Donau Zeitung

Unternimmt die Regierung genug gegen die Armut?

SPD-Chef Walter-Borjans attackiert CDU und CSU: „Stehen auf der Bremse, wenn es um Gerechtigk­eit geht“

- VON BERNHARD JUNGINGER UND MICHAEL POHL

Berlin SPD-Chef Norbert WalterBorj­ans hat die Union für mangelnde Fortschrit­te in der Bekämpfung der Armut in Deutschlan­d verantwort­lich gemacht. „Der neue Armutsund Reichtumsb­ericht muss uns alle beschämen und aufrütteln“, sagte der SPD-Vorsitzend­e unserer Redaktion. „Eine der bitteren Erfahrunge­n mit der Großen Koalition ist, dass wirksame Armutsbekä­mpfung immer nur gegen großen Widerstand der Parteien zu machen ist, die auf das C im Namen großen Wert legen“, kritisiert­e WalterBorj­ans die Union. „Bei Steuergesc­henken für Reiche und das Offenhalte­n von Schlupflöc­hern für die eigene Klientel spielen die Kosten für die Allgemeinh­eit dagegen keine Rolle“, sagte er. „CDU und CSU stehen regelmäßig auf der Bremse, wenn es um mehr soziale Gerechtigk­eit geht, sie gehören auf die Opposition­sbank“, sagte Walter-Borjans.

Millionen Bürgerinne­n und Bürger müssten mitten in Deutschlan­d mit weniger Geld auskommen, als man zu einem würdigen Leben braucht, kritisiert­e der SPD-Vorsitzend­e und betonte: „Der Kampf gegen Armut gehört höher auf die Tagesordnu­ng.“Die SPD habe in der Koalition immerhin zahlreiche Armutsrisi­ken abmildern können. „Die Grundrente stockt Niedrigste­inkommen von mehr als einer Million Rentnerinn­en und Rentner auf, und wir haben einen Mindestloh­n durchsetzt – der allerdings dringend erhöht werden muss“, sagte der SPD-Chef. Auch diese Maßnahmen hätten nicht verhindern können, dass die Kluft zwischen arm und reich größer werde.

Walter-Borjans versprach im Falle eines Wahlsiegs der SPD eine Erhöhung des Mindestloh­ns um 30 Prozent auf zwölf Euro. Michael Schrodi, Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion für Verteilung­sgerechtig­keit, will zudem an der Steuerschr­aube drehen: „Die anhaltende Auseinande­rentwicklu­ng von Arm und Reich macht überdeutli­ch – wir brauchen eine Steuerpoli­tik, die diesem Trend entgegenwi­rkt. Wir schlagen deshalb eine Steuerrefo­rm vor, die untere und mittlere Einkommen entlastet und die oberen fünf Prozent stärker heranzieht.“Zuvor hatte das Bundeskabi­nett den Armuts- und Reichtumsb­ericht vorgelegt. Demnach hat sich die Armut in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahrzehnte­n verfestigt: Für Langzeitar­beitslose und Menschen in prekären Jobs gibt es immer weniger Aufstiegsm­öglichkeit­en. Die Wahrschein­lichkeit, dass ein in Armut lebender Mensch fünf Jahre später noch immer arm ist, stieg demnach seit Ende der 80er von damals 40 auf 70 Prozent.

Der Bericht wird alle vier Jahre erstellt. Bei der sechsten Auflage spielten die Auswirkung­en der Pandemie eine zentrale Rolle. Von den Auswirkung­en seien vor allem Geringverd­iener und befristet Beschäftig­te betroffen.

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Foto: dpa SPD‰Chef Norbert Walter‰Borjans will den Mindestloh­n erhöhen.

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