen und vor allem Kinder fasziniert vor dem Bankgebäude stehen bleiben. Warum allerdings eine auswärtige Firma mit der Benenstocks, treuung des Bienenvolkes beauftragt wurde, sei für ihn unverständlich. Zumal sogar mehrere örtliche Imker in dem Geldinstitut arbeiten.
Durch einen Kontakt sei man auf die Firma in Weißenhorn gestoßen, erklärt Sparkassenvorstand Jenewein. Die Firma sei darauf spezialisiert, sich um Bienen und die Arterhaltung zu kümmern. Sie betreue die Bienenstöcke in allen Bankfilialen des Landkreises, schaue einmal pro Woche nach den Tieren. Geplant sei zudem, Kinder und Jugendliche einzuladen, das Schleudern zu beobachten. Der geschleuderte Honig soll in kleine Gläschen verpackt und zu bestimmten Anlässen an Kunden verschenkt werden. „Dabei steht nicht die Honigproduktion an erster Stelle, sondern uns geht es darum, die Nachhaltigkeit sichtbar zu machen“, betont Jenewein.
Für Imker Alois Schuster aus Holzheim sind Firmen, die sich Bienenvölker zulegen nichts Neues. Der 71-Jährige selbst beherbergt derzeit rund 30 Bienenstöcke mit jeweils etwa 40.000 Bienen. Vor 40 Jahren habe er sich von seinem Schwiegervater anstecken lassen. 30 Jahre lang leitete er dann auch den örtlichen Imkerverein.
Bienen regelmäßig nachzuziehen, sieht Schuster als wichtige Aufgabe. Allerdings brauche es dafür den richtigen Platz. Ein Teil seiner eigenen Bienen steht derzeit im Auwald, der andere im Rapsfeld.
„Mitten in der Stadt, wo viele Menschen unterwegs sind“, empfindet er als ziemlich unpassend. „Bienen brauchen Blüten, Nektar und Pollen, Wasser und Ruhe“, sagt der 71-Jährige. Dann – und erst dann – könne man sich ihnen auch mit Gelassenheit nähern.