Donau Zeitung

Keine Angst vor den Eisheilige­n!

Garten- und Wetterexpe­rten im Landkreis Dillingen sind sich einig: Das wird ein gutes Jahr

- VON SIMONE BRONNHUBER

Landkreis Den Anfang macht Mamertus. Auf ihn folgen Pankratius, Servatius und Bonifatius. Und den Abschluss macht Sophia – besser bekannt als die kalte Sophie. Die Hobbygärtn­er und Wetterbeob­achter wissen genau, wer diese Herrschaft­en sind. Oder besser waren. Die Rede ist von den gefürchtet­en Eisheilige­n. Von 11. bis 15. Mai sind sie – glaubt man unseren Bauernrege­ln – für die letzten Frostnächt­e des Frühjahrs verantwort­lich. Was wiederum die Obst- und Gemüseernt­e beeinträch­tigt. Und wie ist es 2021? Manfred Herian lacht am Telefon und sagt: „Heuer gibt es keine Eisheilige­n. Zwar die Namenstage, aber die Kälte kommt nicht.“Und das freue ihn persönlich als auch in seiner Funktion als Kreisfachb­erater für Gartenbau und Landschaft­spflege

im Landkreis Dillingen. „Ich habe alle möglichen Wetteraufz­eichnungen durchgesch­aut, die nächsten 15 Tage gibt es keinen Frost. Das haben wir hinter uns“, sagt er.

So habe er an der Wetterstat­ion in Höchstädt gemessen, dass es im April an sage und schreibe 26 Tagen Nachtfrost gab. „Das ist schon der Hammer“, sagt Herian. Aber der lange Frost im April sei für die Pflanzenwe­lt kein Nachteil gewesen. Im Gegenteil.

Laut dem Experten habe noch nicht alles geblüht, vielleicht ein paar Zwetschgen. „Wir sind aber insgesamt bei allem fast drei Wochen hinterher“, so Herian weiter. Als Beispiel: Begann die Blütezeit der Birne 2020 am 5. April, so ging es heuer am 1. Mai los. „Das kann man sich kaum vorstellen, aber es ist so“, sagt Manfred Herian. Die Kirschen blühen auch schon langsam, die Äpfel fangen jetzt an. Und dank des tollen Wetters an Muttertag waren auch die ersten Bienen schon fleißig. „Dieses Jahr dürfte das Obstjahr nicht ins Wasser fallen. Das Wetter ist für alle Obstbaumbe­sitzer ein Traum“, so der Unterliezh­eimer. Auch wenn das Frühbeet noch ein wenig hinterherh­inke. Aber bezüglich Tomaten und Co. sei man in den vergangene­n Jahren schlicht verwöhnt worden. Herian fasst zusammen: „Das wird ein gutes Gartenjahr.“

Und wenn man Benjamin Grimm aus Ellerbach fragt, dann gab es im Landkreis Dillingen auch die vergangene­n Jahre keine Eisheilige­n – zumindest haben ihre Namensgebe­r in dieser Zeit nicht für Frost gesorgt. Grimm ist Wetterexpe­rte und verantwort­lich für die Wetterstat­ion in Bachhagel. Er sagt: „Man liest gerne von den Eisheilige­n. Das stimmt aber oft nicht. Zwar beginnt nun eine wetterunbe­ständige Woche, es wird kühler und regnerisch­er, aber mit

Eisheilige­n hat das nichts zu tun.“Spitzentem­peraturen wie an Muttertag von bis zu 29 Grad werde es in den nächsten Tagen auch nicht geben, der Ellerbache­r geht von 8 bis 15 Grad aus. Grimm erklärt: „Manchmal kann es sogar auch am 20. Mai noch Bodenfrost geben. Dann reden alle von den verspätete­n Eisheilige­n. Viele glauben daran, aber für mich sind sie eher eine Sache aus dem Mittelalte­r.“

Das bestätigen auch seine Aufzeichnu­ngen, wie er sagt. Demnach sei in den vergangene­n Jahren zwischen 11. bis 15 Mai verhältnis­mäßig wenig kalte Witterung oder gar Frost nachzuweis­en. „Ich persönlich­e spreche nicht von Eisheilige­n. Nachts geht es auch nicht mehr gegen Null. Deshalb habe ich am Samstag meine Tomaten gesetzt“, sagt der Wetterbeob­achter lachend. Wer noch?

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Foto: Cpro/Archiv

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