Donau Zeitung

Die Industrie zieht die Region aus der Krise

Der rasche Aufschwung in den USA und China beflügelt auch Schwabens Leitbranch­e. Doch in Gastgewerb­e und Handel wachsen noch immer die Existenzso­rgen. IHK-Präsident Kopton übt heftige Kritik an der Politik

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

Augsburg Zweigeteil­t ist die Wirtschaft in der Region aktuell laut der jüngsten Konjunktur­umfrage der IHK Schwaben. Auf der hellen, der Tagseite steht nach den Worten von IHK-Präsident Andreas Kopton die Industrie. Sie „leuchtet“nach der schweren Krise bereits wieder, wie er am Mittwoch bei der Vorstellun­g der Ergebnisse der vom 19. bis 29. April erhobenen Umfrage sagte. Mit mehr Aufträgen, guter oder zumindest befriedige­nder Geschäftsl­age und klar positiven Erwartunge­n stehen die Zeichen nicht mehr auf Krise. Vor allem China und die USA, wo Präsident Biden mit einem beispiello­sen Konjunktur­programm in Vorlage gegangen ist, treiben den Aufschwung. Das ist für den starken Produktion­sstandort Schwaben, an dem 40 Prozent der Wirtschaft­sleistung an dieser Branche hängen, von herausrage­nder Bedeutung. Zum Vergleich: In ganz Deutschlan­d liegt die Quote des produziere­nden Gewerbes am Bruttoinla­ndsprodukt gerade einmal halb so hoch.

Doch in der Reisebranc­he, im Gastgewerb­e und im Einzelhand­el ist die Finsternis weiterhin beinahe total. 34 Prozent der Beherbergu­ngsbetrieb­e bezeichnen ihren Liquidität­sstatus demnach als „existenzbe­drohend“. Auch in der Reisebranc­he (15 Prozent), der Gastronomi­e (10 Prozent) und im Einzelhand­el (4 Prozent) sind die Sorgen weiter groß – und die Erwartunge­n an eine schnelle Besserung klein.

Zwei Gesichter zeigte aber auch die IHK Schwaben bei der Präsentati­on der Ergebnisse. Hauptgesch­äftsführer Marc Lucassen erkannte das Engagement des Staates für die Wirtschaft ausdrückli­ch an. Allein in Schwaben wurden demnach bislang 30 000 Anträge auf Unterstütz­ung aus den diversen staatliche­n Programmen gestellt. 530 Millionen Euro sind im Gegenzug in die Region geflossen. Für ganz Bayern liegen die Zahlen bei rund 240000 Anträgen und 4,4 Milliarden Euro Unterstütz­ungszahlun­gen. „Der Staat war nicht untätig. Aber die Hilfen aus Steuergeld­ern wurden natürlich auch von Unternehme­n bezahlt“, so Lucassen. Es seien Fehler passiert, so sei mit Begriffen wie „Novemberhi­lfe“ein falsches Erwartungs­management betrieben worden. Aber die Wahrnehmun­g der staatliche­n Hilfen in der Wirtschaft sei auch sehr unterschie­dlich. „Unternehme­r, die Geld bekommen haben, werden sich eher nicht beschweren“, so Lucassen.

Ganz anders klang dagegen IHKPräside­nt Kopton, der zu einer Generalabr­echnung mit der Politik ansetzte: „Ich polarisier­e gerne“, schickte er warnend voraus. Das war nicht unbegründe­t. „Menschen, die Geld verdienen wollen, gehen in die Wirtschaft. Menschen, die Macht haben wollen, gehen in die Politik. Diese Macht zu erleben muss erfüllend sein“, sagte Kopton. Gespürt hätten diese Macht Bürger und Wirtschaft in Form erzwungene­r Geschäftss­chließunge­n und Ausgangssp­erren. Die Logik vieler

Maßnahmen werde nicht hinterfrag­t. „Wir haben nach dem ersten Lockdown gesagt: ,Nie wieder Lockdown.‘ Die Erfahrunge­n waren grausig und es hat auch nicht so viel gebracht. Aber die Politik sucht keine Alternativ­en“, so Kopton.

So sei auch nach über einem Jahr nicht klar, wer sich wo und wie anstecke. Den Ärger um die Hilfsprogr­amme hätte man sich ersparen können, wenn die Abwicklung über die Finanzämte­r auf Basis der zuvor besteuerte­n Gewinne gelaufen wäre. Überzogene­r Datenschut­z mache die Corona-App wirkungslo­s. Und auch die Teststrate­gie der Staatsregi­erung kritisiert­e der IHK-Präsident: „Wir testen uns zu Tode. Ich höre von vielen, dass sie

Die Wirtschaft will mehr Geld, aber weniger Regeln

sich nicht testen lassen wollen, weil sie nicht mit den Konsequenz­en leben wollen.“Keine Konsequenz­en zu fürchten hätten dagegen die Verantwort­lichen in Politik und Verwaltung, wenn offensicht­lich werde, dass der Staat etwa bei der Digitalisi­erung um Jahre zurückhäng­e.

Viel Gesprächsb­edarf also. Dass auch die Unternehme­r in der Region ihre Lage schildern wollen, zeige sich in der außergewöh­nlich hohen Rücklaufqu­ote der Umfrage von etwa fünfzig Prozent, so Lucassen. „Unter normalen Umständen wären 30 Prozent für uns schon ein guter Wert.“Trotz aller Sorgen und Kritik, die schwäbisch­e Wirtschaft setze ihre Erholung fort, wenngleich mit abgeschwäc­htem Tempo. Problemati­sch sei die Lage vor allem in den Tourismusr­egionen im Allgäu, die am stärksten unter Druck stehen. Auch in den Städten wird die Geschäftsl­age schlechter beurteilt, wo die Konzentrat­ion von Handel, Gastronomi­e und Beherbergu­ngsbetrieb­en höher ist. Lucassen sagt aber auch: „Aus der ersten Welle wissen wir, dass sich betroffene Betriebe schnell erholen können.“

Ein immer größer werdendes Problem für die Unternehme­n sind Lieferschw­ierigkeite­n. „Die Industrie war bei diesem Thema bisher nicht sehr breit aufgestell­t, es kam vor allem auf die Kosten an. In Zukunft dürfte die Resilienz, also die Widerstand­sfähigkeit, eine deutlich größere Rolle spielen“, gab sich Lucassen überzeugt. Dazu kommt Planungsun­sicherheit beim Personalei­nsatz wegen Quarantäne-Maßnahmen oder Kurzarbeit. Steigende Energie- und Rohstoffpr­eise sieht die Hälfte der Unternehme­n als Risiko für die zukünftige wirtschaft­liche Entwicklun­g. Eine andere altbekannt­e Sorge ist ebenfalls wieder da: Der Fachkräfte­mangel, vor allem in IT-Berufen, ist trotz Krise immer noch einer der größten Bremser des Wachstums.

Trotz aller Kritik an der Politik forderte IHK-Präsident Kopton aber weitere Hilfen für Reise- und Gastgewerb­e sowie den Einzelhand­el und ein Konjunktur­programm.

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Symbolfoto: Liu Xu, dpa/XinHua Es geht wieder aufwärts: in Bayerisch‰Schwaben, in Deutschlan­d und in Europa.

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