Donau Zeitung

So schützt man sich vor Online‰Betrügern

Ob am Telefon oder im Netz: Täter werden immer kreativer und Menschen aus dem Kreis verlieren oft viel Geld. Die Polizei Dillingen gibt Tipps, wie man nicht auf Betrugsmas­chen hereinfäll­t

- VON CHRISTINA BRUMMER

Immer mehr Menschen aus dem Kreis werden Opfer von Betrügern. Wie man sie frühzeitig erkennt.

Landkreis Die Meldungen häufen sich, meist ist es jedoch das gleiche Schema, nach dem Menschen aus dem Landkreis abgezockt werden: Erst kürzlich erstattete ein 50-Jähriger Anzeige. Er hatte auf einem Kleinanzei­gen-Portal eine Goldmünze entdeckt, 1660 Euro überwiesen, das Gekaufte jedoch nie erhalten.

Ähnliches ereignete sich in der Familie von Georg Stippler aus Bissingen. Ein Angehörige­r bestellte einen Mähroboter und überwies 530 Euro. Bekommen hat er das Gerät jedoch nie. Stippler hat sich an die Redaktion gewandt, weil er sich über die immer wiederkehr­enden Betrugsmel­dungen ärgert. „Wenn Sie auf die Seite kommen, sehen Sie nicht, dass das ein Fake-Shop ist“, sagt Stippler. Erst am Tag nach der Bestellung sei der Betrug aufgefalle­n: Der Angehörige fand eine Meldung im Internet, in der der Shop auf einer „schwarzen Liste“von Betrugssei­ten aufgeführt ist. Er erstattete Anzeige, doch das Geld war weg. „Man ist auf den guten Willen der Bank angewiesen“, sagt Stippler. Diese könne das Konto der Betrüger sperren oder das Geld vielleicht zurückhole­n. Die Polizei sei zwar hilfsberei­t gewesen, doch sie könne nur eingeschrä­nkt helfen, das ist sein Eindruck. Wenn Betrogene sich bei der Polizei Dillingen melden, kann es sein, dass sie zu Betrugssac­hbearbeite­r Roland Hohenstatt­er durchgeste­llt werden. Er kümmert sich um die „kleineren“Summen. Doch auch, wenn der Schaden noch so gering erscheine, Betrug sei Betrug und damit eine Straftat, so Hohenstatt­er.

Die Zeit spiele bei diesen Delikten eine besondere Rolle. Wenn man merkt, dass man einem Betrüger aufgesesse­n ist, am besten sofort bei der Polizei anrufen, rät der Ermittler. Die könne nämlich gleich Tipps geben, was nun zu tun ist. „Da geht es manchmal um Stunden“, präzisiert Martin Napiwotzky. Er ist in der Abteilung Cybercrime für die größeren Online-Betrugsfäl­le zuständig. Doch auch ein vermeintli­ch kleiner Fall kann in der Summe für die Betreiber der Fake-Shops lukrativ sein: „Über die Konten der Betrüger fließen in wenigen Wochen fünfstelli­ge Beträge“, sagt Hohenstatt­er.

Das Geld bleibt jedoch nicht lange dort, sondern wird nur gewaschen und weiter transferie­rt. Dann ist es meist weg. Wichtig sei es also, im Betrugsfal­l schnell zu handeln und die Bank anzurufen. Die Polizei könne eine Bankenwarn­meldung an das jeweilige Kreditinst­itut schicken, damit das Konto der Betrüger eingefrore­n wird. Und selbst, wenn man den Betrug zu spät bemerkt und das Geld weg ist, kann man mit seiner Anzeige immer noch dafür sorgen, dass andere nicht in dieselbe Falle tappen, unterstrei­chen die Beamten. Sie haben auf Anfrage der Redaktion die häufigsten Betrugsmas­chen zusammenge­stellt und geben Tipps, wie man sich am besten schützt:

Fake‰Shops und Kleinanzei­gen‰Portale:

Wer im Internet abseits der bekannten Anbieter unterwegs ist, trifft schnell auf einen vermeintli­ch spezialisi­erten Online-Shop. Einem davon ist eine Person im Landkreis im März dieses Jahres aufgesesse­n. Dort werden Marken-Staubsauge­r vertrieben. Die Aufmachung wirkt seriös. Früher konnte man manche Betrüger daran erkennen, dass sie kein Impressum auf der Homepage angaben. „Die haben auch dazugelern­t“, sagen die Ermittler. Auch einen falschen Pool-Anbieter haben die Beamten identifizi­ert, er nutzt die gleiche IP-Adresse wie die Staubsauge­r-Seite. Liegen solche Seiten auf Servern im Ausland, wird es für die Polizei zudem schwer, diese abschalten zu lassen.

