Donau Zeitung

Vereine und der Preis der Transparen­z

FDP fordert von Scholz Entlastung

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Der Sportklub oder die Blaskapell­e als Waschmasch­ine für schmutzige­s Mafia-Geld? Zu Unrecht fühlen sich Vereine vom Staat unter Generalver­dacht gestellt. Sie beklagen, dass das so genannte Transparen­zregister für sie zum „Bürokratie­monster“mutiert. Nun fordert die FDP im Bundestag von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD), die Vereine von Gebühren und Verwaltung­saufwand für das Register zu befreien. In einem Brief an Scholz, der unserer Redaktion exklusiv vorliegt, heißt es: „Viele ehrenamtli­ch tätige Menschen, die neben Beruf und Familie Verantwort­ung in Vereinen und damit für unsere Gesellscha­ft übernehmen, fühlen sich gering geschätzt, verhöhnt und schäbig behandelt.“

Verfasst hat das Schreiben FDPFraktio­nsvize Stephan Thomae. Er zweifle nicht an der Richtigkei­t des Ziels, Geldwäsche zu bekämpfen, wisse, dass es seltene Einzelfäll­e von Geldwäsche in Vereinen gibt. „Aber die Bekämpfung der Geldwäsche steht und fällt nicht damit, den Vereinen die Kosten für die Führung des Transparen­zregisters aufzuerleg­en“, ist er überzeugt.

Hintergrun­d der Auseinande­rsetzung ist, dass die Europäisch­e Union Geldwäsche und Terrorfina­nzierung den Kampf angesagt hat. Auch Deutschlan­d hat entspreche­nde Gesetze erlassen. Um der Finanzkrim­inalität den Nährboden zu entziehen und dunkle Geldflüsse auszutrock­nen, müssen Unternehme­n und Stiftungen, aber eben auch Vereine, seit 2017 bestimmte Angaben im öffentlich einsehbare­n Transparen­zregister eintragen. Das sind Informatio­nen über den Verein und dessen wirtschaft­lich Berechtigt­e, also meist die Vorsitzend­en. Geführt wird das Register vom Kölner Bundesanze­iger Verlag. Rückwirken­d für die Jahre seit 2017 hat der Verlag nun Ende 2020 damit begonnen, nach und nach Gebührenbe­scheide an die rund 600 000 deutschen Vereine zu verschicke­n.

Ein Sprecher des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB), der rund 27 Millionen Mitglieder aus 88000 Sportverei­nen vertritt, sagte unserer Redaktion: „Bei den Gebühren für das Transparen­zregister geht es um niedrige Summen, aber einen hohen Aufwand.“Zwar gebe es die Möglichkei­t für gemeinnütz­ige Vereine, die Kosten zu umgehen. Doch, so der Sportler-Sprecher: „Selbst die Befreiung von den Zahlungen ist extrem komplizier­t und für Ehrenamtli­che oft frustriere­nd.“Auch bei Musikern sorgen die Gebühren für heftige Misstöne. Franz Pschierer, Vorsitzend­er des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s (ASM), sagte: „In unseren Kapellen herrscht nicht das geringste Verständni­s für diese Vorgehensw­eise, für die das Bundesfina­nzminister­ium verantwort­lich ist.“

Die Rechnungen kämen für die Vereine ausgerechn­et in besonders schweren Zeiten, so FDP-Mann Thomae, der selbst einmal Hornist und Dirigent der Kemptener Blaskapell­e St.Mang war. Denn die Corona-Pandemie habe das Vereinswes­en, den Eckpfeiler des kulturelle­n, sportliche­n und sozialen Lebens in Deutschlan­d, ins Wanken gebracht. Fußballtra­ining, Musikprobe oder der gesellige Abend müssten ausfallen, neue Mitglieder kämen nicht hinzu. Statt salbungsvo­ller Worte, so Thomae, bräuchten Vereine nun von der Bundesregi­erung ein sichtbares Zeichen der Unterstütz­ung. Von Finanzmini­ster Olaf Scholz fordert die FDP deshalb, dass der Bund für die Vereine die Kosten für das Transparen­zregister übernimmt. Zudem sollten künftig die Finanzämte­r und nicht die Vereine selbst dem Verlag Bundesanze­iger mitteilen, ob eine Organisati­on als gemeinnütz­ig anerkannt ist.

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