Scharfe Kritik an der UEFA
Stadionerlebnis fördert Coronarisiko
Berlin Proppenvolle Tribünen in Pandemie-Zeiten – für viele Politiker passt das nicht zusammen. Die Kritik an der Europäischen Fußball-Union in der Diskussion um die Zuschauerzulassung bei der Europameisterschaft hält an. Er halte die Position der UEFA für „absolut verantwortungslos“, sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Donnerstag. Die UEFA verweist bei der Entscheidung über die genaue Anzahl der zugelassenen Besucher weiter auf die lokalen Behörden. Und die machen für die Spiele im Londoner Wembley-Stadion keine Ausnahme.
Bei der 0:2-Niederlage des deutschen Teams gegen England am Dienstag waren 41973 Zuschauer im Wembley-Stadion. Teile davon lagen sich in den Armen, sangen und grölten gemeinsam. Es waren Szenen wie aus einer anderen Welt.
Bei den Halbfinals und im Endspiel
Am Spielort St. Petersburg steigen die Coronazahlen
in London sollen sogar 60000 Zuschauer kommen. Das ist umstritten, weil die Corona-Zahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen. Er könne „nur an die UEFA appellieren, es nicht auf die örtlichen Gesundheitsbehörden abzuschieben“, sagte Seehofer. „Ein Sportverband sollte schon klar erklären: Wir wollen das nicht, wir reduzieren die Zuschauerzahl.“Der Kommerz dürfe „nicht den Infektionsschutz für die Bevölkerung überstrahlen“.
Die UEFA aber hält unbeirrt an ihren Zuschauerplänen fest – und gibt die Verantwortung weiter. Die finale Entscheidung über die Anzahl der Zuschauer bei den Spielen und die Einreisebestimmungen verntworteten lokale Behörden.
Zahlen aus Schottland bekräftigen die Sorgen um die Ansteckungsgefahr. Knapp 2000 Corona-Fälle haben nach offiziellen Angaben dort mit EM-Spielen zu tun. Auch in St. Petersburg, wo am Freitag das Viertelfinale zwischen Spanien und der Schweiz steigt, verschärft sich die Lage. Am Mittwoch hatten die Behörden 1500 Neuinfektionen innerhalb eines Tages gemeldet – 100 mehr als am Vortag. 111 Menschen starben an einem Tag durch Corona. Dennoch sollen 50 Prozent der mehr als 60000 Plätze besetzt werden. Staatschef Wladimir Putin verteidigte die Ausrichtung von EM-Spielen in St. Petersburg.