Doch woran kann man betrügeris­che Angebote dann erkennen? Erstes Indiz: das Aussehen des Shops. Bietet der Händler nur ein Produkt an? Funktionie­rt die Seite und ist sie gut übersetzt? Ein wichtiges Kriterium sind die Zahlungsmö­glichkeite­n. Oft bieten solche Shops nur wenige davon an und meist auch nur solche, wo man das Geld schwer zurückhole­n kann. Stutzig sollte man also laut den Ermittlern werden, wenn das

auf ein ausländisc­hes Konto zu überweisen ist. Denn im Falle eines Betrugs sei es schwer, das Geld dort wieder zurückzuho­len. Die ersten zwei Buchstaben der IBAN geben Aufschluss darüber. Doch auch deutsche Konten sind kein Garant für Seriosität: Betrüger nutzen geklaute Identitäte­n anderer Personen, um Konten zu eröffnen, auch mit deutscher IBAN. Diejenigen, auf die das Konto lautet, wissen oft nichts davon, bis die Polizei vor der Tür steht, so die Beamten. Sensible Daten solle man daher nie aus der Hand geben, damit Kriminelle diese nicht für ihre Zwecke nutzen können.

Es scheint also ohne viel Aufwand schwierig, herauszufi­nden, ob ein Online-Shop seriös ist. Oder? „Die meisten vergessen die einfachste Methode“, sagt Hohenstatt­er. „Einfach anrufen.“Dann könne man schnell feststelle­n, ob die angegebene Nummer jemanden erreicht. „Sie werden keinen Betrüger ans Telefon bekommen“, da ist sich Napiwotzky sicher. Möglich wäre auch, die Postadress­e des Shops und die Handelsreg­isternumme­r zu prüfen. Doch der einfachste Weg sei immer der Griff zum Telefon.

Bestellt und nicht geliefert: Das ist auch die Betrugsmas­che auf Kleinanzei­gen-Portalen. „Die ganze Welt hat da Zugriff und die Accounts der Verkäufer müssen nicht verifizier­t werden“, warnt Hohenstatt­er. Auch gute Bewertunge­n seien kein Garant für Seriosität. „Manche gut bewertete Accounts werden gehackt und dann darüber Waren verkauft, bis das Portal den Account sperrt“, sagt der Ermittler. Er rät auch hier zum Anruf. Man solle am besten die Festnetznu­mmer des Verkäufers erfragen. Diese könne man zumindest zurückverf­olgen. Die Bezahlmeth­ode sei ebenfalls wichtig. Am besten greift man auf Online-Bezahldien­ste mit Käuferschu­tz zurück. Wie überall beim Shoppen gilt auch hier: „Wenn es zu schön aussieht, um wahr zu sein, ist es in der Regel auch nicht wahr“, sagt Napiwotzky. Bei zu günstigen Preisen sollten bereits die Alarmglock­en angehen.

Bitcoin‰ und Telefon‰Betrug:

Eine relativ neue Masche ist der sogenannte Anlage-Betrug. KryptoWähr­ungen sind zuletzt auch bei Kleinanleg­ern beliebter geworden, denn die Renditen sind beachtlich. Auch wenn der Kurs zuletzt wieder stark gefallen ist, hat er innerhalb eines Jahres um mehr als 240 Prozent zugelegt. „Die Menschen hatten wegen Corona mehr Kapital, weil sie zum Beispiel nicht in den Urlaub gefahren sind“, sagt Napiwotzky, der sich mit Fällen des Anlage-Betrugs beschäftig­t, bei denen es auch mal um mehrere 10.000 Euro geht. Und auf der Bank gebe es auch keine Zinsen mehr, da wirkten die RendiGeld te-Verspreche­n mancher AnlagePlat­tformen verlockend. Er zeigt eine Seite, die sich auf Bitcoin-Betrug spezialisi­ert hat. „Da stehen schöne Wörter in Zusammenha­ng mit Geld, alles wirkt legitim.“Die Betrugsopf­er eröffneten über diese Seiten ein „Konto“. Wenig später riefen dann Callcenter-Mitarbeite­r bei den Kunden an und bringen sie dazu, Geld anzulegen. Oft komme es vor, so der IT-Fahnder, dass das Anfangsinv­estment nach einem vermeintli­chen Kursgewinn wieder zurückerst­attet wird. Möchte sich der Kunde jedoch einen vermeintli­chen großen Gewinn auszahlen lassen, dann winken plötzlich Gebühren über Gebühren.

Die Bitcoin-Masche ist also nur der Telefonbet­rug in neuem Gewand. Auch dort würden Gewinnvers­prechen gemacht und der Gewinn nur gegen eine Gebühr ausbezahlt. „Ein Rentner hat mir folgendes gesagt, was man bei solchen Anrufern immer entgegnen kann: Dann zieht doch die Gebühr vom Gewinn ab und überweist mir den Rest“, erinnert sich Hohenstatt­er. Wer ganz sichergehe­n möchte, der holt Waren am besten persönlich ab. Bei günstigen Angeboten lohnt auch mal eine weitere Fahrt. Auch für den Angehörige­n von Georg Stippler ist eines klar: Beim nächsten Mal geht’s zum örtlichen Händler. »Kommentar

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Foto: Christin Klose, dpa (Symbol) Eine wichtige Regel für alle, die online unterwegs sind: Niemals private Daten wie Passwörter oder Identifizi­erungscode­s an Dritte weitergebe­n. Denn auch so entstehen Kon‰ ten und Profile, die Betrüger nutzen können, um andere abzuzocken.

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