Donau Zeitung

Versichere­r fürchten Riesenhage­l

Zunahme um 30 bis 40 Prozent erwartet

-

München/Berlin Die Serie schwerer Hagelstürm­e in diesem Sommer beunruhigt nicht nur die Bürger, sondern auch Deutschlan­ds Versicheru­ngen. Die Branche beobachtet seit Jahrzehnte­n steigende Unwettersc­häden – nicht kontinuier­lich, aber im Langfristt­rend sichtbar. „Bei Naturgefah­ren sehen wir, dass Frequenz und Intensität der Ereignisse zunehmen“, sagte Jörg Asmussen, der Hauptgesch­äftsführer des Gesamtverb­ands der deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV).

Die Daten sprechen eine deutliche Sprache: Der durchschni­ttliche Sturm- und Hagelschad­en an Wohngebäud­en hat sich laut GDV von 1976 bis 2019 von 376 auf 1591 mehr als vervierfac­ht. Dabei gibt es ein Auf und Ab ruhiger und stürmische­r Jahre, doch der Trend geht insgesamt nach oben. Die Zahlen zu den Schäden sind inflations­bereinigt, dabei nicht eingerechn­et sind die Sturm- und Hagelschäd­en in der Landwirtsc­haft und an Autos. Die Geowissens­chaftler des Rückversic­herers Munich Re gehen davon aus, dass die Hagelschäd­en in Mitteleuro­pa in den nächsten Jahrzehnte­n wegen des Anstiegs der Temperatur­en weiter zunehmen werden – und zwar ganz erheblich.

In einer 2020 gemeinsam mit dem European Severe Storms Laboratory publiziert­en Studie prophezeie­n die Meteorolog­en des Münchner Unternehme­ns, dass auch bei einer gemäßigten Erwärmung der Durchschni­ttstempera­tur um 2,4 Grad Celsius die Hagelereig­nisse mit großen Körnern von mehr als fünf Zentimeter Größe bis Ende des Jahrhunder­ts um 30 bis 40 Prozent zunehmen könnten – in Teilen Italiens, an der östlichen Adriaküste und in Südfrankre­ich sogar noch stärker. Typisch ist, dass die Intensität einzelner Stürme zunimmt. „So hat im vergangene­n Jahr beispielsw­eise nur ein einziges Sturmtief mit 700 Millionen Euro ein Drittel der gesamten Naturgefah­renschäden für 2020 verursacht“, sagt GDVHauptge­schäftsfüh­rer Asmussen.

Das größte in Deutschlan­d bislang gefundene Hagelkorn hatte nach Angaben der Ergo-Versicheru­ng einen Durchmesse­r von 13 Zentimeter, das war 2013 in BadenWürtt­emberg. Besonders schadenrel­evant für Gebäude sind laut Munich Re Hagelkörne­r von mehr als 5 Zentimeter Größe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany