Zurück an den Schlauch und Wasser marsch
Nach einer langen Corona-Pause hat die Jugendfeuerwehr Gundelfingen erstmals wieder live geübt. Wann die nächste Einheit stattfindet, ist fraglich
Gundelfingen Markus Mayershofer steht als Erster in seiner blau-orangefarbenen Ausrüstung vor dem Feuerwehrhaus in Gundelfingen und wartet. „Ich kann gar nicht sagen, wie lange es schon her ist“, antwortet der 16-Jährige auf die Frage, wann die Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr zuletzt „richtig“geübt haben.
Richtig, das heißt, nicht nur vor dem Bildschirm sitzen und den Ausbildern zusehen, wie sie das Equipment der Löschfahrzeuge erklären. Sondern vor Ort mit allem, was dazugehört: Aufstellen in Reih und Glied, klare Ansagen von Jugendwartin Laura Stutzmüller, und dann natürlich Schläuche ausrollen, anschließen und Wasser marsch. Ein klassischer Löschaufbau also. Die Schwierigkeit dabei ist, dass sich die
Teams nicht in die Quere kommen, die Schläuche an der richtigen Kupplung befestigen und natürlich, dass es schnell gehen muss. Denn auch wenn es für die Jugendlichen vor allen Dingen Spaß machen soll, wird hier trotzdem für den Ernstfall geprobt.
Seit November fanden keine praktischen Übungen mehr statt. Kürzlich gab der Landesfeuerwehrverband aber grünes Licht für die Jugendfeuerwehren in Bayern, sofern die Inzidenz unter 100 liegt.
Leonie Schweigardt ist erst seit kurzem bei der Jugendfeuerwehr Gundelfingen dabei. Ihre erste Live-Übung fiel dann aber kurzfristig Corona zum Opfer:„Danach war es nur ewig online“, sagt Schweigardt. Heute ist also ihre erste Live-Übung. Die 14-Jährige ist begeistert. Die Jugendbetreuer haben sich zwar viel einfallen lassen, um die Jugendlichen nicht aus den Augen zu verlieren, sagt Thomas Seifried, der selbst schon 30 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. Es gab gemeinsame Online-Spieleaktionen, T-Shirts wurden mit dem Jugendfeuerwehrlogo bebügelt und Seile an die Jungen und Mädchen verteilt, damit sie Zuhause die Feuerwehrknoten richtig lernen. Anders als erwartet seien eher neue Mitglieder hinzugekommen, erzählen die Betreuer, die selbst sichtlich froh sind, dass es mit dem Trainieren wieder losgeht.
Laura Stutzmüller überwacht die Übung. Sechs Jugendliche sind heute in der ersten Schicht dabei, später kommt die zweite Schicht. Insgesamt sind 17 Jugendliche aktiv. „Man lernt das erst einmal nach Lehrbuch“, kommentiert Stutzmüller die Handgriffe, die die Jugendlichen machen. Dabei arbeiten sie in festen Teams, Maske ist Pflicht. Jeweils zwei Jugendliche pro Schlauch, jedes Team hat seine Aufgabe: Angriffstrupp, Wassertrupp, Schlauchtrupp. Klingt martialisch, ist es manchmal auch: „Der Angriffstrupp greift das Feuer an“, sagt Stutzmüller. Sie stehen also an vorderster Front. Es ist ihre Lieblingsposition im Einsatz, sagt Stutzmüller, die sonst in einer Zahnarztpraxis arbeitet. „Beim Angriffstrupp ist es am spannendsten.“Sie sieht zu, wie die Jugendlichen langsam in einer Wolke aus Sprühregen verschwinden, greift nur manchmal ein und korrigiert die Handgriffe. Als die Übung zu Ende ist, zeigt sich die Betreuerin zufrieden.
Hier und da hätte es schneller gehen können, doch schließlich war es die erste Übung seit Langem. Und üben müsse man bei der Feuerwehr viel, denn der Lernstoff ist groß und man könne schnell den Überblick verlieren, wenn man nicht am Ball bleibt. Wer vom Nachwuchs am Ball bleibt, der kann ab 18, oder auch erst mit 20 bei den „Großen“mitfahren, echte Einsätze erleben.
Am Ball bleiben wollen die sechs Nachwuchs-Feuerwehrler offenbar auch alle. Florian Seifried ist 14 und möchte später sogar mal zur Berufsfeuerwehr, wie er erzählt. Worauf er sich nach der langen Übungspause am meisten gefreut hat? Seifried muss nicht lange überlegen: „Aufs Wasser“, sagt er und grinst. Und auch Leonie Schweigardt findet: „In echt war’s noch mal viel cooler“.
Ob die Jugendfeuerwehr weiterüben kann, oder ob es zurück vor den Bildschirm geht, ist jedoch fraglich. Die Inzidenz entscheidet und die ist im Landkreis übers Wochenende wieder gestiegen.