Donau Zeitung

Joseph Beuys – Stationen eines Künstlerle­bens

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● Joseph Beuys wird am 12. Mai in Krefeld geboren. Aufwachsen­d in Kleve, zeigt er bereits als Schüler künstleris­che und natur‰ wissenscha­ftliche Interessen. Er war Mit‰ glied in der Hitler‰Jugend.

● 1941 Verpflicht­ung zur Luftwaffe für zwölf Jahre. Er wird von Heinz Sielmann, der ab Ende der 1940er Jahre als Tierfilmer bekannt wurde, zum Flugzeug‰Bordfunker ausge‰ bildet. Sielmann verstärkt das Interesse Beuys’ an den Naturwisse­nschaften.

● Militärein­sätze ab 1942 rund um die Insel Krim, später Böhmen und Mähren, schlie߉ lich an der Adria. 1944 im Kampf um die Krim Absturz mit schweren Verletzung­en. Beuys wird von einer deutschen Suchtruppe in ein Militärlaz­arett eingeliefe­rt, das er nach drei Wochen wieder verlassen kann. Den Absturz verbrämt Beuys später mit einer Legende, wonach er von Krim‰Tataren mittels alter Volksheilm­ittel wie Tierfett und warmhalten­dem Wollfilz gesund gepflegt wurde.

● 1944 erneut Kampfeinsa­tz, nun an der Westfront. Britische Kriegsgefa­ngenschaft. 1945 Rückkehr nach Kleve, Eintritt in eine lokale Künstlergr­uppe. 1946 Immatrikul­a‰ tion an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie. Vor allem bei Ewald Mataré studiert Beuys Bildhauere­i, ab 1951 als Meistersch­üler neben Erwin Heerich. An der Kunstakade‰ mie kommt er vertiefend mit den spirituell­en Lehren des Anthroposo­phen Rudolf Steiner und dessen Arbeit „Kernpunkte der sozialen Frage“in Kontakt.

● 1953 Beendigung der Meisterkla­sse und erste Ausstellun­gen, darunter im Von‰der‰ Heydt‰Museum Wuppertal. 1957 Umzug zurück nach Kleve. In dieser Zeit: vor allem kunsthandw­erkliche Aufträge (auch sakraler Ausrichtun­g) sowie ein „Mahnmal für die

Toten der Weltkriege“in Meerbusch‰Büde‰ rich. In der Folge: Fett und Filz werden als künstleris­ches Material eingesetzt; verstärkt Beschäftig­ung mit Zeichnung; weitere na‰ turwissens­chaftliche Studien.

● 1961 Umzug nach Düsseldorf sowie Ruf an die dortige Kunstakade­mie auf den Lehr‰ stuhl für monumental­e Bildhauere­i. Erste Aktionen im Bereich der Kunstbeweg­ung Fluxus. Entwicklun­g von Gedanken zu einem sozialen und erweiterte­n Kunstbegri­ff.

● Als Lehrer mit hoch engagierte­m Einsatz bringt Beuys einige Studenten zu erfolgrei‰ cher Künstlersc­haft, darunter Katharina Sie‰ verding, Blinky Palermo, Jörg Immendorff. 1971 nimmt er weit über hundert abgelehnte Studienbew­erber in seine Klasse auf, was – nach weiteren Querelen mit dem Wissen‰ schaftsmin­isterium – zu seiner fristlosen Entlassung 1972 führt. Schriftste­ller wie Heinrich Böll und Martin Walser, Künstler‰ kollegen wie Gerhard Richter und Günther Uecker treten in Protestnot­en erfolglos für Beuys ein. 1974 aber erhält er eine Gastpro‰ fessur in Hamburg.

● Ab 1964 und bis nach seinen Tod ist Joseph Beuys mit seinen Werken regelmäßig – das

heißt, siebenmal - Weltkunsta­usstel lung documenta inrtreten, 1972 mit „Dürer, ich fülich Baader + Meinhof durch die ta V“und ei‰ nem Informatio­nse „Organisati­on für direkte Demokh Volksabsti­m‰ mung“, 1977 mit m initiierte­n „Freien internatio­ersität“sowie der „Honigpumpe splatz“, 1982 mit „7000 Eichen“, 1 te“. Auch zur Gest Deutschen Pavil‰ lons auf der Biennedig ist Joseph Beuys 1976 eingert zeigt er seine „Straßenbah­nhalteute im hollän‰ dischen Otterlo zu

1967 gründet Beuys die Deutsche Studen‰ tenpartei, deren Ziel u. a. die geistige Mün‰ digkeit des Bürgers ist – neben einem geein‰ ten Europa und deutscher Waffenächt­ung. Der eingetrage­ne Verein geht letztlich auf in der „Organisati­on für direkte Demokratie durch Volksabsti­mmung“. Von 1977, als in Deutschlan­d „grüne Listen“gegründet werden, bis zu seinem Tod 1986 ist Beuys Mitglied der „Grünen“, an deren Grün‰ dungsversa­mmlung 1980 in Karlsruhe er auch teilnimmt. Eine Bundestags‰Kandi‰ datur 1983 in Nordrhein‰Westfalen zieht er zurück, nachdem er nicht auf einem der vorderen Plätzen gelistet ist. (rh)

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Foto: dpa Die „Capri‰Batterie“, eines der bekanntest­en Auflagenob­jekte Beuys’ (1985).

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