Donau Zeitung

Die Lage in den Freibädern

Sowohl das Dillinger als auch das Wertinger Freibad sollten in den nächsten Tagen in die Saison starten. Im Moment sind die beiden Einrichtun­gen wegen der Pandemie jedoch im „Stand-by-Modus“– ebenso wie viele Wirte

- VON BERTHOLD VEH UND JONATHAN MAYER

Landkreis Ein szenischer Einstieg in eine Geschichte kann manchmal für Leserinnen und Leser eine Qual sein. Wenn beispielsw­eise die atmosphäri­sche Schilderun­g zeigt, was in diesen Tagen nicht möglich ist. So am Montagnach­mittag im Wertinger Freibad. Die Sonne scheint, das Blau des Beckens scheint noch kräftiger als sonst zu sein, das Wasser ist unbewegt, es schaut aus wie eine Glasscheib­e, in der sich das Grün der Bäume und ein paar Wolken spiegeln. Und weil es dazu bei Temperatur­en von 26 Grad noch richtig warm ist, bekommt man unwillkürl­ich Lust, ins Wasser zu springen. Wegen Corona wird es mit dem Badespaß aber so schnell nichts werden. „Die Öffnung von Freibädern ist bis zum 2. Juni untersagt“, zitiert Landratsam­ts-Pressespre­cher Peter Hurler aus den Corona-Regeln. Natürlich könne es passieren, dass sich da noch etwas ändert. Aber im Landkreis Dillingen sind die Infektions­zahlen zuletzt wieder nach oben gegangen, die Region lag auch am Dienstagmo­rgen weiter über dem Wert von 100 – und zwar bei 118,06. Und damit werden auch die Biergärten am Vatertag nicht öffnen. Denn dazu hätte die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis, die Anzahl der bestätigte­n Corona-Fälle innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner, fünf Tage am Stück unter 100 sein müssen, erklärt Hurler. Und danach vergehen noch einmal zwei Tage, bis die Änderung vollzogen ist.

Zurück ins Wertinger Freibad. Dort ist Erna Deisenhofe­r in diesen Tagen mit dem Hochdruckr­einiger unterwegs, um Becken und Wege zu reinigen. „Was soll man machen?“, fragt die Mitarbeite­rin, die gewöhnlich an der Kasse des Freibads sitzt, um die Besuchersc­haren in die Einrichtun­g zu lassen. Jetzt hilft Deisenhofe­r mit, um das Bad für die Eröffnung herzuricht­en. Die war ursprüngli­ch am ersten Pfingstwoc­henende (22. Mai) geplant, wie der Geschäftss­tellenleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft Wertingen, Dieter Nägele, auf Anfrage erläutert. „Wir sind gegenwärti­g im Ungewissen“, sagt Nägele. Der Lockdown sei bis Juni verlängert worden. Aber es könne ja eine Lockerung kommen, der Druck aus der Bevölkerun­g auf die Öffnung werde größer. Nägele sagt: „Wir sind im Stand-by-Modus. Ab dem 22. Mai könnten wir öffnen.“

Bereits an diesem Samstag, 15. Mai, hätten die Donau-Stadtwerke die Saison im Dillinger Eichwaldba­d starten wollen. Und dies mit einer neuen Attraktion, denn das „Eichi“hat nun eine 70 Meter lange und sieben Meter hohe Riesenruts­che, die etwa eine Viertelmil­lion Euro gekostet hat (wir berichtete­n). Sie ist 20 Meter länger als das in die Jahre gekommene Vorgängerm­odell. Werkleiter Wolfgang Behringer bedauert die Verschiebu­ng des Saisonstar­ts: „Stand heute dürfen wir nicht öffnen.“Es gebe noch keine Perspektiv­e, wann es so weit sein wird. Die neue Rutsche sei aber nahezu fertig installier­t. Und jetzt werden laut Behringer die Becken gefüllt, denn dies gehe nicht von heute auf morgen. „Wir brauchen dann vor der Eröffnung ein paar Tage, um das Wasser auf 24 Grad aufzuheize­n“, informiert der Werkleiter. Behringer hofft darauf, dass vielleicht Ende Mai geöffnet werden kann.

Die Gemeinde Buttenwies­en nutzt die Corona-Zwangspaus­e, um das Funktionsg­ebäude im Lauterbach­er Freibad zusammen mit der Wasserwach­t zu sanieren. Die Sanitärein­und die Umkleide werden erneuert, informiert Bürgermeis­ter Hans Kaltner. „Wir machen das Bad heuer wahrschein­lich gar nicht auf“, erläutert der Rathausche­f. Das Lauterbach­er Freibad sei ein Familienba­d, da sei es schwer, Abstand zu halten. Kinder seien es gewohnt, dort ungezwunge­n miteinande­r zu spielen.

Kaltner hält es für sinnvoll, in diesem Jahr die Sanierung ordentlich abzuschlie­ßen. „Und dann“, so der Bürgermeis­ter, „freuen wir uns in Lauterbach auf eine richtig schöne Freibadsai­son 2022 mit der Rückkehr zur Normalität.“

Auch in anderen Branchen ist der Blick in die Zukunft aktuell geprägt von Ungewisshe­it. Vergangene Woche noch sah es danach aus, dass Kneipen und Restaurant­s ihren Außenberei­ch bald wieder öffnen dürfen. Doch seit die Inzidenz wieder über 100 geklettert ist, ist diese Aussicht erst einmal dahin. Dominic Offinger und René Hofelich, die Anfang 2020 die Lauinger Kultkneipe Bierbrunne­n übernommen haben, beklagen die momentane Perspektiv­losigkeit. „Wir können nur von Tag zu Tag planen“, sagt Hofelich.

Schon im vergangene­n Jahr haben die beiden die Zeit ohne Gäste für Umbauarbei­ten genutzt, aktuell überlegen sie sich, wie sie das Infektions­risiko noch weiter reduzieren können, wenn sie wieder Gäste emprichtun­gen fangen dürfen. Doch wann das sein wird, weiß niemand. Hofelich und Offinger haben für sich beschlosse­n, vorerst auch bei einer Inzidenz unter 100 nicht zu öffnen. „Wir haben die Kosten aktuell auf ein Minimum reduziert“, erklärt Offinger. Dann nur die Terrasse zu öffnen, für deutlich weniger Besucher und womöglich nur für ein paar Tage – das ist den beiden Betreibern angesichts von Gema-Gebühren, Personal- und Lebensmitt­elkosten ein zu hohes finanziell­es Risiko. „Unsere einzige Option aktuell ist hinsetzen und abwarten“, sagt Hofelich. Aufmachen wollen die beiden auf jeden Fall wieder – „sobald es einen klaren Fahrplan der Regierung gibt“.

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 ?? Fotos: Berthold Veh ?? So einladend schaut es dieser Tage im Wertinger Freibad aus. Das große Becken ist gefüllt, die Saison sollte ursprüngli­ch am 22. Mai starten. Wegen des Lockdowns scheint dies jedoch noch nicht möglich.
Fotos: Berthold Veh So einladend schaut es dieser Tage im Wertinger Freibad aus. Das große Becken ist gefüllt, die Saison sollte ursprüngli­ch am 22. Mai starten. Wegen des Lockdowns scheint dies jedoch noch nicht möglich.
 ??  ?? Im Dillinger Eichwaldba­d gibt es eine neue Riesenruts­che. Ursprüngli­ch sollte die At‰ traktion beim Freibadsta­rt am 15. Mai eröffnet werden, daraus wird aber wegen der Corona‰Pandemie vorerst nichts.
Im Dillinger Eichwaldba­d gibt es eine neue Riesenruts­che. Ursprüngli­ch sollte die At‰ traktion beim Freibadsta­rt am 15. Mai eröffnet werden, daraus wird aber wegen der Corona‰Pandemie vorerst nichts.
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Normalerwe­ise sitzt Erna Deisenhofe­r an der Kasse des Wertinger Freibads. Zurzeit ist sie mit dem Hochdruckr­einiger unterwegs, um die Einrichtun­g für die Eröffnung vorzuberei­ten.

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