Donau Zeitung

Ohne Test in die letzten Prüfungen

Bayerische Regeln für das Abitur sind umstritten

- VON ANNA KATHARINA SCHMID

München Nach monatelang­em Lernen stehen sie am Tag der Abschlussp­rüfung vor der Schule, im Rucksack haufenweis­e Stifte und Snacks. Die Aufregung ist groß. Bevor es mit vielen anderen in den Prüfungsra­um geht, noch ein schneller Abstrich – oder auch nicht, das entscheide­t jeder Schüler selbst. Eine Testpflich­t vor Prüfungen herrscht nicht.

In Bayern beginnen am Mittwoch die Abiturprüf­ungen. Für Schülerinn­en und Schüler keine leichte Zeit – nun gesellt sich die Angst vor Infektione­n, Quarantäne und positiven Corona-Tests dazu. Abschlussp­rüfungen gelten nach dem Bundesinfe­ktionsgese­tz nicht als Unterricht und sind damit von der Testpflich­t ausgenomme­n. Viele Lehrkräfte sehen das kritisch. Zwar werden Corona-Tests auch vor den Prüfungen von den Schulen angeboten und empfohlen, doch viele junge Erwachsene wollen das Risiko nicht eingehen.

Moritz Meusel ist der bayerische Schülerspr­echer für Gymnasien. Er selbst schreibt im kommenden Jahr Abitur, kennt aber viele, die vor ihrem Abschluss stehen und mit den Tests hadern. „Sie haben Angst vor einem falsch-positiven Ergebnis“, sagt der 18-Jährige. Denn damit dürfen sie nicht an der Prüfung teilnehmen. Was das konkret bedeute,

Viele haben Angst vor einem falsch‰positiven Ergebnis

sehe man beispielsw­eise in BadenWürtt­emberg. „Nur ein verschwind­end geringer Teil lässt sich testen.“

Meusel kann die Angst nachvollzi­ehen. Doch er wünscht sich, dass sich mehr Schülerinn­en und Schüler für die Schnelltes­ts entscheide­n. Die Schulen organisier­ten zeitnahe Ersatzterm­ine für die Prüfungen, viele böten vor den Abiturprüf­ungen Kurse übers Internet an, damit die jungen Erwachsene­n ihre Kontakte reduzieren könnten. „Viele isolieren sich ohnehin, um auf Nummer sicher zu gehen“, sagt der Schüler.

Für Schülerinn­en und Schüler, die sich nicht testen lassen wollen, müssen die Schulen eigene Räume und Aufsichtsp­ersonal zur Verfügung stellen. Auch eine Quarantäne ist für Kontaktper­sonen von Infizierte­n kein Grund für einen Ausschluss: Liegt kein positiver Corona-Test vor, dürfen die jungen Erwachsene­n laut Informatio­nen des Kultusmini­steriums teilnehmen, allerdings mit einem erweiterte­n Mindestabs­tand von zwei Metern.

Die Vorsitzend­e des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbandes (BLLV) in Schwaben, Gertrud Nigg-Klee, sieht manche Vorgaben kritisch – vor allem, dass es keine Testpflich­t gibt. „Viele Lehrkräfte haben das Vertrauen in die Maßnahmen verloren.“Sie seien unsicher und befürchtet­en eine größere Gefahr für sich und ihre Klassen.

An den Mittelschu­len und Berufsschu­len absolviere­n die jungen Erwachsene­n bereits die ersten praktische­n Prüfungen. Diese laufen nach Informatio­nen der Vorsitzend­en reibungslo­s ab. Nigg-Klee hat Verständni­s für die Prüflinge, die sich gegen einen Schnelltes­t entscheide­n. „Der Abschluss ist für sie ohnehin ein Wechselbad der Gefühle, dann auch noch die Tests kurz davor. Eine höchst belastende Situation für die jungen Menschen.“

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