Ein Brief der Stadt Höchstädt sorgt für Unruhe
Es geht um die Wartung von privaten Vakuumanlagen und wer was zahlen muss. Und: Der Glasfaserausbau wird forciert
Höchstädt Alle 20 Jahre sind Grundstückseigentümer und Grundstückseigentümerinnen in Höchstädt verpflichtet, ihre Vakuumanlagen einer offiziellen Wartung zu unterziehen. Auf eigene Kosten, falls es etwas zu reparieren geben sollte. Betroffen sind davon all die Bürgerinnen und Bürger, die mit dem System der Unterdruckentwässerung ausgestattet sind. Bei diesem Vakuumverfahren wird Abwasser per Unterdruck von den Hausanschlüssen abgesaugt. Die Wartung der Anlage ist eigentlich eine reine Formalie. Doch ein Schreiben der Höchstädter Verwaltung, das genau diese Formalie und damit verbundene Vorgehensweise beschreibt, sorgt für jede Menge Unruhe in der Donaustadt. Bürgermeister Gerrit Maneth nutzt deshalb bei der Stadtratssitzung die Gelegenheit, um noch mal alles genau zu erklären „und Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen“, wie er sagt.
Er sagt, dass der Stromverbrauch bei nicht einwandfreien Anlagen enorm groß sei. Diese Kosten würden wiederum alle treffen. Im ersten Schritt kommt zu den betroffenen Eigentümern eine Fachfirma zur Sichtprüfung. Dabei, so Maneth weiter, werden die Anlagen kontrolliert und mögliche Mängel festgestellt. „Die Sichtprüfung ist für alle kostenlos und es muss ja nicht automatisch ein Mangel festgestellt werden. Wer seine Anlage regelmäßig kontrolliert, ist auf der sicheren Seite“, so der Bürgermeister. Aber dazu seien die Eigentümer eben alle 20 Jahre verpflichtet: Es muss einen offiziellen Nachweis der Wartung geben. Und sei es nur eine Rechnung. Wer nichts belegen könne, müsse nun den offiziellen Weg gehen.
Würde die Fachfirma Mängel feststellen, so müssten die Bürgerinnen und Bürger diese beheben und die Kosten selbst tragen. Im schlimmsten Fall sei von maximal 490 Euro die Rede – „und das in 20 Jahren“, führt der Bürgermeister weiter aus. Wer möchte, der könne mögliche Reparaturarbeiten direkt von der Fachfirma, die die Sichtprüfung übernimmt, machen lassen. „Das ist aber kein Muss, auch unsere örtlichen Betriebe können diese Wartung übernehmen, wenn sie die Kapazitäten haben“, sagt Maneth. Wichtig: Auch die Absperreinrichtungen im Freien müssen freigelegt werden. Auf zwei Jahre werden die Wartungsarbeiten, die aktuell stattfinden, aufgeteilt, sodass nicht alle Eigentümerinnen und Eigentümer einer Vakuumanlage bereits angeschrieben worden sind. All diese Informationen – mehr oder weniger – wurden von der Stadtverwaltung in einem Brief an die betroffenen Haushalte versandt. Und der hat für Aufregung gesorgt, wie einige Stadträte berichten. Hans Mesch (Freie Wähler) sagt beispielsweise: „Ich bin auch angesprochen worden, ob man das machen muss, und um was es genau geht. Es wäre hilfreich, wenn wir Räte den Brief haben könnten.“
Generell sei er aber der Meinung, dass jeder für die Wartung seiner Anlage verantwortlich ist und nicht die gesamte Stadt an hohen Stromkosten leiden dürfe, nur weil Einzelne nicht ordentlich nach ihrer Haustechnik schauen. Dem stimmt Parteikollege Jakob Kehrle zu: „Wenn man sich kümmert, hat man kein Problem. Wenn man was austauschen muss, dann holt man eine Firma und regelt das. Ganz einfach.“So sieht es auch
Die Sichtprüfung ist für die Bevölkerung kostenlos
Zweiter Bürgermeister Stephan Karg: „Ich denke, dass das Schreiben ein wenig unglücklich formuliert war, aber ich bin voll dafür, dass wir diesen Weg gehen. Anders geht es nicht.“Bürgermeister Gerrit Maneth antwortet darauf: „Auch wir lernen nur dazu.“
Einen wichtigen Schritt in die Zukunft, so betitelt es Johann Jall (Umland), macht der Stadtrat bei der Entscheidung bezüglich der neuen Gigabitrichtlinie. So beschließt das Gremium einstimmig, dass für die förderfähigen Bereiche das Auswahlverfahren zum Breitbandausbau mit Glasfaser gestartet werden soll. Dabei werden Lose, sprich eine Reihenfolge mit Priorisierung, festgelegt: 1. Stadtteile, 2. Kernstadt, 3. Kernstadt mit punktuellen Förderbereichen plus Eigenausbau, 4. punktuelle Fördergrundstücke wie etwa Aussiedlerhöfe. Weil die geschätzten Ausgaben (Eigenanteil in Höhe von rund 713.000 Euro) von der Stadt nicht finanzierbar sind, wurde das Losverfahren festgelegt. So könne laut Maneth der Ausbau einerseits realisiert und andererseits die Förderung in Anspruch genommen werden. Zudem beschließt der Rat für die Ausschreibung eine flexible Deckelung in Höhe von sechs Millionen Euro, nach Abzug der 90-prozentigen Förderung bleiben rund 600.000 Euro an der Stadt hängen. 2026 könnten laut Bürgermeister die neuen Anschlüsse frühestens genutzt werden.