Donau Zeitung

Was Firmen für einen Bauplatz im Kreis zahlen

Alle zwei Jahre werden die Bodenricht­werte für die einzelnen Kommunen ermittelt. Dabei wird zwischen Wohnen und Gewerbe unterschie­den. Wo es am billigsten und wo am teuersten ist

- VON SIMONE BRONNHUBER

Die aktuellen Bodenricht­werte für die Kommunen sind ermittelt. Ein Überblick, was Gewerbetre­ibende wo zahlen müssen.

Landkreis Thomas Baumann muss im ersten Moment laut am Telefon lachen. „Heute würden wir kein Grundstück mehr dafür verkaufen“, sagt Ziertheims Bürgermeis­ter. Dennoch: Laut den aktuellen Bodenricht­werten, die in der Geschäftss­telle des Gutachtera­usschusses im Landratsam­t Dillingen alle zwei Jahre ermittelt werden, wird ein Grundstück in Ziertheim aktuell auf 19 Euro pro Quadratmet­er geschätzt. Diese Zahl gilt ausschließ­lich für gewerblich­e Nutzung, nicht für privates Wohnen. Dabei spielt es keine Rolle, ob dort eine Autowerkst­att oder ein Blumenlade­n stehen würde, so die Experten im Landratsam­t. Bürgermeis­ter Baumann sagt: „Die vergangene­n 15 Jahre gab es bei uns kein Gewerbegeb­iet mehr. Wir haben auch heute keine Grundstück­e für solch eine Nutzung aktuell zur Verfügung. Wenn wir die Möglichkei­t hätten, dann würden wir heute für 19 Euro sicherlich weder einkaufen noch verkaufen.“

Die Richtwerte sind zum 31.12.2020 aktuell ermittelt worden. Aber, so heißt es offiziell weiter,

Verkaufspr­eise weichen von Richtwerte­n ab

es könne durchaus vorkommen, dass manche Preise schon lange zurücklieg­en. Weil es zum Stichtag keine neuen Vergleichs­werte gab. Wie im Fall Ziertheim. Konkret: Wenn zuletzt vor 15 Jahren gewerblich­es Bauland verkauft wurde, wird dieser Wert auch in der aktuellen Statistik der Bodenricht­werte auftauchen. Laut Landratsam­t heißt es, dass immer die letzten gültigen Werte gegebenenf­alls angepasst werden.

Deshalb, so steht es auch in der Pressemitt­eilung des Landratsam­tes, handelt es sich bei den ermittelte­n Bodenricht­werten immer um Werte im „von–bis“-Bereich und auch nicht um tatsächlic­he Verkaufspr­eise. Diese können auf dem Immobilien­markt abweichen, heißt es. Detaillier­te und aktuelle Grundstück­sund Verkaufspr­eise von Bauplätzen – privat oder gewerblich – bestimmen allein die Gemeinden. Aber, das können die Verantwort­lichen im Landratsam­t ganz allgemein sagen: Die Bauplatzpr­eise haben in den vergangene­n zwei Jahren einen Anstieg um circa zehn bis 15 Prozent erlebt. Und: „Es sind immer nur Richtwerte – man kann sich danach richten, muss sich aber nicht danach richten.“

Ein weiteres Zahlenbeis­piel aus der Stadt Höchstädt. Für ein gewerblich­es Grundstück wurde ein Bodenricht­wert zwischen 20 und 53 Euro ermittelt. Diese Zahlen kennt auch Bürgermeis­ter Gerrit Maneth. Er sagt: „Es ist komplett davon abhängig, wo das Grundstück liegt.“Maneth erklärt, dass in der Kernstadt die Verkaufspr­eise für Gewerbegru­ndstücke zwischen 45 und 60 Euro liegen. Der Markt entscheide­t.

„Die Bodenricht­werte sind für uns Bürgermeis­ter vor allem eine Orientieru­ng“, sagt Maneth. Theoretisc­h, ergänzen die Experten im Landratsam­t, könne ein Verkaufspr­eis auch unter dem Bodenricht­wert liegen. Maneth sagt weiter: „Wir nehmen den Richtwert auch her, wenn uns Bürgerinne­n oder Bürger fragen, was sie für ihre Grundstück­e ansetzen können. Oder auch im Bereich der Landwirtsc­haft.“

weiteres Beispiel aus Lauingen. Dort würde ein gewerblich­es Grundstück in der Spitze auf bis zu 100 Euro eingestuft – und zählt damit laut Bodenricht­wert im Landkreis Dillingen zu den teuersten. Aber: Auch Bauplätze um die 20 Euro werden vom Gutachtera­usschuss im Landratsam­t in der Donaustadt ermittelt.

Zum Vergleich ein Blick ins Zusamtal: In der Stadt Wertingen gehen die Richtwerte für Gewerbe ab 28 Euro los, der Höchstwert liegt bei 108 Euro. In Buttenwies­en sind es bis zu 67 Euro, in Gottmannsh­ofen bis zu 69 Euro und in Roggden bis zu 23 Euro. Im Kesseltal gibt es zwar viele Ortschafte­n, aber wenig freie Grundstück­e für Gewerbe. In

Bissingen beläuft sich der Höchstrich­twert auf 23 Euro. Zugang zu diesen Daten bekommen nicht nur die Bürgermeis­ter. Laut Landratsam­t sind Bodenricht­wertauskün­fte gemäß der Vorgabe der Obersten Baubehörde des Bayerische­n Staatsmini­steriums des Innern, für Bau und Verkehr aber kostenpfli­chtig. Der Gebührenra­hmen laut Kostenverz­eichnis beträgt für Bodenricht­wertauskün­fte zwischen 20 und 350 Euro. Die den einzelnen Gutachtera­usschüssen übergeordn­ete Geschäftss­telle des Oberen GutachterE­in ausschusse­s Bayern mit Sitz in Landshut schreibt nicht vor, die Bodenricht­werte kostenfrei im Bayern-Atlas zur Verfügung zu stellen, heißt es in der Pressemitt­eilung. Die bewährte Praxis am Landratsam­t ist deshalb wie folgt: Gebühren bei Einzelausk­unft 25 Euro; Bodenricht­wertkarte für eine Kommune oder Stadt 50 Euro; komplette Richtwertl­iste des Landkreise­s 150 Euro.

Weiter: „Ungeachtet dessen sind die Bodenricht­werte alle zwei Jahre bei der Geschäftss­telle des Gutachtera­usschusses im Landratsam­t in Dillingen und zudem für einen Monat bei der jeweiligen Kommune beziehungs­weise Stadt kostenlos einsehbar.“

Deshalb kosten die Unterlagen

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Foto: AZ‰Infografik / Quelle: Landratsam­t Dillingen Diese Grafik zeigt die aktuellen Bodenricht­werte immer mit den höchsten Richtwerte­n pro Quadratmet­er für die Kommunen im Landkreis Dillingen. Es sind keine tatsächli‰ chen Verkaufspr­eise. Die Richtwerte umfassen baureifes Land inklusive Erschließu­ngskosten. Stand: 31.12.2020.

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