Die Lage in den Freibädern
Sowohl das Dillinger als auch das Wertinger Freibad sollten in den nächsten Tagen in die Saison starten. Im Moment sind die beiden Einrichtungen wegen der Pandemie jedoch im „Stand-by-Modus“– ebenso wie viele Wirte
Landkreis Ein szenischer Einstieg in eine Geschichte kann manchmal für Leserinnen und Leser eine Qual sein. Wenn beispielsweise die atmosphärische Schilderung zeigt, was in diesen Tagen nicht möglich ist. So am Montagnachmittag im Wertinger Freibad. Die Sonne scheint, das Blau des Beckens scheint noch kräftiger als sonst zu sein, das Wasser ist unbewegt, es schaut aus wie eine Glasscheibe, in der sich das Grün der Bäume und ein paar Wolken spiegeln. Und weil es dazu bei Temperaturen von 26 Grad noch richtig warm ist, bekommt man unwillkürlich Lust, ins Wasser zu springen. Wegen Corona wird es mit dem Badespaß aber so schnell nichts werden. „Die Öffnung von Freibädern ist bis zum 2. Juni untersagt“, zitiert Landratsamts-Pressesprecher Peter Hurler aus den Corona-Regeln. Natürlich könne es passieren, dass sich da noch etwas ändert. Aber im Landkreis Dillingen sind die Infektionszahlen zuletzt wieder nach oben gegangen, die Region lag auch am Dienstagmorgen weiter über dem Wert von 100 – und zwar bei 118,06. Und damit werden auch die Biergärten am Vatertag nicht öffnen. Denn dazu hätte die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis, die Anzahl der bestätigten Corona-Fälle innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner, fünf Tage am Stück unter 100 sein müssen, erklärt Hurler. Und danach vergehen noch einmal zwei Tage, bis die Änderung vollzogen ist.
Zurück ins Wertinger Freibad. Dort ist Erna Deisenhofer in diesen Tagen mit dem Hochdruckreiniger unterwegs, um Becken und Wege zu reinigen. „Was soll man machen?“, fragt die Mitarbeiterin, die gewöhnlich an der Kasse des Freibads sitzt, um die Besucherscharen in die Einrichtung zu lassen. Jetzt hilft Deisenhofer mit, um das Bad für die Eröffnung herzurichten. Die war ursprünglich am ersten Pfingstwochenende (22. Mai) geplant, wie der Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Wertingen, Dieter Nägele, auf Anfrage erläutert. „Wir sind gegenwärtig im Ungewissen“, sagt Nägele. Der Lockdown sei bis Juni verlängert worden. Aber es könne ja eine Lockerung kommen, der Druck aus der Bevölkerung auf die Öffnung werde größer. Nägele sagt: „Wir sind im Stand-by-Modus. Ab dem 22. Mai könnten wir öffnen.“
Bereits an diesem Samstag, 15. Mai, hätten die Donau-Stadtwerke die Saison im Dillinger Eichwaldbad starten wollen. Und dies mit einer neuen Attraktion, denn das „Eichi“hat nun eine 70 Meter lange und sieben Meter hohe Riesenrutsche, die etwa eine Viertelmillion Euro gekostet hat (wir berichteten). Sie ist 20 Meter länger als das in die Jahre gekommene Vorgängermodell. Werkleiter Wolfgang Behringer bedauert die Verschiebung des Saisonstarts: „Stand heute dürfen wir nicht öffnen.“Es gebe noch keine Perspektive, wann es so weit sein wird. Die neue Rutsche sei aber nahezu fertig installiert. Und jetzt werden laut Behringer die Becken gefüllt, denn dies gehe nicht von heute auf morgen. „Wir brauchen dann vor der Eröffnung ein paar Tage, um das Wasser auf 24 Grad aufzuheizen“, informiert der Werkleiter. Behringer hofft darauf, dass vielleicht Ende Mai geöffnet werden kann.
Die Gemeinde Buttenwiesen nutzt die Corona-Zwangspause, um das Funktionsgebäude im Lauterbacher Freibad zusammen mit der Wasserwacht zu sanieren. Die Sanitäreinund die Umkleide werden erneuert, informiert Bürgermeister Hans Kaltner. „Wir machen das Bad heuer wahrscheinlich gar nicht auf“, erläutert der Rathauschef. Das Lauterbacher Freibad sei ein Familienbad, da sei es schwer, Abstand zu halten. Kinder seien es gewohnt, dort ungezwungen miteinander zu spielen.
Kaltner hält es für sinnvoll, in diesem Jahr die Sanierung ordentlich abzuschließen. „Und dann“, so der Bürgermeister, „freuen wir uns in Lauterbach auf eine richtig schöne Freibadsaison 2022 mit der Rückkehr zur Normalität.“
Auch in anderen Branchen ist der Blick in die Zukunft aktuell geprägt von Ungewissheit. Vergangene Woche noch sah es danach aus, dass Kneipen und Restaurants ihren Außenbereich bald wieder öffnen dürfen. Doch seit die Inzidenz wieder über 100 geklettert ist, ist diese Aussicht erst einmal dahin. Dominic Offinger und René Hofelich, die Anfang 2020 die Lauinger Kultkneipe Bierbrunnen übernommen haben, beklagen die momentane Perspektivlosigkeit. „Wir können nur von Tag zu Tag planen“, sagt Hofelich.
Schon im vergangenen Jahr haben die beiden die Zeit ohne Gäste für Umbauarbeiten genutzt, aktuell überlegen sie sich, wie sie das Infektionsrisiko noch weiter reduzieren können, wenn sie wieder Gäste emprichtungen fangen dürfen. Doch wann das sein wird, weiß niemand. Hofelich und Offinger haben für sich beschlossen, vorerst auch bei einer Inzidenz unter 100 nicht zu öffnen. „Wir haben die Kosten aktuell auf ein Minimum reduziert“, erklärt Offinger. Dann nur die Terrasse zu öffnen, für deutlich weniger Besucher und womöglich nur für ein paar Tage – das ist den beiden Betreibern angesichts von Gema-Gebühren, Personal- und Lebensmittelkosten ein zu hohes finanzielles Risiko. „Unsere einzige Option aktuell ist hinsetzen und abwarten“, sagt Hofelich. Aufmachen wollen die beiden auf jeden Fall wieder – „sobald es einen klaren Fahrplan der Regierung gibt“.