Donau Zeitung

Geht aufs Haus!

Wie der Absacker unsere Trinkgeldb­ereitschaf­t erhöht

- VON MARGIT HUFNAGEL

Es gibt ja diese Getränke, die würde man sich selbst nie bestellen. Ouzo ist so eines. Eine unheilvoll­e geschmackl­iche Mischung aus Hustensaft und Lakritz. Mit geschlosse­nen Augen und dem Wissen, dass sich das eigene Gesicht in wenigen Augenblick­en zu einer entwürdige­nden Grimasse verziehen wird, kippen wir den Schnaps trotzdem begeistert in uns rein – geht ja schließlic­h aufs Haus!

Und mit der PromilleBr­ille auf wirkt der grummelige Wirt auch gleich viel netter und das fette Essen

verdaulich­er. Viel schwerer liegt uns da eine neue Studie im Magen, die mal wieder beweist, wie leicht der Mensch doch zu manipulier­en ist. Denn der hochprozen­tige Absacker steigert nicht nur die KicherQuot­e beim Treffen mit den Freundinne­n, sondern auch die Trinkgeldb­ereitschaf­t. Na Yamas, äh: Prost! Forscher der Hochschule Fresenius haben herausgefu­nden, dass die Höhe des Trinkgelde­s und das Gratisgetr­änk am Ende eines Mahls in unmittelba­rem Zusammenha­ng stehen. Ihre Annahme: Jede Gefälligke­it löst beim Gegenüber Druck aus, die

Gefälligke­it zu erwidern. Die Wissenscha­ftler nennen das Phänomen Reziprozit­ät. „Dieser Effekt ist besonders stark, wenn das Getränk mit der Rechnung gebracht wird, da sich die Gäste mutmaßlich besonders stark verpflicht­et fühlen, sich mit einem großzügige­n Trinkgeld zu revanchier­en“, erklärt ganz und gar nüchtern der an der Studie beteiligte Psychologe Frederic Hilkenmeie­r. „Das Serviceper­sonal kann folglich durch einen geschickte­n Einsatz eines Gratisgetr­änks seine Trinkgelde­r erheblich und mühelos erhöhen, indem es die Norm der Reziprozit­ät ausnutzt.“Schöner hätten wir das nach dem dritten Ouzo auch nicht formuliere­n können.

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Foto: Adobe Stock

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