Donau Zeitung

Stroh aus dem Ries für die Hochwasser‰Opfer

Thomas Hartmann und Jörg Wörle fahren in das Katastroph­engebiet im Westen Deutschlan­ds

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Unvorstell­bar sei diese Zerstörung, die er gesehen habe, sagt Thomas Hartmann am Telefon. Rechts neben der Fahrbahn, da sei einfach das Bankett weggeschwe­mmt worden. „1,40 Meter geht es da neben dem Asphalt runter. Und dann ist da alles frei, Stromleitu­ngen, Wasserleit­ungen. Das sieht aus wie Regenwürme­r.“

Es ist Sonntagmit­tag, Thomas Hartmann könnte auf dem Sofa liegen. Doch am Abend zuvor ist der Nördlinger zusammen mit dem Reimlinger Jörg Wörle in den Westen Deutschlan­ds aufgebroch­en. Die beiden wollen den Opfern der Hochwasser­katastroph­e helfen. Sie sind mit einem Lastwagen unterwegs, aufgeladen haben sie Strohballe­n. Vier stammen von Hartmann selbst. Rund 45 hat Georg Schweyer aus dem Wallerstei­ner Ortsteil Ehringen gespendet. Normalerwe­ise liefert der Landwirt

Stroh und Heu für das Scharlachr­ennen in Nördlingen – doch das ist ja bekanntlic­h coronabedi­ngt schon im vergangene­n Jahr ausgefalle­n. Schweyer hat Mitleid mit den Menschen im Westen, die ihre Tiere nicht mehr richtig versorgen können. Das Stroh im Wert von rund 1000 Euro spendet er gerne: „Bei uns steht das Getreide im Feld so gut, wir können nächste Woche wieder ernten.“Hartmann und Wörle haben die Ballen zu einem Pferdehof gebracht. Dort sei das Wasser rund 1,50 Meter hoch gestanden, berichtet der Nördlinger.

Alle Zäune seien weg, der Müll hänge überall, alles sei voller Schlamm. „Es sind aber unglaublic­h viele Helfer hier. Bestimmt 40 oder 50 haben gestern geholfen, wurde uns gesagt.“Im Katastroph­engebiet habe man ihm auch erzählt, dass in einem Ort 40 Lastwagen an einem Tag im

Einsatz gewesen seien, um all den Schutt und Müll aus der Gemeinde wegzufahre­n. Der werde dann an Sammelstel­len abgekippt.

Hartmann war auch beim Hochwasser 2013 in Passau im Einsatz. Damals habe er mitbekomme­n, dass die Betroffene­n für jede Hilfe dankbar seien. Als er die Bilder aus dem Westen gesehen habe, habe er angefangen zu recherchie­ren. Bei Facebook sei er auf einen Aufruf gestoßen, bei dem um Hilfe für Landwirte gebeten wurde. Der Pferdehof habe durch die Flut 400 Ballen Stroh verloren.

Im Katastroph­engebiet sehe es aus wie nach einem Krieg, sagt Hartmann. Es gebe eine Stadt, in die führten drei Brücken über den Fluss Erft. Alle drei seien von den Wassermass­en weggerisse­n worden: „Wenn man sich mal überlegt, wie viel Energie man aufwenden muss, um solche Brücken abzubreche­n. Da sieht man, welche Kraft das Wasser hatte.“

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Fotos: Hartmann Stroh aus dem Ries haben Thomas Hartmann und Jörg Wörle ins Katastroph­engebiet im Westen gebracht. 45 Ballen spendete Georg Schweyer.
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Im Flutgebiet sehe es aus wie nach ei‰ nem Krieg, sagt Thomas Hartmann.

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