Wieder zwei Bankfilialen weniger
Die Raiffeisenbank Aschberg schließt ihre Filialen in Aislingen und Glött, der Betrieb lohnt sich nicht mehr
Aislingen/Glött Wachstum, das kündigte die Raiffeisenbank Aschberg noch im Jahr 2019 an. Auch 2018 stand die Bank gut da, die Rede war von einem Geldinstitut, das auch in „stürmischen Zeiten“leistungsfähig bleibe. Trotzdem schließen im Herbst zwei Filialen im Landkreis. Wie passt das zusammen?
Geld abheben, Überweisungen tätigen: Für vieles braucht man im Bankwesen keine Filialen mehr. Am Aschberg hat dieser Wandel nun Konsequenzen. Die Filialen der Raiffeisenbank in Glött und Aislingen schließen zum 30. September 2021. Als Grund nannte die Bank das „veränderte Nutzungsverhalten“ihrer Kundinnen und Kunden. Ein Großteil der Bankgeschäfte werde bereits online oder per Telefon getätigt. Das Personal soll nun in die Holzheimer Filiale wechseln.
In Glött werde in den Räumen der Bank ein „Versicherungscenter“entstehen. Was mit dem Gebäude in Aislingen passiert, ist noch offen, heißt es in der Pressemitteilung. Die Geldautomaten und Auszugsdrucker blieben jedoch bestehen. Immerhin etwas, findet Aislingens
Bürgermeister Jürgen Kopriva. Er hat selbst erst am Montag von der Filialschließung erfahren. Erst vor knapp vier Jahren hat die Sparkasse im Ort zugemacht. Die Schließung werde vor allem für die älteren Bürgerinnen und Bürger Auswirkungen haben. Er geht davon aus, dass der Aislinger Seniorenfahrdienst, der von Ehrenamtlichen organisiert wird, nun häufiger ausrücken muss. Für Kopriva ist die Raiffeisenbank im Ort eine Institution. „Die war gefühlt schon immer da, und jetzt soll sie plötzlich verschwinden.“Für den Rathauschef ist es, als würde ein „Stück aus der Seele“des Ortes gerissen.
Und auch in Glött ist man enttäuscht: Bürgermeister Friedrich Käßmeyer sagt, es helfe nicht, zu jammern, doch vermissen werde man die Bankfiliale dennoch. Vor allen Dingen hätten Bewohner der Regens-Wagner-Einrichtungen gern das persönliche Beratungsangebot
genutzt. Der „gewohnte Gang“zur Bankfiliale fällt nun weg.
Aus dem Vorstand der Raiffeisenbank heißt es, man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Der Vorstandsvorsitzende Josef Negele beobachtet schon länger, dass sich das Nutzungsverhalten der Kundinnen und Kunden ändert. „Im letzten Jahr war der Wandel gravierend.“Auch Menschen im Rentenalter hätten immer mehr zur Banking-App oder zum Telefon gegriffen, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen.
Dass in Corona-Zeiten weniger Menschen zur Bank gegangen sind, erscheint zunächst als logisch, doch sollte man in solchen Ausnahmejahren die Zukunft der Filialen entscheiden? Negele betont, dass die Pandemie nicht den Ausschlag für die Schließung gegeben habe. „Wir erwarten, dass – auch wenn Corona irgendwann nur noch ein Randthema ist – sich das Verhalten der Kunden nicht mehr zurückentwickelt.“
Die Raiffeisenbank Aschberg will deshalb ihre Banking-App aufpolieren und ihre verbleibenden Filialen stärken. „Es wird sicherlich diejenigen geben, die weiterhin in die Filiale kommen wollen“, sagt Negele.
„Aber die müssen dann eben fünf Kilometer weiter fahren.“Es gebe auch viele Kunden, die ohnehin zum Arzt oder für Einkäufe nach Holzheim führen und dann auch gleich dort zur Filiale gehen könnten.
Negele sieht sich mit den drei verbleibenden Stellen in Fristingen, Holzheim und Offingen gut aufgestellt. „Da sind wir nicht schlechter als andere.“Doch wie passt die Schließung damit zusammen, dass die Bank gute Jahre hinter sich und ihre Mitglieder mit Dividenden ausgestattet hat? Für Negele ist das kein Widerspruch, die Filialen hätten sich schlicht nicht mehr gerechnet: „Wir haben auch eine Verantwortung für die Mitglieder in anderen Ortschaften, die erwarten, dass wir eine Dividende ausbezahlen.“Dass Banken ihre Kundschaft in den vergangenen Jahren mit Preiserhöhungen für Kontoführung und andere Dienstleistungen zu OnlineBankern erzogen haben, kann der Vorstand Negele nicht bestreiten. „Früher konnte man aus manchen Leistungen mehr Ertrag erzielen oder sie quersubventionieren und damit kostenlos anbieten. Heute muss jede Dienstleistung auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft werden.“