„Dialekte waren das Schwierigste“
Seit 2019 gibt es den weltweit einzigartigen Master-Studiengang „Bayern-Studien“an der Universität Pilsen. Doch was kann man damit anfangen? Eine Absolventin berichtet
Frau Hosnedlová, Sie sind 24 Jahre alt und haben als eine der ersten Absolventinnen an der Universität Pilsen den weltweit einzigartigen MasterAbschluss „Bayern-Studien“erworben. Der Studiengang war erst 2019 aufgelegt worden. Wie hat Ihnen das Studium gefallen?
Sandra Hosnedlová: Das Studium hat mir sehr gefallen, obwohl es sehr anspruchsvoll gewesen ist. Ich hatte ja an der Universität Pilsen schon mein Bachelor als Germanistikstudentin absolviert. Der Master-Studiengang „Bayern-Studien“befindet sich am selben Lehrstuhl. Dort gibt es viele tolle Menschen. Da lag es für mich nahe, gleich weiterzustudieren.
Was im Besonderen gefiel Ihnen sehr, was war schwierig? Etwa bairische Dialekte?
Hosnedlová: Tatsächlich hat mir die Einführung in die Dialektologie am meisten Spaß gemacht. Gleichzeitig war es auch für mich als Tschechin das Schwierigste. Das kann man sich ja vermutlich vorstellen. Die mittelbairischen Dialekte gefielen mir am besten, das Fränkische fand ich noch schwieriger. Das Schwäbische haben wir im Vergleich dazu nur kurz besprochen.
Was fanden Sie noch spannend? Hosnedlová: Was ich auch hochinteressant fand, waren Einblicke ins bayerische und deutsche Rechtswesen. Dabei haben wir auch die Besonderheiten der bayerischen Verfassung diskutiert. Zum Studium gehörten zudem wirtschaftswissenschaftliche Fächer.
Warum haben Sie sich überhaupt für diesen Studiengang entschieden? Hatten Sie bereits Deutsch in der Schule? Hosnedlová: Ja, ich hatte Deutsch schon in der Schule, genauso wie Englisch. Ich habe daraufhin mein Bachelor-Studium des Deutschen in Kombination mit dem Englischen studiert. Ich finde, am Lehrstuhl in Pilsen wird Deutsch sehr gut unterrichtet. Ich selbst komme aus Budweis, das ist etwa 130 Kilometer von Pilsen entfernt.
Waren Sie schon einmal in Bayern? Oder in Deutschland? Wenn ja, wo? Hosnedlová: Ich war beispielsweise in Regensburg, in Passau, Weiden und in Bayreuth – aber auch schon in Berlin. Mir hat es in Berlin zwar gut gefallen, aber insgesamt war es mir zu groß. Ich mag lieber kleinere Städte. Am schönsten fand ich Regensburg. So eine wunderbare Altstadt, so gemütlich.
Gibt es noch Ziele in Bayern, die Sie gerne noch bereisen wollen? Hosnedlová: Tatsächlich möchte ich noch viel mehr Orte in Bayern bereisen. Ich habe von Studierenden, die über das Erasmus-Austausch-Programm in Augsburg waren, gehört, dass die Stadt richtig schön sein soll. Deshalb möchte gerne einmal auch dorthin. Ich habe aber noch keine konkreten Pläne.
Was werden Sie nun beruflich mit dem Master-Abschluss tun? Kann man damit überhaupt etwas anfangen? Hosnedlová: Ich hatte keine Probleme, einen Job zu finden. Ich bin nun bei der Firma Hauser beschäftigt. Das ist ein österreichisches Unternehmen, das sich mit dem Thema Kältetechnik befasst. Ich habe unter anderem die Aufgabe, mich um Kundschaft aus Deutschland und Österreich sowie Tschechien zu kümmern – aber auch um den Bereich Großbritannien. Ich bin in der Filiale von Hauser in Budweis tätig. Zu Hause sozusagen.
Wollen Sie womöglich promovieren? Hosnedlová: Ja, ich plane in der Tat eine Promotion. Ein Doktoratsstudium gibt es am Lehrstuhl für Germanistik in Pilsen zwar bisher nicht, es ist erst in Planung. Aber ich nehme einen Umweg über den Lehrstuhl für Philosophie, der am Lehrprogramm der „Arealstudien: Bayernstudien“beteiligt ist. Auf diese Weise kann ich dann, betreut durch eine Germanistik-Dozentin, trotzdem über ein bayerisch-tschechisches Thema promovieren.
Sie gehörten zu den ersten Studierenden des Master-Studiengangs. Findet er denn weiter Interesse? Hosnedlová: Bislang haben fünf Studierende des zweiten Studienjahres den Master abgeschlossen, acht weitere Studierende nutzen den zweiten Prüfungstermin im September. Und im aktuellen ersten Studienjahr sind gegenwärtig 17 Studierende eingeschrieben. Ich würde also schon sagen, dass der Studiengang sich gut fortsetzt.