Von wegen Halali
Die Jäger finden auch im zweiten Anlauf am Wertinger Sportplatz keinen neuen Vorstand. Jetzt geht es vor Gericht weiter
Wertingen Mit rund 800 Mitgliedern ist die Kreisjägervereinigung eigener Auskunft zufolge die größte in Schwaben und auch bayernweit vorne mit dabei. Doch seit mehr als einem Jahr wird der Verein nur noch kommissarisch geleitet. Weil eine Briefwahl an zu geringer Beteiligung scheiterte, setzten die Jäger nun auf eine Präsenzveranstaltung auf dem Wertinger Sportplatz. Rund 100 Mitglieder kamen. Doch eine Lösung ist noch immer nicht gefunden. Im Gegenteil.
Zwar wurde die Veranstaltung musikalisch von den Jagdhornbläsern aus Wertingen und Dillingen umrahmt, dazwischen ging es aber nicht gerade harmonisch zu. Rund 20 Mitglieder sprachen ihre Vorwürfe offen aus. Ein Thema: die Finanzen. Der kommissarische Kassenwart Markus Gutmair hatte nur die jährliche Abrechnung der Jagdschule vorliegen, und weil die Ausgaben und Einnahmen jahresübergreifend anfielen, konnte er sie den einzelnen Kursen nicht zuordnen. So lag der Gewinn 2020 mit einem Kurs nur bei 87,49 Euro und 2019, ein Jahr zuvor, bei rund 27.000 Euro bei zwei Kursen.
Mike Rauhoff erklärte, die KursZuordnung laufe erst seit Anfang 2021, als er, „nachdem es den ein oder anderen Disput gegeben habe“, vorübergehend die Leitung der Jagdschule von Vorsitzendem Helmut Jaumann übernommen hatte. Und Rauhoff versprach, dass beim laufenden Kurs unter dem Strich mehr Gewinn bleiben würde. Der Kicklinger betonte in seinem Bericht allerdings, dass er den Arbeitsaufwand in bestimmten Bereichen unterschätzt habe. Dieser müsse künftig auf mehrere Schultern verteilt werden. Der Verein sei auf die Einnahmen der Jagdschule angewiesen. Seit 2002 werden die Kurse angeboten. Dadurch und weil Wertingen einer von 16 Prüfungsstandorten in Bayern ist, habe die Wertinger Einrichtung einen sehr guten Ruf. Rauhoff betonte: „Helmut Jaumann hat die Jagdschule mit viel Aufwand und Mühe zu dem gemacht, was sie ist.“Zwölf Ausbilder, die sich mit Herzblut und Engagement einbringen, das sei nicht selbstverständlich. Wenn jedoch keine Lehrgänge abgehalten würden, ginge es schnell bergab.
Weitere Nachfragen der Mitglieder mündeten in zahlreichen Vorwürfen gegenüber dem Vorsitzenden Helmut Jaumann. Etwa, dass er zu viel Aufwandsentschädigung erhalten habe. Jaumann selbst fühlte sich nicht in der Lage zu antworten, das übernahm sein Stellvertreter Richard Kraus. Der erklärte: „Das war alles absolut rechtens zu zahlen. Warum ihr bei einem Menschen, der Tausende von Arbeitsstunden geleistet hat, kritisiert, die Auslagen zu erstatten, erschließt sich mir nicht.“Weder die Bestätigung der geordneten Kassenlage durch die Kassenprüfer Professor Klaus Stüwe und Josef Gartner beruhigte die Kritiker, noch der aktuelle Kontostand von rund 105.000 Euro oder das Angebot, welches Zweiter Vorsitzender Richard Kraus zur Sanierung des Vereinsheims, des Hauses der Jäger am Judenberg, vorlegte. Erhalten hatte er es von Ulrich Reitenberger. Der ist selbst Mitglied und bot an, einen Teil der Kosten zu spenden.
Schließlich wurde der Vorstand doch noch für die Jahre 2019 und 2020 entlastet. Für die Neuwahl war Rechtsanwalt Hubert Probst aus Dillingen als Wahlleiter engagiert worden. Doch einen Kandidaten für den Posten des Vorsitzenden gab es nicht. Auch nicht nach einer Pause. Das Team um Josef Mang, das bei der Briefwahl angetreten war, hatte seine Kandidatur inzwischen zurückgezogen. Mang beklagte sich über ausstehende Antworten auf zahlreiche Fragen und betonte: „Ich habe keine Zeit, das aufzuarbeiten und mich damit auseinanderzusetzen.“Obwohl viele beteuerten, sie würden das neue Vorstandsteam unterstützen, blieb Rechtsanwalt Probst nichts anderes übrig, als die Wahl mangels Kandidaten abzubrechen. Der bisherige Vorstand erklärte einstimmig, die Posten auch nicht kommissarisch weiterzuführen. Voraussichtlich wird das Registergericht nun einen Notvorstand einberufen.
Nach Abschluss des offiziellen Teils trat Reitenberger ans Mikrofon und sagte: „Das ist mir so zuwider, dass keiner ein gutes Wort für Helmut Jaumann findet: So eine Lebensleistung verdient Lob, bei allem, was er für die Jagd, Natur und Kreisgruppe geleistet hat.“Auch wenn er die jetzige Situation mitverschuldet habe, leistete der passionierte Jäger und Tierschützer „Großartiges in den 23 Jahren seiner Amtszeit“. Großer Applaus zeigte, dass viele Mitglieder mit dem Bauunternehmer einer Meinung waren.
Die Stimmung war gedrückt beim Herausgehen, nicht nur ein Mitglied sagte: „Wir können die Kreisjägervereinigung doch nicht so sterben lassen.“