Donau Zeitung

Klimapolit­ik, aber sozial

Die SPD-Landtagsfr­aktion stellt einen Plan für ein klimaneutr­ales Bayern vor. Milliarden sollen investiert werden

- VON MARLENE WEYERER

München „Der Freistaat Bayern weist erhebliche Defizite im Bereich Klimaschut­z auf.“Direkt der erste Satz einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) kritisiert die aktuelle bayerische Klimapolit­ik. Die Untersuchu­ng im Auftrag der SPD-Landtagsfr­aktion wertet aus, welche Maßnahmen nötig sind, damit Bayern 2040 klimaneutr­al wird.

Dabei soll allerdings die soziale Gerechtigk­eit gewahrt bleiben. Die Autoren um Wirtschaft­swissensch­aftlerin Claudia Kemfert haben dazu 14 Vorschläge ausgearbei­tet. Diese sind die Basis des SPD-Plans für ein „klimaneutr­ales und soziales Bayern 2040“.

Einige der Forderunge­n wie der Ausbau des Öffentlich­en Nahverkehr­s und der Elektromob­ilität sind klassische Empfehlung­en, wenn es um Klimaschut­z geht. Andere Maßnahmen haben gezielt Bayern im Fokus. So plädieren die Wissenscha­ftler dafür, die sogenannte 10H-Regelung abzuschaff­en. Diese Regelung, die die Abstände von Windrädern zu Ortschafte­n vorschreib­t, sorgt dafür, dass der Ausbau der Windkraft in Bayern quasi zum Erliegen gekommen ist. Von der regierende­n CSU ist aber bisher noch jede Abweichung von der Regelung abgelehnt worden.

Auch die Grünen im Landtag haben bereits einen Gesetzentw­urf für ein Bayerische­s Klimageset­z vorgelegt, in dem sie teils noch spezifisch­ere und strengere Forderunge­n stellen. Größter Unterschie­d zum SPD-Vorschlag ist allerdings, dass im Grünen-Entwurf keine Vorschläge stehen, wie Haushalte mit geringeren Einkünften entlastet werden sollen.

Der SPD-Fraktionsv­orsitzende Florian von Brunn sagte bei der Vorstellun­g des Klima-Plans: „Es ist wichtig, dass wir nicht nur über den Klimaschut­z reden, sondern auch über soziale Gerechtigk­eit.“Das hohe Wohlstands­niveau und die Vollbeschä­ftigung in Bayern sollen laut Brunn trotz der Maßnahmen beibehalte­n werden. Um zur sozialen Gerechtigk­eit beizutrage­n, schlagen die Wissenscha­ftler in ihrer Studie ein sogenannte­s Klimageld vor. Denn manche Klimaschut­zMaßnahmen belasten vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen und Menschen in ländlichen Gebieten. Gerade auf dem Land sind Menschen auf Autos angewiesen und eine stärkere CO2-Bepreisung dürfte die Benzin-Preise erhöhen. Um das auszugleic­hen, soll den Bürgern das Klimageld in Form einer jährlichen Pro-Kopf-Pauschale gezahlt werden.

Das Klimageld beginnt mit 50 Euro pro Kopf und steigert sich in den Berechnung­en der Wissenscha­ftler im Laufe der kommenden Jahre auf 125 Euro im Jahr 2030. Wirtschaft­swissensch­aftlerin Claudia Kemfert schätzt, dass etwa zwei Prozent des Staatshaus­halts dafür ausgegeben werden müssen. Insgesamt fordern die Wissenscha­ftler mehr Ausgaben und eine „investitio­nsorientie­rte Öffnung der Schuldenbr­emse“.

Annette Karl, wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin der SPD-Landtagsfr­aktion, argumentie­rt, dass für die Bekämpfung der Corona-Pandemie 20 Milliarden im Haushalt veranschla­gt wurden. „Das Thema sozialer Klimaschut­z wird eine Aufgabe von ebenso großer Dimension“, so Karl. Für die nächsten fünf Jahre hält sie daher auch beim Klimaschut­z Ausgaben von 20 Milliarden Euro für angemessen.

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Foto: Ralf Lienert Könnte es ohne 10H‰Regel mehr Wind‰ räder geben?

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