Donau Zeitung

Schnäppche­njäger stürmen Dillinger Flohmarkt

Besuchersc­haren kommen am Sonntag zum ersten Trödel nach dem Lockdown auf den Baywa-Parkplatz. Die Polizei ist von der Veranstalt­ung überrascht

- VON DOMINIK BUNK

Dillingen Zahlreiche Verkaufsst­ände, ein großes Angebot und geschäftig­es Treiben – so kennen die Dillinger ihre Flohmärkte. Wie eine Woche zuvor in Wertingen hat nun auch in Dillingen der erste Trödelmark­t seit den Lockerunge­n stattgefun­den. Der kommt am Sonntag bei den Menschen gut an. Und zwar so gut, dass sich die Parkplatzs­uche um die Baywa herum als sehr problemati­sch herausstel­lt. Stellplätz­e umliegende­r Betriebe sind überfüllt. Auch an der gesamten Johannes-Scheiffele­Straße entlang reihen sich die Fahrzeuge bis zur Kaufland-Filiale aneinander. Vor Abbiegespu­ren machen einige Parker ebenfalls nicht halt, was im späteren Verlauf auch die Polizei stutzig macht. Dazu später mehr. Das Treiben ist bereits von Weitem sichtbar: Zahlreiche Menschen laufen entweder Richtung Baywa oder zurück zu ihrem Auto.

Zu diesen gehört auch Klaus Kapfer. „Man merkt, dass die Leute wieder rauswollen“, findet er. Der Dischinger ist zusammen mit seiner Frau Miriam unterwegs, um sich zwischen den Verkaufsst­änden umzusehen. Er meint: „Der Flohmarkt an sich war gut, aber alle laufen kreuz und quer.“Es sei gerade in der jetzigen Zeit „ein komisches Gefühl, wenn teilweise Leute ohne Maske auf einen zukommen“, so Kapfer.

Auf dem Markt angekommen, fallen direkt die zahlreiche­n Stände ins Auge. Allerlei Dinge werden von den Verkäufern angeboten. Von Kinderspie­lzeug, Klamotten und Büchern bis hin zu Besteck und anderen Haushaltsw­aren. Auch Schallplat­ten und viele andere, teils sehr alte Gegenständ­e, wie mechanisch­e Schreibmas­chinen oder Kuckucksuh­ren, können gekauft werden. Wie bereits zuvor die Parksituat­ion angedeutet hat, strömen auch zahlreiche Besucher durch die Gassen der Verkaufsst­ände.

Angelika und Eduard Bilodeau warten auf dem Fußweg vor dem Baywa-Parkplatz. Sie sind nach Dillingen gekommen, um „ein wenig zu schauen und zu bummeln“. Aber auch nach einer neuen Fahne suchen sie, denn die alte habe es bei einem Unwetter zerfetzt. Sie freuen sich zwar, dass der Flohmarkt stattfinde­n kann, doch sei es ihrem Eindruck nach schon fast wieder zu viel. „Sonst braucht man überall Drei-G-Regeln, hier kontrollie­rt aber keiner“, sagen die beiden Unterringi­nger. Mit Drei-G ist gemeint: getestet, geimpft oder genesen. „Wir wollen ja auch, dass die Pandemie mal wieder aufhört.“

Familie Knäpper ist am Sonntag sogar aus Giengen angereist. Sie wollte den Tag ebenfalls mit einem Bummel auf dem Flohmarkt in Dillingen starten. Nun sind die drei auf dem Heimweg. Gesucht haben Knäppers eigentlich eine Dampfmasch­ine, die habe aber leider niemand im Angebot gehabt. „Ein bisschen zu eng“sei es ebenfalls gewesen, sagen sie und teilen damit den Eindruck anderer Besucher. Der Markt an sich sei zwar gut, doch habe sich die Familie weniger profession­elle Händler und mehr Privatpers­onen als Verkäufer gewünscht.

Der Abstand von eineinhalb Metern ist am Sonntagvor­mittag schwer einzuhalte­n. Besonders im seitlichen Bereich, am Radweg Richtung Lauingen entlang, ergibt sich ein zäher Menschenfl­uss. Mehrere Desinfekti­onsmittels­pender sind auf dem Gelände verteilt aufgestell­t. Zwar tragen die meisten Besucher Masken, doch vereinzelt sind auch Leute ohne unterwegs. Das fällt auch der Polizei Dillingen auf.

In ihrem Bericht schreiben die Beamten, dass „extrem viel los“war. Vor allem seien die Einsatzkrä­fte wegen Verkehrsde­likten – hervorgeru­fen durch die Parksituat­ion – im Einsatz gewesen, wie die Pressespre­cherin der PI Dillingen, Katharina von Rönn, mitteilt.

Lediglich eine Person, die das Tragen einer FFP2-Maske verweidie gerte, sei vermerkt worden. Die Polizisten vor Ort seien aber nicht speziell wegen des Flohmarkts ausgerückt, sagt von Rönn. Denn die Stadt Dillingen habe die Veranstalt­ung vorab nicht gemeldet. Somit seien den Beamten die beim Flohmarkt geltenden Coronarege­ln nicht bekannt gewesen.

Doch auch wenn das der Fall gewesen wäre, hätte die Polizei dafür unter normalen Umständen nicht extra ein Fahrzeug ausgesende­t, so von Rönn. „Wenn die Veranstalt­ung in einem normalen Rahmen stattfinde­t, werden von der Streife lediglich der Verkehr und der Infektions­schutz geprüft“, erklärt die Pressespre­cherin. Manchmal würden Polizisten die Stände auch auf verbotene Gegenständ­e prüfen. Dazu gehören beispielsw­eise „Andenken vom Krieg“, welche oft durch verbotene Symbole geziert werden, aber auch Waffen aller Art.

Und was sagt der Veranstalt­er zum Sonntag? Organisier­t hat den Flohmarkt Manfred Kaprol. Er kann bestätigen, dass die Polizei nicht über die Veranstalt­ung informiert wurde. Der Glötter sei aufgrund seiner Warnweste vor Ort von den Beamten angesproch­en worden, welche ihn nach der Genehmigun­g gefragt hätten. Die habe er natürlich gehabt.

Allgemein sei der Ansturm größer gewesen, als er im Vorfeld erwartet hatte. Und: „Auch der Aufwand war wegen Corona deutlich größer“, so Kaprol. Die Maskenpfli­cht sei teils nicht eingehalte­n worden, erklärt er. Deshalb seien einige Besucher vom Veranstalt­er ermahnt worden.

 ?? Foto: Dominik Bunk ?? Der Dillinger Flohmarkt war am Sonntag unglaublic­h gut besucht. Das sorgte für Bilder, die wegen Corona schon lange nicht mehr alltäglich sind. Von den Besuchern mussten die Maskenpfli­cht und der Abstand eingehalte­n werden. Letzteres war in manchen Abschnitte­n jedoch nur schwer möglich.
Foto: Dominik Bunk Der Dillinger Flohmarkt war am Sonntag unglaublic­h gut besucht. Das sorgte für Bilder, die wegen Corona schon lange nicht mehr alltäglich sind. Von den Besuchern mussten die Maskenpfli­cht und der Abstand eingehalte­n werden. Letzteres war in manchen Abschnitte­n jedoch nur schwer möglich.

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