Alte Heimat, neue Zukunft
Vor 15 Jahren hat Simon Bamberger den Landkreis verlassen. Zurück kommt der 33-Jährige nicht nur mit seiner Familie, sondern mit vielen Ideen für den Familienbetrieb in Gundelfingen im Gepäck
Gundelfingen Wenn Simon Bamberger über die Gundelfinger Professor-Bamann-Straße geht, spürt er Vorfreude. Vor 15 Jahren hat der gebürtige Gundelfinger seine Heimat verlassen. Zunächst geht es für das Studium nach München, dann mit der Jugendliebe weiter nach Konstanz. Dort möchte er die Kulturszene aufwirbeln und ein integriertes Kulturzentrum schaffen. Sein Vorhaben, einen Raum für die Überraschung und das Miteinander zu verwirklichen, scheitert. Nun kehrt Bamberger gemeinsam mit seiner Familie zurück in den Landkreis Dillingen, um den elterlichen Betrieb in Gundelfingen zu übernehmen. Im Gepäck hat der 33-Jährige viele Visionen und Ideen. „Ich packe gerne an – bin kreativ, und am Ende muss etwas herauskommen“, sagt er.
Der typische Unternehmersohn ist Bamberger nicht. Studiert hat er Soziologie statt Betriebswirtschaftslehre. Die Frage: „Was macht man damit denn eigentlich?“hat er viele Male gehört und ebenso oft beantwortet. Weil man als Soziologe überall arbeiten kann, entschließt sich der 33-Jährige, nach dem Studium seine Jugendliebe Miriam nach Konstanz zu begleiten. Kennengelernt hatten sich die beiden im Landkreis Dillingen. „Sie musste früher immer in der Schulband die Liebeslieder singen, die ich geschrieben habe – bis ich sie irgendwann darauf hingewiesen habe, dass die für sie waren“, erinnert er sich und lacht.
Am Bodensee angekommen, hat Bamberger viele Ideen. „Konstanz hat uns die Chance gegeben, uns neu zu erfinden“, sagt er rückblickend. Seine Erfahrungen aus dem Studium – das Schreiben, Beobachten und seine Leidenschaft für Musik – würde er gerne einsetzen. Schnell ist eine Idee gefunden: „Platz für Dinge, für die es noch keinen Ort gibt.“Bamberger möchte einen Raum schaffen, in dem Kultur sowohl Mittel als auch Zweck sein darf. Nicht die klassischen Künste oder die Hochkultur sollen im Mittelpunkt stehen, vielmehr möchte der 33-Jährige Arbeitsformen und Lebensgestaltung miteinschließen und damit ein Miteinander schaffen.
Von seiner Idee ist Bamberger überzeugt. Er gründet einen Kulturverein, organisiert einen provisorischen Kunstausstellungsraum, Space“genannt, und ermöglicht Veranstaltungen zum Thema „Soziales Unternehmertum“. Der Traum davon, ein eigenes Kulturzentrum auf die Beine zu stellen, platzt, als sich der Investor gegen das Projekt entscheidet. Gleichzeitig erreicht die Pandemie Deutschland.
In seiner Zeit in Konstanz arbeitet Bamberger aber nicht nur an seinen Träumen, sondern auch für den Familienbetrieb „BambergerWellness“in Gundelfingen. Als sein Vater ihm 2014 das Angebot macht, vollständig einzusteigen, nimmt er es an. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt er gemeinsam mit seinem Bruder die Vermarktung vom Produkt BellaBambi, einer Saugglocke aus Silikon, die auf der Haut Unterdruck erzeugt und auf Faszien einwirkt. „In den ersten Jahren haben wir viel ausprobiert und viel gelernt“, sagt er. Rückhalt und bedingungslose Unterstützung gibt es von seinem Vater, der an das Produkt und die beiden Brüder glaubt. Zwei Jahre später zahlt sich die Geduld aus. Die Nachfrage steigt. Das Produkt kennt Bamberger gut, denn er hat den Betrieb von Anfang an unterstützt, indem er IT und Vertrieb mitaufgebaut hat. „Wir sind extrem flexibel und haben von Anfang an geschaut, dass der Betrieb von überall stattfinden kann“, erklärt er. Einige Mitarbeiter würden von Ulm, Hameln, Tübingen und München aus arbeiten – nur hergestellt werden die Saugglocken nach wie vor in Gundelfingen bei der Firma Bamberger Präzisionsteile.
Einen Großteil seines Gehalts muss Bamberger für Miete und Lebenshaltung in Konstanz aufbringen. Der Wunsch der Familie nach einem Eigenheim scheint unerfüllbar. Die Immobilienlage in Konstanz ist angespannt. Corona verstärkt diesen Trend. Langsam ent„Pop-up steht die Idee, wieder zurück in den Landkreis Dillingen zu ziehen, um sich den Traum vom eigenen Haus zu erfüllen. „Uns wurde bewusst, wie sehr wir die Lebensform in unserer Kindheit in Kicklingen und Gundelfingen geschätzt haben“, sagt er. Ein Haus – eigener Garten – und eine entgegenkommende Nachbarschaft. Aus der Idee wird Realität: Ende des vergangenen Jahres entschließt sich die Familie dazu, den Bodensee hinter sich zu lassen und zurück in den Landkreis Dillingen zu kommen. In wenigen Wochen schon geht es los. Weil Bamberger noch kein passendes Eigenheim gefunden hat, zunächst zu seinen Eltern. „Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie es wird, wenn wir zurückkommen.“Darauf, wieder in der Heimat mit Freunden, Bekannten und Vereinen zusammentreffen, freut er sich dennoch. Und auf die gemeinsame Sprache. „Ein Witz passiert einfach schneller, wenn er im Dialekt gemacht wird“, sagt er schmunzelnd.
Bamberger möchte seine Rückkehr aber auch dafür nutzen, seine Ideen für das Familienunternehmen einzubringen. Seine Vorstellung von mehr sozialer Nachhaltigkeit und integrierter Kultur im Kleinen möchte er in das Lebenswerk seines Vaters integrieren. „Wir haben beispielsweise das Firmengebäude, das sich hervorragend für eine Galerie eignen würde, wenn Betriebsurlaub ist“, schlägt er vor. An sein Projekt aus Konstanz möchte der 33-Jährige anknüpfen: Netzwerke knüpfen, Plattformen schaffen und auch im Landkreis Dillingen Menschen zusammenbringen, um damit Unerwartetes zu schaffen.
OHeimkehrerGedanken Darüber, wie es sich anfühlt, zurückzukommen, wird Simon Bamberger in unserer Zei tung regelmäßig berichten.