PremiumAerotec: AirbusFinanzchef meldet sich
Dominik Asam reagiert auf die massive Kritik der Gewerkschafter am Umbau des Luftfahrtkonzerns. Derweil sind die Namen neuer Interessenten an Teilen der Augsburger Airbus-Tochter aufgetaucht
Augsburg Dominik Asam gilt als der mächtigste Deutsche im LuftfahrtKonzern Airbus. Der Finanzchef des von Franzosen und Deutschen dominierten Unternehmens ist auch Aufsichtsratsvorsitzender des Augsburger Luftfahrtzulieferers Premium Aerotec. Nun mischt sich Asam intensiver in die Debatte um das Unternehmen ein und reagiert in einem unserer Redaktion vorliegenden Brief auf Vorwürfe von Belegschaftsvertreten. Der Augsburger Airbus-Tochter droht ja die Auflösung und Zerschlagung. Ein Teil – vor allem alles, was sich um die Rumpfmontage dreht – würde zurück in den Airbus-Schoß wandern.
Die Einzelteilefertigung wird jedoch, weil sie nach Darstellung des Konzerns nicht wettbewerbsfähig ist, entweder ganz beziehungsweise teilweise verkauft oder von dem Konzern saniert und darf dann deutlich verschlankt bei Airbus bleiben. Von einem Verkauf wären allein in Augsburg rund 2200 von 2800 Mitarbeitern betroffen. Für den Fall rechnen Arbeitnehmervertreter mit einer Verlagerung von Produktion in Billiglohnländer, einem massiven Arbeitsplatzabbau und letztlich einem Ausbluten des Standortes. Entsprechend hart fällt die Kritik am Management aus.
Asam schreibt an die Gewerkschafter, für eine nachhaltig positive Entwicklung der Einzelteilefertigung brauche es vor allem Investitionen und Auslastung. Es folgt ein für Beschäftigte ernüchternder Satz des Finanzprofis: „Beides wird Airbus für diesen derzeit nicht wettbewerbsfähigen Bereich auf Dauer nicht bieten können.“Dabei weist
die Kritik der Gewerkschafter zurück, die Geschäftsleitung des Unternehmens sei nicht mehr an einer Lösung des Konflikts im Sinne der Beschäftigten interessiert: „Unser Ziel ist und bleibt es, die Zukunft unserer Branche und die führende Rolle von Airbus in der Luft- und Raumfahrt – auch im Sinne unserer Mitarbeiter – weltweit und in Deutschland für viele Jahre zu sichern.“Übrigens, machte der Manager deutlich, habe der Verkaufsprozess nicht begonnen. Airbus hat also die Einzelteilefertigung und damit das Werk IV in Augsburg mit rund 2200 Mitarbeitern noch nicht offiziell ins Schaufenster gestellt.
Hinter den Kulissen laufen sich indes Interessenten wie der österreichische Milliardär Michael Tojner wohl schon seit vergangenem Jahr für eine Übernahme von Premium Aerotec warm. Bisher wurde in Industriekreisen vor allem Tojners Luftfahrtzulieferer Montana Aerospace als Interessent für Premium Aerotec gehandelt. Daneben tauchte auch der Name der indischen TataGruppe auf, ein Konglomerat mit mehr als 660 000 Beschäftigten.
Dem Vernehmen nach gibt es zwei weitere Aspiranten. So fällt der Name „Mubea“, ein LeichtbauSpezialist aus dem nordrhein-westfälischen Attendorn. Das Unternehmen ist vor allem im Fahrzeugbau tätig, verfügt aber auch über eine „Mubea Flamm“heißende Luftfahrtsparte. Insgesamt arbeiten für die Mubea-Gruppe und 14 000 Beschäftigte. Auffällig ist, dass führende Airbus-Manager angedeutet hatten, ein strategischer Partner für Premium Aerotec könne auch eine Firma mit einem starken Automobilstandbein sein. Doch der Luft
macht keine Angaben über die Namen möglicher Investoren. Spekuliert wird dafür umso mehr. Es fällt auch der Name des sowohl als Auto- wie Luftfahrtzulieferers tätigen Unternehmens GKN. Die Aerospace-Sparte ist mit 14 Fabriken in Europa vertreten.
Was interessant ist: GKN arbeitet mit gut 18 000 Beschäftigten für fast alle Flugzeug- und Turbinenbauer. Das Unternehmen wurde 2018 von der börsennotierten britischen Beteiligungsgesellschaft Melrose InAsam dustries übernommen. Der Österreicher Tojner scheint damit nicht der einzige Interessent für Premium Aerotec mit rund 7600 Beschäftigten zu sein.
Dabei hatte der Wechsel des Finanzchefs des Augsburger Luftfahrtzulieferers zu Montana Aerospace und damit in das TojnerReich für Wirbel gesorgt. Kai Arndt, der bei Premium Aerotec freigestellt ist und künftig als Chief Operating Officer für Montana Aerospace arbeitet, sieht sich Vorwürfahrt-Konzern fen aus anonymen Quellen ausgesetzt, über die das Wirtschafts-Onlinemagazin Business Insider berichtet hatte. Demnach soll Arndt schon seit Februar mit Tojner im schriftlichen Austausch gestanden haben, der demnach im Juni an Intensität zunahm. Anfang Juni habe der Montana-Mehrheitseigentümer mehrere Dossiers von Arndt mit dem Hinweis auf Geheimhaltung bekommen. Darin seien Bewertungen von einem halben Dutzend Führungskräften von Premium Aerotec enthalten. Die Gewerkschafter schreiben dazu in ihrem Brief an die Airbus-Leitung: „Die Behauptungen mit angeblich vorliegenden Belegen, dass Manager von Premium Aerotec still und heimlich Betriebsinterna zum Konzernumbau bei Airbus an einen Konkurrenten weitergereicht haben, sind ungeheuerlich.“Die IG-Metall-Kräfte stellen die Frage: „Wer klärt diese schweren Vorwürfe objektiv auf?“
Darauf antwortet Airbus-Finanzvorstand Asam: „Wir gehen diesen anonymen Quellen nach, da sie von verdeckten Motiven getrieben sein könnten und wir dies als ein ernstes Thema betrachten.“Dem Manager ist bewusst, dass der Wechsel von Arndt zu einem Unternehmen, das als möglicher Investor für Premium Aerotec gehandelt wird, bei vielen Mitarbeitern für zusätzliche Verunsicherung gesorgt habe. Asam versicherte: „Das bedauere ich, möchte aber gleichzeitig betonen, dass dieser Wechsel aus Sicht von Airbus nichts mit den aktuellen Plänen zur Neuausrichtung der industriellen Aufstellung des Unternehmens zu tun hat.“Arndts Beschluss, zu Premium Aerotec zu gehen, sei eine ganz persönliche Entscheidung.