Schwörrede gegen die Spaltung
Ulmer Stadtfeiertag in kleinem Rahmen
Ulm Dreckig-braun wälzt sich die Donau durch Ulm und Neu-Ulm. An das Nabada, den bunten Umzug auf dem Wasser, ist angesichts dieser Bedingungen ohnehin nicht zu denken. Aber auch wegen der Pandemie-Vorkehrungen ist das wilde Treiben früherer Jahre verboten.
Am Schwörmontag, Ulms Stadtfeiertag, kamen in anderen Jahren mehrere zehntausend Menschen in die Stadt. Sie sahen sich das Treiben auf dem Wasser an oder fuhren selbst in Schlauchbooten und auf Flößen mit. Sie lauschten den Konzerten, aßen, tranken, tanzten und feierten. Im zweiten Corona-Jahr wird der Schwörmontag abermals in abgespeckter Form begangen. Allerdings ist etwas mehr erlaubt und geboten als 2020. Abends gibt es vereinzelte Konzerte, in der Parkanlage Friedrichsau wird Streetfood verkauft und bei der Schwörrede sind knapp dreimal so viele Besucherinnen und Besucher zugelassen wie im Vorjahr.
Die Schwörrede ist der traditionelle Kern der Feier. Der Oberbürgermeister schwört, alle Bürgerinnen und Bürger gleich zu behandeln. Die Ansprache von Amtsinhaber Gunter Czisch (CDU) gerät diesmal trotz viel Lobs für Erfolge der Stadt zu einer Mahnung: Keiner wisse, ob es 2022 mit Corona wirklich vorbei sei. Und sie enthält deutliche Kritik an Bund und Ländern, zum Beispiel für die Corona-Regeln. Die Unterschiede zwischen den Vorgaben waren in der Grenzregion zwischen Bayern und BadenWürttemberg intensiv zu spüren – und sind es teilweise noch. Die Gesellschaft dürfe sich in der Pandemie nicht spalten lassen, sagt Czisch: „Extrempositionen bringen uns nicht weiter.“