Schnäppchenjäger stürmen Dillinger Flohmarkt
Besucherscharen kommen am Sonntag zum ersten Trödel nach dem Lockdown auf den Baywa-Parkplatz. Die Polizei ist von der Veranstaltung überrascht
Dillingen Zahlreiche Verkaufsstände, ein großes Angebot und geschäftiges Treiben – so kennen die Dillinger ihre Flohmärkte. Wie eine Woche zuvor in Wertingen hat nun auch in Dillingen der erste Trödelmarkt seit den Lockerungen stattgefunden. Der kommt am Sonntag bei den Menschen gut an. Und zwar so gut, dass sich die Parkplatzsuche um die Baywa herum als sehr problematisch herausstellt. Stellplätze umliegender Betriebe sind überfüllt. Auch an der gesamten Johannes-ScheiffeleStraße entlang reihen sich die Fahrzeuge bis zur Kaufland-Filiale aneinander. Vor Abbiegespuren machen einige Parker ebenfalls nicht halt, was im späteren Verlauf auch die Polizei stutzig macht. Dazu später mehr. Das Treiben ist bereits von Weitem sichtbar: Zahlreiche Menschen laufen entweder Richtung Baywa oder zurück zu ihrem Auto.
Zu diesen gehört auch Klaus Kapfer. „Man merkt, dass die Leute wieder rauswollen“, findet er. Der Dischinger ist zusammen mit seiner Frau Miriam unterwegs, um sich zwischen den Verkaufsständen umzusehen. Er meint: „Der Flohmarkt an sich war gut, aber alle laufen kreuz und quer.“Es sei gerade in der jetzigen Zeit „ein komisches Gefühl, wenn teilweise Leute ohne Maske auf einen zukommen“, so Kapfer.
Auf dem Markt angekommen, fallen direkt die zahlreichen Stände ins Auge. Allerlei Dinge werden von den Verkäufern angeboten. Von Kinderspielzeug, Klamotten und Büchern bis hin zu Besteck und anderen Haushaltswaren. Auch Schallplatten und viele andere, teils sehr alte Gegenstände, wie mechanische Schreibmaschinen oder Kuckucksuhren, können gekauft werden. Wie bereits zuvor die Parksituation angedeutet hat, strömen auch zahlreiche Besucher durch die Gassen der Verkaufsstände.
Angelika und Eduard Bilodeau warten auf dem Fußweg vor dem Baywa-Parkplatz. Sie sind nach Dillingen gekommen, um „ein wenig zu schauen und zu bummeln“. Aber auch nach einer neuen Fahne suchen sie, denn die alte habe es bei einem Unwetter zerfetzt. Sie freuen sich zwar, dass der Flohmarkt stattfinden kann, doch sei es ihrem Eindruck nach schon fast wieder zu viel. „Sonst braucht man überall Drei-G-Regeln, hier kontrolliert aber keiner“, sagen die beiden Unterringinger. Mit Drei-G ist gemeint: getestet, geimpft oder genesen. „Wir wollen ja auch, dass die Pandemie mal wieder aufhört.“
Familie Knäpper ist am Sonntag sogar aus Giengen angereist. Sie wollte den Tag ebenfalls mit einem Bummel auf dem Flohmarkt in Dillingen starten. Nun sind die drei auf dem Heimweg. Gesucht haben Knäppers eigentlich eine Dampfmaschine, die habe aber leider niemand im Angebot gehabt. „Ein bisschen zu eng“sei es ebenfalls gewesen, sagen sie und teilen damit den Eindruck anderer Besucher. Der Markt an sich sei zwar gut, doch habe sich die Familie weniger professionelle Händler und mehr Privatpersonen als Verkäufer gewünscht.
Der Abstand von eineinhalb Metern ist am Sonntagvormittag schwer einzuhalten. Besonders im seitlichen Bereich, am Radweg Richtung Lauingen entlang, ergibt sich ein zäher Menschenfluss. Mehrere Desinfektionsmittelspender sind auf dem Gelände verteilt aufgestellt. Zwar tragen die meisten Besucher Masken, doch vereinzelt sind auch Leute ohne unterwegs. Das fällt auch der Polizei Dillingen auf.
In ihrem Bericht schreiben die Beamten, dass „extrem viel los“war. Vor allem seien die Einsatzkräfte wegen Verkehrsdelikten – hervorgerufen durch die Parksituation – im Einsatz gewesen, wie die Pressesprecherin der PI Dillingen, Katharina von Rönn, mitteilt.
Lediglich eine Person, die das Tragen einer FFP2-Maske verweidie gerte, sei vermerkt worden. Die Polizisten vor Ort seien aber nicht speziell wegen des Flohmarkts ausgerückt, sagt von Rönn. Denn die Stadt Dillingen habe die Veranstaltung vorab nicht gemeldet. Somit seien den Beamten die beim Flohmarkt geltenden Coronaregeln nicht bekannt gewesen.
Doch auch wenn das der Fall gewesen wäre, hätte die Polizei dafür unter normalen Umständen nicht extra ein Fahrzeug ausgesendet, so von Rönn. „Wenn die Veranstaltung in einem normalen Rahmen stattfindet, werden von der Streife lediglich der Verkehr und der Infektionsschutz geprüft“, erklärt die Pressesprecherin. Manchmal würden Polizisten die Stände auch auf verbotene Gegenstände prüfen. Dazu gehören beispielsweise „Andenken vom Krieg“, welche oft durch verbotene Symbole geziert werden, aber auch Waffen aller Art.
Und was sagt der Veranstalter zum Sonntag? Organisiert hat den Flohmarkt Manfred Kaprol. Er kann bestätigen, dass die Polizei nicht über die Veranstaltung informiert wurde. Der Glötter sei aufgrund seiner Warnweste vor Ort von den Beamten angesprochen worden, welche ihn nach der Genehmigung gefragt hätten. Die habe er natürlich gehabt.
Allgemein sei der Ansturm größer gewesen, als er im Vorfeld erwartet hatte. Und: „Auch der Aufwand war wegen Corona deutlich größer“, so Kaprol. Die Maskenpflicht sei teils nicht eingehalten worden, erklärt er. Deshalb seien einige Besucher vom Veranstalter ermahnt worden.