Donau Zeitung

Nach Impf‰Panne: Patienten wollen Gewissheit

Die Patienten des Pfuhler Hausarztes Kröner hätten wohl jedes Recht, wütend zu sein. Nach einem Fehler in seiner Praxis ist unklar, ob ihr Corona-Schutz ausreicht. Doch trotz stundenlan­gem Schlangest­ehen bleiben sie entspannt

- VON FRANZISKA WOLFINGER UND MICHAEL KROHA

Neu‰Ulm Wider Erwarten ist die Stimmung gut vor der Praxis des Pfuhler Hausarztes Christian Kröner. Dutzende Menschen stehen dort stundenlan­g Schlange und warten auf einen Antikörper­test. Der Mediziner aus dem Kreis Neu-Ulm, der mit seinem Engagement für Corona-Impfungen seit Monaten durch die Medien tingelt, musste Anfang dieser Woche einen Fehler einräumen.

Möglicherw­eise sind tausende Menschen, die in seiner Praxis gegen Corona geimpft wurden, nicht ausreichen­d geschützt, weil der Kühlschran­k, in dem die Impfstoffe gelagert waren, zu warm eingestell­t war. Wie es dazu kommen konnte, obwohl die Werte regelmäßig dokumentie­rt wurden, dazu macht der Hausarzt weiter keine genauen Angaben

und verweist auf ein laufendes Verfahren.

Betroffene stehen am Mittwoch teils mehr als zwei Stunden an, um nun überprüfen zu lassen, wie hoch die Wirksamkei­t nun ist. Immerhin: Das Wetter ist gut an diesem Vormittag in Pfuhl. Es regnet nicht, bei

Temperatur­en um die 20 Grad lässt es sich auch gut in der Sonne aushalten. Bestes Wetter zum Schlangest­ehen also. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum die Patientinn­en und Patienten, die hier mehrere Stunden auf einen Antikörper­test warten, nicht gereizter sind.

Die Ehrlichkei­t und Transparen­z, die der Hausarzt nun an den Tag legt, honorieren die Patientinn­en und Patienten. „Mir tun die hier leid“, sagt eine Frau, die vor der Praxis wartet. „Die haben Wochenende­n durchgesch­uftet, um möglichst viele Leute vor Corona zu schützen – und jetzt das. Fehler können nun mal passieren.“

Auch Lawrence Augustin wurde in der Praxis von Christian Kröner geimpft und hat nun per Mail die Mitteilung über die Panne bekommen. Er nimmt den kostenlos angebotene­n Antikörper-Test gerne an und erklärt: „Vermutlich macht der

Fehler bei der Wirksamkei­t der Impfung keinen großen Unterschie­d. Wenn jetzt schnell viele Menschen einen Test machen, der diese Vermutung bestätigt, gibt es auch für alle anderen Entwarnung. Dafür stehe ich hier dann auch gern die zwei Stunden an.“

Dass er damit recht haben könnte, zeigen erste, noch mit Vorsicht zu bewertende Ergebnisse der Antikörper­tests in Kröners Praxis, die er auch auf seiner Homepage veröffentl­icht hat. Die Daten, die bis zum frühen Mittwochab­end vorlagen, würden den ersten Eindruck bestätigen, so Kröner: Mit Impfungen durch Biontech und AstraZenec­a sei eine Wirksamkei­t trotz aller Umstände gegeben. Nur bei Johnson & Johnson habe er seine Zweifel. Dieses Präparat sei aber auch ein Sonderfall. Es wirke langsam, aber nachhaltig.

Wie viele Menschen sich zwischenze­itlich haben testen lassen, darüber hat Kröner selbst keinen genauen Überblick. „Vielleicht 300“, sagt er. Noch immer seien nicht alle informiert, „obwohl ich heute Nacht wieder nur vier Stunden geschlafen habe. Wir befinden uns weiter in der Hölle“, so der Hausarzt.

Hausarzt-Kollegen aus Neu-Ulm reagieren unterschie­dlich auf die Panne im Ortsteil Pfuhl. So kritisiert Dr. Alexander Babiak, dass Patienten ohne Absprache zu ihm kommen würden, um Tests machen zu wollen. Dabei sei nicht geklärt, wer die Kosten übernimmt. Dr. Klaus Thamasett, Sprecher der Hausärzte im Kreis Neu-Ulm, und der Allgemeinm­ediziner Dr. Johannes Höß haben hingegen Kröner ihre Hilfe angeboten. Auch wenn der Pfuhler Hausarzt ein polarisier­ender Mensch sei, „das hat er nicht verdient“, so Thamasett.

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Foto: Alexander Kaya Dutzende Menschen warten vor der Pra‰ xis von Dr. Kröner.

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