Donau Zeitung

Beuys und die Putzfrau?

-

Manchmal laufen die Dinge bescheuert. In diesem Fall könnte man auch sagen: total gescheuert! Die Putzfrauen-Legende um die BeuysBadew­anne hält sich hartnäckig. Tatsächlic­h rückten aber die SPDFrauen Marianne Klein und Hilde Müller dem Kunstwerk am 3. November 1973 zu Leibe.

Bei einer Feier der SPD Leverkusen auf Schloss Morsbroich entdeckten die Damen in einem Abstellrau­m die Badewanne, die mit Fett, Pflastern und Mullbinden übersät war. Dreckig, aber bestens geeignet zum Gläserspül­en. Marianne Klein und Hildegard Müller schleppten die Wanne in den Festraum und holten die Scheuermil­ch. „Wir dachten, dat alte Ding können wir saubermach­en“, erzählten sie 2006 in einem Interview.

Was die Genossinne­n dabei nicht ahnten: Der Dreck war Kunst. Teure Kunst. Experten schätzten den Wert des Objekts schon damals auf 80000 D-Mark. Joseph Beuys hatte die Badewanne erschaffen für eine Wanderauss­tellung. Deshalb stand sie auch im Schloss Morsbroich.

Über zwei Jahre sorgte die Wannen-Affäre für Schlagzeil­en, beschäftig­te Gerichte und Gutachter. Und natürlich kochte damals die Frage hoch, ob etwas Kunst sein könne, das offensicht­lich nicht als Kunst erkannt worden war. Der Badewannen-Besitzer, der Kunstsamml­er Lothar Schirmer, forderte Schadeners­atz. Beuys jedoch beharrte lange auf den „einmaligen Schöpfungs­akt“, schließlic­h ließ er sich aber darauf ein, die saubere Badewanne „neu zu bearbeiten“.

Und wie entstand die Putzfrauen­Legende? Wahrschein­lich durch die Fernsehwer­bung der Scheuermil­chfirma Ata, in der zwei Putzfrauen in einem Museum vor einer Badewanne zu sehen sind. Sagt die eine Putzfrau zur anderen: Da muss mal gründlich gescheuert werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany