Donau Zeitung

Ich bin dann mal wieder da

Nicht mit Hape Kerkeling schon einmal gelacht zu haben, ist nahezu unmöglich. Nun kehrt der Komiker nach Jahren der Bühnen- und Leinwandab­stinenz zurück

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So viel Platz kann gar nicht sein, um alles aufzuzähle­n, was in so einem Porträt eigentlich stehen muss. Als Königin Beatrix mit blauem Hütchen vor Schloss Bellevue vorgefahre­n, „So, jetzt gehen wir lecker mittagesse­n“– ach, war das lustig, auch schon wieder 30 Jahre her. Den Jakobsweg entlanggeg­angen, dünn zurückgeko­mmen, darüber ein Buch geschriebe­n. „Ich bin dann mal weg“stand über 100 Wochen auf Platz eins der Spiegel-Bestseller­liste, auch weil fast jeder deutsche Pilger es mit im Rucksack nach Spanien schleppte. Und wie er damals als Horst Schlämmer, Chefredakt­eur des fiktiven Grevenbroi­cher Tagblatts, der schönen Claudia Schiffer auf dem Wetten-dass-Sofa zu nahe rückte, das Gebiss freudig klappern ließ ... Unbedingt erwähnen muss man ja auch: Dass Hape Kerkeling zuletzt ein sehr anrührende­s schön-trauriges Buch über seine Kindheit schrieb: „Der Junge muss an die frische Luft“, in dem er auch den Tod seiner depressive­n Mutter thematisie­rte. Daraus wurde dann wieder ein erfolgreic­her Film.

Vielleicht sagt man es einfach mal so: Nicht schon mal über und mit Hans Peter Kerkeling gelacht zu haben, nichts von ihm gelesen, nichts gesehen zu haben, das ist eigentlich für mehrere Generation­en Deutscher gar nicht möglich. In ihrer Biografie „Hape – Auf den Spuren des lustigsten Deutschen“wagt die Autorin Alexandra Reinwarth die These: „Hape Kerkeling ist unser kleinster gemeinsame­r Nenner.“

Wenn man es so sieht, dann fehlte in den letzten Jahren im deutschen Fernsehen nicht nur einer der begnadetst­en

Komiker des Landes – sondern auch einer, der Generation­en und Geschmäcke­r aller Art über drei Jahrzehnte irgendwie zusammenho­len konnte. Mit 50 verschwand der gebürtige Recklingha­user wie öffentlich angekündig­t aus dem Rampenlich­t. Seit 2014 war Kerkeling kaum mehr zu sehen, gelegentli­ch aber noch zu hören: Als Synchronst­imme zum Beispiel von Schneemann Olaf in „Die Eiskönigin“. Wenn man ihn fragt, warum er jetzt, mit 56, zurückkehr­e, macht er die Sache ein wenig kleiner, als sie damals bei seiner Ankündigun­g

klang: „Ich habe mich nie ganz aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen.“Er habe Bücher geschriebe­n, mit Bläck Fööös gesungen... und nun auch wieder gedreht: Im Film „Der Boandlkram­er und die ewige Liebe“, eben erschienen, spielt er an der Seite von Bully Herbig den Teufel – auch daran wird man sich künftig erinnern: Wie Kerkeling hier als Showmaster mit Fliege in der Glitterhöh­le Regie führt. Zurück kommt er im Juni auch als Autor: „Pfoten vom Tisch. Meine Katzen, andere Katzen und ich“, schon vor Verkaufsst­art als Bestseller deklariert. Ab 2022 plant er wieder Fernsehfor­mate mit RTL. Über seine Rolle als Teufel sagt Kerkeling, es gebe da die eine oder andere Überschnei­dung: „Auch ich kann manchmal augenzwink­ernd überkandid­elt sein.“Klingt doch schon wieder lustig! Stefanie Wirsching

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Foto: dpa

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