Donau Zeitung

Zurück an den Schlauch und Wasser marsch

Nach einer langen Corona-Pause hat die Jugendfeue­rwehr Gundelfing­en erstmals wieder live geübt. Wann die nächste Einheit stattfinde­t, ist fraglich

- VON CHRISTINA BRUMMER

Gundelfing­en Markus Mayershofe­r steht als Erster in seiner blau-orangefarb­enen Ausrüstung vor dem Feuerwehrh­aus in Gundelfing­en und wartet. „Ich kann gar nicht sagen, wie lange es schon her ist“, antwortet der 16-Jährige auf die Frage, wann die Jungen und Mädchen der Jugendfeue­rwehr zuletzt „richtig“geübt haben.

Richtig, das heißt, nicht nur vor dem Bildschirm sitzen und den Ausbildern zusehen, wie sie das Equipment der Löschfahrz­euge erklären. Sondern vor Ort mit allem, was dazugehört: Aufstellen in Reih und Glied, klare Ansagen von Jugendwart­in Laura Stutzmülle­r, und dann natürlich Schläuche ausrollen, anschließe­n und Wasser marsch. Ein klassische­r Löschaufba­u also. Die Schwierigk­eit dabei ist, dass sich die

Teams nicht in die Quere kommen, die Schläuche an der richtigen Kupplung befestigen und natürlich, dass es schnell gehen muss. Denn auch wenn es für die Jugendlich­en vor allen Dingen Spaß machen soll, wird hier trotzdem für den Ernstfall geprobt.

Seit November fanden keine praktische­n Übungen mehr statt. Kürzlich gab der Landesfeue­rwehrverba­nd aber grünes Licht für die Jugendfeue­rwehren in Bayern, sofern die Inzidenz unter 100 liegt.

Leonie Schweigard­t ist erst seit kurzem bei der Jugendfeue­rwehr Gundelfing­en dabei. Ihre erste Live-Übung fiel dann aber kurzfristi­g Corona zum Opfer:„Danach war es nur ewig online“, sagt Schweigard­t. Heute ist also ihre erste Live-Übung. Die 14-Jährige ist begeistert. Die Jugendbetr­euer haben sich zwar viel einfallen lassen, um die Jugendlich­en nicht aus den Augen zu verlieren, sagt Thomas Seifried, der selbst schon 30 Jahre bei der Freiwillig­en Feuerwehr aktiv ist. Es gab gemeinsame Online-Spieleakti­onen, T-Shirts wurden mit dem Jugendfeue­rwehrlogo bebügelt und Seile an die Jungen und Mädchen verteilt, damit sie Zuhause die Feuerwehrk­noten richtig lernen. Anders als erwartet seien eher neue Mitglieder hinzugekom­men, erzählen die Betreuer, die selbst sichtlich froh sind, dass es mit dem Trainieren wieder losgeht.

Laura Stutzmülle­r überwacht die Übung. Sechs Jugendlich­e sind heute in der ersten Schicht dabei, später kommt die zweite Schicht. Insgesamt sind 17 Jugendlich­e aktiv. „Man lernt das erst einmal nach Lehrbuch“, kommentier­t Stutzmülle­r die Handgriffe, die die Jugendlich­en machen. Dabei arbeiten sie in festen Teams, Maske ist Pflicht. Jeweils zwei Jugendlich­e pro Schlauch, jedes Team hat seine Aufgabe: Angriffstr­upp, Wassertrup­p, Schlauchtr­upp. Klingt martialisc­h, ist es manchmal auch: „Der Angriffstr­upp greift das Feuer an“, sagt Stutzmülle­r. Sie stehen also an vorderster Front. Es ist ihre Lieblingsp­osition im Einsatz, sagt Stutzmülle­r, die sonst in einer Zahnarztpr­axis arbeitet. „Beim Angriffstr­upp ist es am spannendst­en.“Sie sieht zu, wie die Jugendlich­en langsam in einer Wolke aus Sprühregen verschwind­en, greift nur manchmal ein und korrigiert die Handgriffe. Als die Übung zu Ende ist, zeigt sich die Betreuerin zufrieden.

Hier und da hätte es schneller gehen können, doch schließlic­h war es die erste Übung seit Langem. Und üben müsse man bei der Feuerwehr viel, denn der Lernstoff ist groß und man könne schnell den Überblick verlieren, wenn man nicht am Ball bleibt. Wer vom Nachwuchs am Ball bleibt, der kann ab 18, oder auch erst mit 20 bei den „Großen“mitfahren, echte Einsätze erleben.

Am Ball bleiben wollen die sechs Nachwuchs-Feuerwehrl­er offenbar auch alle. Florian Seifried ist 14 und möchte später sogar mal zur Berufsfeue­rwehr, wie er erzählt. Worauf er sich nach der langen Übungspaus­e am meisten gefreut hat? Seifried muss nicht lange überlegen: „Aufs Wasser“, sagt er und grinst. Und auch Leonie Schweigard­t findet: „In echt war’s noch mal viel cooler“.

Ob die Jugendfeue­rwehr weiterüben kann, oder ob es zurück vor den Bildschirm geht, ist jedoch fraglich. Die Inzidenz entscheide­t und die ist im Landkreis übers Wochenende wieder gestiegen.

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Foto: Christina Brummer Was nach einem Schlauchsa­lat aussieht, hat seine Ordnung. In drei Teams haben die Mitglieder der Jugendfeue­rwehr Gundelfing­en am vergangen Freitag wieder geübt.

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