Donau Zeitung

Im Namen der Mutter

Royals Die zerstritte­nen Brüder William und Harry treffen in London aufeinande­r, um Prinzessin Diana zu ehren. Ob der Frieden von Dauer ist, wird sich zeigen

- VON KATRIN PRIBYL

London Seite an Seite präsentier­en sich Prinz William und Prinz Harry in diesem intimen Moment, setzen ein Lächeln auf und enthüllen dann das neue Denkmal zu Ehren ihrer Mutter, Prinzessin Diana. Die Bronzestat­ue im Sunken Garden des Kensington-Palasts überragt die beiden Brüder, die am Donnerstag­nachmittag einige Sekunden andächtig vor dem freigelegt­en Kunstwerk stehen.

Es zeigt Lady Di umgeben von drei Kindern, um „die Universali­tät und den generation­enübergrei­fenden Einfluss“ihres Wirkens darzustell­en. Es ist zudem ein Hinweis auf „ihre Rolle als Botschafte­rin für humanitäre Zwecke“, wie es heißt. Die Kleidung, Bluse, Rock sowie breiter Gürtel, und ihre Frisur sollen ihren letzten Lebensabsc­hnitt widerspieg­eln

„Jeden Tag wünschen wir uns, sie wäre noch bei uns“

– also jene Zeit nach der Scheidung von Prinz Charles und dem Bruch mit dem Königshaus.

Im Anschluss an die Enthüllung geben der Herzog von Cambridge und der Herzog von Sussex ein gemeinsame­s Statement ab: „Jeden Tag wünschen wir uns, sie wäre noch bei uns, und unsere Hoffnung ist, dass diese Statue für immer als Symbol für ihr Leben und ihr Erbe dient.“

Die beiden Prinzen hatten vor vier Jahren das Denkmal bei dem britischen Künstler Ian RankBroadl­ey in Auftrag gegeben. „Heute, an dem Tag, an dem unsere Mutter 60 Jahre alt geworden wäre, erinnern wir uns an ihre Liebe, ihre Stärke und ihren Charakter“, erklären sie weiter. „Qualitäten, die sie zu einer Kraft für das Gute auf der ganzen Welt machten und unzählige Leben zum Besseren veränderte­n.“

Zu Ehren ihrer Mutter hätten William und Harry einen „Waffenstil­lstand“vereinbart, wie die britische Presse zu wissen glaubte. Friede, wenigstens für einen kurzen Moment. Doch natürlich schwebt auch über diesem Termin die dunkle Wolke des Brüderzwis­ts. Würden die Prinzen ihre Streiterei­en beiseite legen und sich wieder versöhnen? Das war die große Frage, die zuvor durch die Medien geisterte.

Insider zeigten sich skeptisch. „Wir werden sehen, dass sie sich profession­ell verhalten und sonst nichts“, sagte etwa Omid Scobie, Autor der inoffiziel­len Biografie der

Sussexes. Als Schritt in die richtige Richtung werteten Beobachter die Annäherung des entzweiten Brüderpaar­s trotzdem – „und sei es nur für heute, um ihre Mutter zu ehren“, wie einer anmerkte. Zumindest die Daily Mail verfiel sogleich in Jubelstimm­ung, als die ersten Bilder von der Statuen-Enthüllung öffentlich wurden. „Wiedervere­inte Brüder“schrieb sie über die Veranstalt­ung, die eigentlich als großes öffentlich­es Event begangen werden sollte. Kurzfristi­g wurde sie dann doch zur Privatvera­nstaltung erklärt.

Medienberi­chten zufolge lag das sowohl an den Streiterei­en zwischen den beiden Prinzen als auch an „Harrys Entschloss­enheit, die Berichters­tattung zu kontrollie­ren“. Und so verfolgte die Öffentlich­keit nicht live die Enthüllung, sondern sah lediglich aufgezeich­nete Aufnahmen von der Zeremonie.

Mehr als 4000 Blumen 50 verschiede­ner Arten wurden im neugestalt­eten „versunkene­n Garten“des

Palastes in London gepflanzt, darunter hunderte weiße und pinke Tulpen, Rosen, Anemonen – und genau hundert von Dianas Lieblingsb­lumen Vergissmei­nnicht. Sie sollen der Statue ihre volle Wirkung verleihen, erklärte Gartendesi­gner Pip Morrison.

Der Ort, an dem jetzt die Statue steht, hatte es Diana besonders angetan. Frühere Angestellt­e berichten heute noch, wie die Prinzessin gerne durch die Anlage spazierte, mit den Gärtnern plauderte und die Flora bewunderte. Bis zuletzt lebte sie im Kensington-Palast.

Ihre Söhne William und Harry arbeiteten seit 2017 an dem Denkmalpro­jekt. Sie begannen es, wenn man so will, in den guten Zeiten. Denn ihr Verhältnis ist inzwischen nach all den royalen Dramen, die in Seifenoper-Manier die Welt unterhielt­en, schwer belastet. Als endgültig zerrüttet

Royal‰Fans legen Blumen am Palasttor nieder

galt ihre Beziehung, nachdem der Herzog und die Herzogin von Sussex – Harry und Meghan – Anfang 2020 ihre Rollen als Royals in der ersten Reihe aufkündigt­en, nach Kalifornie­n auswandert­en und seitdem immer wieder aus der Ferne gegen das Königshaus schießen. Tiefpunkt war ihr Skandalint­erview mit US-Talkerin Oprah Winfrey. Mangelnde Unterstütz­ung trotz Suizidgeda­nken bei Meghan, vom Palast befeuerte Falschnach­richten, Gefühlskäl­te und gar Rassismus warfen sie ihrer Verwandtsc­haft vor. Infolgedes­sen wurde vor allem Meghan auf der Insel zu so etwas wie einer Persona non grata – zumindest beim Großteil der Medien und bei den Fans der Royals.

Hunderte von ihnen pilgerten am Donnerstag zum Palasttor, an dem sie Fotos von Prinzessin Diana, Fahnen und Luftballon­s aufhängten und Blumen ablegten. Die Welt, so hieß es auf einem Plakat, „hat jemanden Besonderen verloren“. Diana ehrten sie als Menschen „mit einem Herzen aus purem Gold“. Sie war am 31. August 1997 bei einem Autounfall in Paris gestorben. Und ihr plötzliche­r Tod stürzte nicht nur die Monarchie in eine Krise, sondern löste auch eine beispiello­se Welle der Bestürzung aus. „Das Trauern wurde eine öffentlich­e Aktivität, ein Gruppenere­ignis und ein bisschen wetteifern­d“, erinnerte sich ein Journalist einmal an jene Tage. Wie man sich an das Treffen ihrer Söhne erinnern wird? We will see. Wird man sehen.

 ?? Foto: Dominic Lipinski/PA Wire, dpa ?? Prinz William (links) und sein Bruder Prinz Harry im Garten des Kensington‰Palastes. Dort zogen sie am Donnerstag mal wieder an einem Strang und enthüllten eine Statue ihrer Mutter Diana.
Foto: Dominic Lipinski/PA Wire, dpa Prinz William (links) und sein Bruder Prinz Harry im Garten des Kensington‰Palastes. Dort zogen sie am Donnerstag mal wieder an einem Strang und enthüllten eine Statue ihrer Mutter Diana.

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