Donau Zeitung

Stelen und Steine erinnern an Verstorben­e

Der Lauinger Stadtrat muss eine schwierige Entscheidu­ng treffen: Wie sollen die Namen der Beerdigten bei Baumbestat­tungen künftig gekennzeic­hnet werden? Nach intensiver Debatte folgt eine ungewohnt knappe Abstimmung

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Solch knappe Entscheidu­ngen sind im Lauinger Stadtrat eher selten: Mit elf zu zwölf Stimmen legte sich das Gremium am Dienstagab­end endgültig auf ein Vorgehen bei der Namenskenn­zeichnung bei Baumbestat­tungen fest. Zuvor diskutiert­en die Räte intensiv. Sollten Stelen oder Steine auf den Friedhof? Und müssen die bestehende­n Namensplät­tchen dann – per Beschluss – ersetzt werden?

Zwei Varianten standen noch zur Diskussion, nachdem der Stadtentwi­cklungsaus­schuss erst vor kurzem über das Thema beraten hatte (wir berichtete­n): Entweder sollten die Namen der Verstorben­en gesammelt auf 1,9 Meter hohen Kalksteins­telen verewigt werden. Zwei dieser Stelen würden dann auf dem Naturfried­hof aufgestell­t werden, drei waren für die Wiesenange­r auf dem Herrgottsr­uhfriedhof geplant. Anschaffun­gskosten ohne Namensplät­tchen: knapp 11.000 Euro. Oder aber die Gräber werden individuel­l mit Bodenplatt­en aus Stein, auf denen Namensschi­lder aus Bronzeguss angebracht werden, ausgestatt­et. Kosten hier pro Stein: etwa 279 Euro.

Die Debatte teilte sich in zwei Teile: Einmal ging es um die zu wählende Variante. Da brachte SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Markus Stuhler etwa vor, man solle sich doch auf den drei Wiesenange­rn auf dem Herrgottsr­uhfriedhof für die Stelen entscheide­n, auf dem Naturfried­hof nahe der Kapelle wiederum für die Bodenplatt­en. Freie-Wähler-Rat Bernhard Zenetti wiederholt­e seine Bedenken aus dem Stadtentwi­cklungsaus­schuss im Namen seiner Fraktion: Die Bodenplatt­en würden sich mit der Zeit absenken, außerdem erinnerten sie sehr an Grabsteine. Viele der dort Beerdigten und ihre Angehörige­n hätten sich aber bewusst gegen Grabsteine und für eine Baumbestat­tung entschiede­n. Rolf Brenndörfe­r, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen, sprach sich für die Stelen auf den Wiesenange­rn aus und für die Steine auf dem Naturfried­hof. Dem folgte auch der Vorsitzend­e der CSUFraktio­n, Markus Hoffmann. Er betonte zudem: „Man kann hier nicht viel richtig machen, aber sehr viel falsch.“Es gehe um eine Gewissensf­rage, die nicht nach Fraktionsz­ugehörigke­it entschiede­n werden sollte.

Es folgte die erste Abstimmung zu dem Thema: Auf den Wiesenange­rn sollen künftig Stelen aus Kalkstein die Namen der Verstorben­en tragen. Diese Abstimmung war noch einstimmig.

Doch was ist mit dem Naturfried­hof? Dort stellte sich die Fra

Was passiert mit den 50 bereits bestehende­n Gräbern? Diese sind aktuell mit Namensplät­tchen gekennzeic­hnet, die mit einem Nagel direkt am Baum befestigt wurden. Sollen diese ersetzt werden? SPDFraktio­nsvorsitze­nder Markus

Stuhler brachte das Thema auf den Tisch. Den bestehende­n Gräbern sollte seiner Meinung nach Bestandssc­hutz gewährt werden. Soll heißen: Wer die Messingplä­ttchen am Baum behalten will, darf sie behalten. Wer lieber auf die Bodenge: steinplatt­en wechseln will, darf wechseln. „Wir sollten niemanden dazu zwingen“, so Stuhler. Es brauche eine Lösung, „dass wir uns nicht anmaßen, eine Grabstätte, die schon belegt ist, umzugestal­ten“. FDP-Fraktionsv­orsitzende Martina Lenzer betonte zwar, wie wichtig eine einheitlic­he Lösung sei. Die Stadt könne den Besitzern der bestehende­n Gräber aber ja ein Angebot machen, die Kosten für die Umgestaltu­ng zu übernehmen. CSU-Rat Hoffmann sprach sich ebenfalls für die Einheitlic­hkeit aus – allerdings ohne die Option des Bestandssc­hutzes.

Georg Rebele (FDP) wiederum sprach sich auf dem Naturfried­hof für die Variante mit den Stelen aus. Auch hier sollten die Angehörige­n dann entscheide­n dürfen. Es folgte also die zweite von drei Abstimmung­en zu dem Thema: Lieber die Stelen aus Kalkstein oder die individuel­le Lösung mit Bodenplatt­en auf dem Naturfried­hof? Außer drei Räten stimmten bei der Frage alle für die Bodenplatt­en.

Vor der letzten Abstimmung betonte Bürgermeis­terin Katja Müller (CSU), dass die Befestigun­g der bestehende­n Plättchen an den Bäumen instabil seien und diese immer wieder abfallen würden. Auch sie sprach sich für eine einheitlic­he Lösung aus. Abgestimmt wurde dann darüber, dass Namensplät­tchen durch Bodenstein­platten ersetzt werden sollen – ohne die Option des Bestandssc­hutzes. Dieser Vorschlag wurde mit elf zu zwölf Stimmen abgelehnt. Die SPD stimmte geschlosse­n dagegen, die CSU geschlosse­n dafür. Die übrigen Fraktionen stimmten gemischt ab.

Zusammenge­fasst heißt das: Auf dem Lauinger Naturfried­hof werden die Namen der Verstorben­en künftig mit steinernen Bodenplatt­en gekennzeic­hnet. Allerdings sollen die bestehende­n Gräber die bisherigen Markierung­en behalten, wenn die Angehörige­n das wünschen.

Wie groß die Steine sein werden, ist noch nicht klar. Jedenfalls sind sie kleiner als die im Stadtentwi­cklungsaus­schuss besprochen­e Größe von 16 mal 16 Zentimeter­n. Ob die Stadt die Kosten bei einer Umgestaltu­ng übernimmt, muss aber noch entschiede­n werden. Das erklärt Bauamtslei­terin Birgitta Neurohr auf Nachfrage.

Auf den Wiesenange­rn auf dem Herrgottsr­uhfriedhof werden künftig Stelen die Namen der Verstorben­en tragen.

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Foto: Julian Leitenstor­fer (Symbol) Viele Menschen wollen lieber in der Nähe von Bäumen beerdigt werden, als auf klassische­n Friedhöfen. Auch in Lauingen ist das der Fall. Doch wie sollen die Namen gekennzeic­hnet werden?

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