Geht aufs Haus!
Wie der Absacker unsere Trinkgeldbereitschaft erhöht
Es gibt ja diese Getränke, die würde man sich selbst nie bestellen. Ouzo ist so eines. Eine unheilvolle geschmackliche Mischung aus Hustensaft und Lakritz. Mit geschlossenen Augen und dem Wissen, dass sich das eigene Gesicht in wenigen Augenblicken zu einer entwürdigenden Grimasse verziehen wird, kippen wir den Schnaps trotzdem begeistert in uns rein – geht ja schließlich aufs Haus!
Und mit der PromilleBrille auf wirkt der grummelige Wirt auch gleich viel netter und das fette Essen
verdaulicher. Viel schwerer liegt uns da eine neue Studie im Magen, die mal wieder beweist, wie leicht der Mensch doch zu manipulieren ist. Denn der hochprozentige Absacker steigert nicht nur die KicherQuote beim Treffen mit den Freundinnen, sondern auch die Trinkgeldbereitschaft. Na Yamas, äh: Prost! Forscher der Hochschule Fresenius haben herausgefunden, dass die Höhe des Trinkgeldes und das Gratisgetränk am Ende eines Mahls in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Ihre Annahme: Jede Gefälligkeit löst beim Gegenüber Druck aus, die
Gefälligkeit zu erwidern. Die Wissenschaftler nennen das Phänomen Reziprozität. „Dieser Effekt ist besonders stark, wenn das Getränk mit der Rechnung gebracht wird, da sich die Gäste mutmaßlich besonders stark verpflichtet fühlen, sich mit einem großzügigen Trinkgeld zu revanchieren“, erklärt ganz und gar nüchtern der an der Studie beteiligte Psychologe Frederic Hilkenmeier. „Das Servicepersonal kann folglich durch einen geschickten Einsatz eines Gratisgetränks seine Trinkgelder erheblich und mühelos erhöhen, indem es die Norm der Reziprozität ausnutzt.“Schöner hätten wir das nach dem dritten Ouzo auch nicht formulieren können.