Donau Zeitung

Viele Deutsche arbeiten weiterhin zu Hause

SPD fordert sogar ein Recht auf Homeoffice. Aber ist das auch gesund?

- VON BERNHARD JUNGINGER, SUSANNE KLÖPFER UND MICHAEL STIFTER

Augsburg Die staatlich verordnete Homeoffice-Pflicht ist Ende Juni ausgelaufe­n. Doch viele Firmen gehen auf Nummer sicher und lassen ihre Beschäftig­ten weiter von zu Hause aus arbeiten. Was vor eineinhalb Jahren als provisoris­che Lösung begann, ist für viele Berufstäti­ge längst Alltag geworden – mit Vor- und Nachteilen. Die meisten Unternehme­n sind in diesem Punkt heute deutlich flexibler und wagen dauerhaft mehr Homeoffice.

SPD-Chefin Saskia Esken fordert sogar ein Recht der Beschäftig­ten darauf. „Zu einer flexiblen Arbeitswel­t gehören eben auch flexible Arbeitspla­tzmodelle. Die SPD möchte daher den Rechtsansp­ruch auf mobiles Arbeit einführen“, sagte Esken unserer Redaktion. „Grundsätzl­ich sollen Beschäftig­te bei einer FünfTage-Woche mindestens 24 Tage im Jahr mobil oder im Homeoffice arbeiten können, wenn es die Tätigkeit erlaubt“, forderte die SPDVorsitz­ende.

Neun von zehn Beschäftig­ten wollen tatsächlic­h weiterhin zumindest ein Viertel ihrer Arbeitszei­t zu Hause absolviere­n. Das ergab eine Studie der Krankenkas­se DAK-Gesundheit Bayern. Zehn Prozent würden am liebsten gar nicht mehr zurück ins Büro gehen. Doch nur wenige haben zu Hause einen technisch und ergonomisc­h gut ausgestatt­eten Arbeitspla­tz. Mediziner fürchten deshalb, dass die vielen Stunden am heimischen Küchentisc­h auf einem ungefedert­en Holzstuhl vor einen kleinen Bildschirm auf Dauer gesundheit­liche Folgen haben werden. Belege dafür gibt es bislang nicht. Die Krankschre­ibungen aufgrund von Rückenschm­erzen haben von 2019 auf das CoronaJahr 2020 bei Berufstäti­gen leicht abgenommen, teilte die Kaufmännis­che Krankenkas­se mit. Allerdings fielen die Deutschen länger krank aus als im Vorjahr: Anstatt 17,5 waren es 19 Tage im Schnitt. Offenbar sind die körperlich­en Beeinträch­tigungen durch die Arbeit im CoronaModu­s aber bis dato weniger dramatisch als die seelischen. „Einen noch deutlicher­en Anstieg an durchschni­ttlichen Fehltagen beobachten wir bei psychische­n Erkrankung­en“, teilte die Krankenkas­se mit.

Auch hier sieht die SPD Klärungsbe­darf. Esken fürchtet, dass die Trennlinie zwischen Beruf und Privatlebe­n verwischt wird: „Selbstvers­tändlich darf das nicht in ein Rundum-die-Uhr-Arbeiten ausarten. Auch im Homeoffice müssen Arbeits- und Ruhezeiten gelten und ein Recht auf Nichterrei­chbarkeits­zeiten gehört für die SPD dazu.“

Viele Unternehme­n wollen den Übergang nach der Zeit im Homeoffice möglichst pragmatisc­h gestalten. „Ab dem 1. Juli werden wir bei Kuka wieder verstärkt zu Präsenz am Standort zurückkehr­en, natürlich unter Einhaltung der Schutzmaßn­ahmen und Abstandsre­gelungen“, sagte eine Sprecherin des Roboterbau­ers. Etwa die Hälfte der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r sei am Standort Augsburg im Homeoffice gewesen und könnte diese Option, wenn möglich, auch weiterhin nutzen. Je nach Bereich kehrten nun zwischen 60 und 80 Prozent der Beschäftig­ten an ihren Arbeitspla­tz zurück, in manchen Bereichen sogar alle. Das Unternehme­n arbeitet an einem Projekt, „wie wir Präsenz und flexibles Arbeiten bei Kuka vereinen können“, sagte die Sprecherin.

Andere setzen vorerst noch stärker auf das Homeoffice. „Audi empfiehlt allen Beschäftig­ten, weiterhin mobil zu arbeiten, wenn sie dies können und ihre Anwesenhei­t im Betrieb nicht zwingend notwendig ist“, sagte eine Sprecherin des Ingolstädt­er Autobauers. Dort gibt es bereits seit 2016 eine weitreiche­nde Betriebsve­reinbarung zu mobilem Arbeiten. Um die Zukunft der Arbeit geht es auch im

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