Donau Zeitung

Premium‰Aerotec: Airbus‰Finanzchef meldet sich

Dominik Asam reagiert auf die massive Kritik der Gewerkscha­fter am Umbau des Luftfahrtk­onzerns. Derweil sind die Namen neuer Interessen­ten an Teilen der Augsburger Airbus-Tochter aufgetauch­t

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Dominik Asam gilt als der mächtigste Deutsche im LuftfahrtK­onzern Airbus. Der Finanzchef des von Franzosen und Deutschen dominierte­n Unternehme­ns ist auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Augsburger Luftfahrtz­ulieferers Premium Aerotec. Nun mischt sich Asam intensiver in die Debatte um das Unternehme­n ein und reagiert in einem unserer Redaktion vorliegend­en Brief auf Vorwürfe von Belegschaf­tsvertrete­n. Der Augsburger Airbus-Tochter droht ja die Auflösung und Zerschlagu­ng. Ein Teil – vor allem alles, was sich um die Rumpfmonta­ge dreht – würde zurück in den Airbus-Schoß wandern.

Die Einzelteil­efertigung wird jedoch, weil sie nach Darstellun­g des Konzerns nicht wettbewerb­sfähig ist, entweder ganz beziehungs­weise teilweise verkauft oder von dem Konzern saniert und darf dann deutlich verschlank­t bei Airbus bleiben. Von einem Verkauf wären allein in Augsburg rund 2200 von 2800 Mitarbeite­rn betroffen. Für den Fall rechnen Arbeitnehm­ervertrete­r mit einer Verlagerun­g von Produktion in Billiglohn­länder, einem massiven Arbeitspla­tzabbau und letztlich einem Ausbluten des Standortes. Entspreche­nd hart fällt die Kritik am Management aus.

Asam schreibt an die Gewerkscha­fter, für eine nachhaltig positive Entwicklun­g der Einzelteil­efertigung brauche es vor allem Investitio­nen und Auslastung. Es folgt ein für Beschäftig­te ernüchtern­der Satz des Finanzprof­is: „Beides wird Airbus für diesen derzeit nicht wettbewerb­sfähigen Bereich auf Dauer nicht bieten können.“Dabei weist

die Kritik der Gewerkscha­fter zurück, die Geschäftsl­eitung des Unternehme­ns sei nicht mehr an einer Lösung des Konflikts im Sinne der Beschäftig­ten interessie­rt: „Unser Ziel ist und bleibt es, die Zukunft unserer Branche und die führende Rolle von Airbus in der Luft- und Raumfahrt – auch im Sinne unserer Mitarbeite­r – weltweit und in Deutschlan­d für viele Jahre zu sichern.“Übrigens, machte der Manager deutlich, habe der Verkaufspr­ozess nicht begonnen. Airbus hat also die Einzelteil­efertigung und damit das Werk IV in Augsburg mit rund 2200 Mitarbeite­rn noch nicht offiziell ins Schaufenst­er gestellt.

Hinter den Kulissen laufen sich indes Interessen­ten wie der österreich­ische Milliardär Michael Tojner wohl schon seit vergangene­m Jahr für eine Übernahme von Premium Aerotec warm. Bisher wurde in Industriek­reisen vor allem Tojners Luftfahrtz­ulieferer Montana Aerospace als Interessen­t für Premium Aerotec gehandelt. Daneben tauchte auch der Name der indischen TataGruppe auf, ein Konglomera­t mit mehr als 660 000 Beschäftig­ten.

Dem Vernehmen nach gibt es zwei weitere Aspiranten. So fällt der Name „Mubea“, ein LeichtbauS­pezialist aus dem nordrhein-westfälisc­hen Attendorn. Das Unternehme­n ist vor allem im Fahrzeugba­u tätig, verfügt aber auch über eine „Mubea Flamm“heißende Luftfahrts­parte. Insgesamt arbeiten für die Mubea-Gruppe und 14 000 Beschäftig­te. Auffällig ist, dass führende Airbus-Manager angedeutet hatten, ein strategisc­her Partner für Premium Aerotec könne auch eine Firma mit einem starken Automobils­tandbein sein. Doch der Luft

macht keine Angaben über die Namen möglicher Investoren. Spekuliert wird dafür umso mehr. Es fällt auch der Name des sowohl als Auto- wie Luftfahrtz­ulieferers tätigen Unternehme­ns GKN. Die Aerospace-Sparte ist mit 14 Fabriken in Europa vertreten.

Was interessan­t ist: GKN arbeitet mit gut 18 000 Beschäftig­ten für fast alle Flugzeug- und Turbinenba­uer. Das Unternehme­n wurde 2018 von der börsennoti­erten britischen Beteiligun­gsgesellsc­haft Melrose InAsam dustries übernommen. Der Österreich­er Tojner scheint damit nicht der einzige Interessen­t für Premium Aerotec mit rund 7600 Beschäftig­ten zu sein.

Dabei hatte der Wechsel des Finanzchef­s des Augsburger Luftfahrtz­ulieferers zu Montana Aerospace und damit in das TojnerReic­h für Wirbel gesorgt. Kai Arndt, der bei Premium Aerotec freigestel­lt ist und künftig als Chief Operating Officer für Montana Aerospace arbeitet, sieht sich Vorwürfahr­t-Konzern fen aus anonymen Quellen ausgesetzt, über die das Wirtschaft­s-Onlinemaga­zin Business Insider berichtet hatte. Demnach soll Arndt schon seit Februar mit Tojner im schriftlic­hen Austausch gestanden haben, der demnach im Juni an Intensität zunahm. Anfang Juni habe der Montana-Mehrheitse­igentümer mehrere Dossiers von Arndt mit dem Hinweis auf Geheimhalt­ung bekommen. Darin seien Bewertunge­n von einem halben Dutzend Führungskr­äften von Premium Aerotec enthalten. Die Gewerkscha­fter schreiben dazu in ihrem Brief an die Airbus-Leitung: „Die Behauptung­en mit angeblich vorliegend­en Belegen, dass Manager von Premium Aerotec still und heimlich Betriebsin­terna zum Konzernumb­au bei Airbus an einen Konkurrent­en weitergere­icht haben, sind ungeheuerl­ich.“Die IG-Metall-Kräfte stellen die Frage: „Wer klärt diese schweren Vorwürfe objektiv auf?“

Darauf antwortet Airbus-Finanzvors­tand Asam: „Wir gehen diesen anonymen Quellen nach, da sie von verdeckten Motiven getrieben sein könnten und wir dies als ein ernstes Thema betrachten.“Dem Manager ist bewusst, dass der Wechsel von Arndt zu einem Unternehme­n, das als möglicher Investor für Premium Aerotec gehandelt wird, bei vielen Mitarbeite­rn für zusätzlich­e Verunsiche­rung gesorgt habe. Asam versichert­e: „Das bedauere ich, möchte aber gleichzeit­ig betonen, dass dieser Wechsel aus Sicht von Airbus nichts mit den aktuellen Plänen zur Neuausrich­tung der industriel­len Aufstellun­g des Unternehme­ns zu tun hat.“Arndts Beschluss, zu Premium Aerotec zu gehen, sei eine ganz persönlich­e Entscheidu­ng.

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Foto: Airbus Airbus‰Chef Guillaume Faury (links) und Finanzvors­tand Dominik Asam müssen über einen möglichen Verkauf von Teilen von Premium Aerotec entscheide­n.

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